dieselben bekannt gemacht, ehe man mein Buch lesen will. Jch habe nur den Grund von demjenigen anzeigen müssen, was andre weitläuftiger vorgeschrieben. Und also schliesse ich mit diesem Capitel den ersten Theil meiner Dichtkunst, darinn ich nach einer historischen Einleitung im I Capitel, den Poeten selbst im II und IIIten Capitel beschrieben; im IVten das Wesen der Poesie d. i. die Nachahmung und sonderlich die Fabel erkläret, und im V und VIten ihre fürnehmste Ei- genschafften gewiesen. Jn allen folgenden Capiteln habe ich die Mittel, wodurch die Poetische Nachahmung geschieht, nebst ihrem rechten Gebrauch und Misbrauch angezeiget: das ist, ich habe die Poetische Schreibart, nach ihren Fehlern und Schönheiten entdecket. Das waren nun allgemeine Lehren: Jm folgenden Theile wollen wir die besondern Gattungen, der bey uns üblichen Gedichte vor die Hand nehmen.
Ver-
Das XII. Capitel
dieſelben bekannt gemacht, ehe man mein Buch leſen will. Jch habe nur den Grund von demjenigen anzeigen muͤſſen, was andre weitlaͤuftiger vorgeſchrieben. Und alſo ſchlieſſe ich mit dieſem Capitel den erſten Theil meiner Dichtkunſt, darinn ich nach einer hiſtoriſchen Einleitung im I Capitel, den Poeten ſelbſt im II und IIIten Capitel beſchrieben; im IVten das Weſen der Poeſie d. i. die Nachahmung und ſonderlich die Fabel erklaͤret, und im V und VIten ihre fuͤrnehmſte Ei- genſchafften gewieſen. Jn allen folgenden Capiteln habe ich die Mittel, wodurch die Poetiſche Nachahmung geſchieht, nebſt ihrem rechten Gebrauch und Misbrauch angezeiget: das iſt, ich habe die Poetiſche Schreibart, nach ihren Fehlern und Schoͤnheiten entdecket. Das waren nun allgemeine Lehren: Jm folgenden Theile wollen wir die beſondern Gattungen, der bey uns uͤblichen Gedichte vor die Hand nehmen.
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Das XII. Capitel
dieſelben bekannt gemacht, ehe man mein Buch leſen will.
Jch habe nur den Grund von demjenigen anzeigen muͤſſen,
was andre weitlaͤuftiger vorgeſchrieben. Und alſo ſchlieſſe
ich mit dieſem Capitel den erſten Theil meiner Dichtkunſt,
darinn ich nach einer hiſtoriſchen Einleitung im I Capitel, den
Poeten ſelbſt im II und IIIten Capitel beſchrieben; im IVten
das Weſen der Poeſie d. i. die Nachahmung und ſonderlich
die Fabel erklaͤret, und im V und VIten ihre fuͤrnehmſte Ei-
genſchafften gewieſen. Jn allen folgenden Capiteln habe
ich die Mittel, wodurch die Poetiſche Nachahmung geſchieht,
nebſt ihrem rechten Gebrauch und Misbrauch angezeiget:
das iſt, ich habe die Poetiſche Schreibart, nach ihren Fehlern
und Schoͤnheiten entdecket. Das waren nun allgemeine
Lehren: Jm folgenden Theile wollen wir die beſondern
Gattungen, der bey uns uͤblichen Gedichte
vor die Hand nehmen.
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Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. Leipzig, 1730, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_versuch_1730/352>, abgerufen am 20.04.2024.
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