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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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gar keinen sichtbaren Zufluß, aber so reichliche unterirdische Quellen, daß sein sehr klares und eben so kaltes Wasser gleich beim Ausflusse zwei Mühlen treibt.

Von ihm erzählt man, daß es jährlich, in der Weihnachtsnacht von zwölf bis ein Uhr, in seiner Tiefe läute.

Die Mönche des erwähnten Klosters hatten nämlich einmal eine neue Glocke gießen und in dem noch stehenden Kirchthurme aufhängen lassen. Sie vergaßen aber, der Gewohnheit gemäß, sie vor dem Gebrauche zum Gottesdienste einzusegnen und zu taufen. Nun wollten sie sie zum ersten Male in der heiligen Weihnachtsnacht zur Christmesse gebrauchen. Aber kaum war sie in Schwung gesetzt und hatte einige Male getönt, als sie durch eine wunderbare Kraft losgerissen wurde, zum Schallloche des Thurmes hinaus, über das Kloster hin flog, und in den Opferteich fiel.

gar keinen sichtbaren Zufluß, aber so reichliche unterirdische Quellen, daß sein sehr klares und eben so kaltes Wasser gleich beim Ausflusse zwei Mühlen treibt.

Von ihm erzählt man, daß es jährlich, in der Weihnachtsnacht von zwölf bis ein Uhr, in seiner Tiefe läute.

Die Mönche des erwähnten Klosters hatten nämlich einmal eine neue Glocke gießen und in dem noch stehenden Kirchthurme aufhängen lassen. Sie vergaßen aber, der Gewohnheit gemäß, sie vor dem Gebrauche zum Gottesdienste einzusegnen und zu taufen. Nun wollten sie sie zum ersten Male in der heiligen Weihnachtsnacht zur Christmesse gebrauchen. Aber kaum war sie in Schwung gesetzt und hatte einige Male getönt, als sie durch eine wunderbare Kraft losgerissen wurde, zum Schallloche des Thurmes hinaus, über das Kloster hin flog, und in den Opferteich fiel.

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[49/0088] gar keinen sichtbaren Zufluß, aber so reichliche unterirdische Quellen, daß sein sehr klares und eben so kaltes Wasser gleich beim Ausflusse zwei Mühlen treibt. Von ihm erzählt man, daß es jährlich, in der Weihnachtsnacht von zwölf bis ein Uhr, in seiner Tiefe läute. Die Mönche des erwähnten Klosters hatten nämlich einmal eine neue Glocke gießen und in dem noch stehenden Kirchthurme aufhängen lassen. Sie vergaßen aber, der Gewohnheit gemäß, sie vor dem Gebrauche zum Gottesdienste einzusegnen und zu taufen. Nun wollten sie sie zum ersten Male in der heiligen Weihnachtsnacht zur Christmesse gebrauchen. Aber kaum war sie in Schwung gesetzt und hatte einige Male getönt, als sie durch eine wunderbare Kraft losgerissen wurde, zum Schallloche des Thurmes hinaus, über das Kloster hin flog, und in den Opferteich fiel.

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/88>, abgerufen am 28.03.2024.