Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.fällen, welche auf das Fortbestehen des Bandmännerunwescns hinweisen. "Der frühere Schauspieler und nachherige Schauspieldichter Johann Chri- ') 18S1, verhielten sich die Protestanten zu den Katholiken ungefähr wie 1 zu 3, jetzt --
wo die Zahl der letztere" namentlich durch Auswanderung, theils auch durch Noth und Elend um fast zwei Millionen abgenommen hat - befinde" sich die Protestanten nur noch in einer Minderheit von 000,000 Seelen. fällen, welche auf das Fortbestehen des Bandmännerunwescns hinweisen. „Der frühere Schauspieler und nachherige Schauspieldichter Johann Chri- ') 18S1, verhielten sich die Protestanten zu den Katholiken ungefähr wie 1 zu 3, jetzt —
wo die Zahl der letztere» namentlich durch Auswanderung, theils auch durch Noth und Elend um fast zwei Millionen abgenommen hat - befinde» sich die Protestanten nur noch in einer Minderheit von 000,000 Seelen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0042" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186454"/> <p xml:id="ID_105" prev="#ID_104"> fällen, welche auf das Fortbestehen des Bandmännerunwescns hinweisen.<lb/> Das heutige Irland ist in sehr vielen Beziehungen ein anderes, als das Ir¬<lb/> land vor zehn Jahren. Es verliert im Großen und Ganzen mehr und mehr<lb/> seinen celtischen und katholischen Charakter, wird immer englischer und prote¬<lb/> stantischer») und damit vielleicht weniger poetisch, sicherlich aber glücklicher.<lb/> Das oben bezeichnete Buch setzt sich die Aufgabe, das alte und das neue<lb/> Irland zu schildern, jenes in vier kleinen Erzählungen nach dem Englischen,<lb/> dieses in Reisebildern, welche während einer Tour nach den merkwürdigsten<lb/> Punkten der Smaragdinsel gesammelt wurden. Beide Abtheilungen enthalten<lb/> manches Hübsche und Interessante, und das Ganze ist eine willkommene Ver¬<lb/> vollständigung des Huberschcn Buches über Irland- Wir geben in Folgen¬<lb/> dem einige Proben. Der Versasser gibt in der Einleitung eine Charakteristik<lb/> des Jrländers, den er mit dem Slaven zusammenstellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_106" next="#ID_107"> „Der frühere Schauspieler und nachherige Schauspieldichter Johann Chri-<lb/> stian Brandes erzählt in seiner noch immer lesenswerthen, an drastischen<lb/> Momenten überaus reichen „Lebensgeschichte" eine Geschichte, die ihm in<lb/> Polen begegnete, als er fünfzehnjährig seinem Principal, einem Stettiner Kauf¬<lb/> mann, durchgegangen war und sich, von allen Mitteln entblößt, in der Welt<lb/> herumtrieb. Von Danzig aus hatte er es, des Bettelns müde, als wan-<lb/> dernder Krämer mit einigen Pfunden Taback auf dem Rücken versucht und<lb/> kam eines Tags in ein stattliches Kassubendorf. von dessen Bewohnern er sich<lb/> ansehnlichen Absatz versprach. Im Wirthshause ward der „Brasilientobak"<lb/> ausgekramt und den anwesenden Gästen feil geboten. Ein betrunkener Bauer<lb/> forderte ein Dütchen und Brandes gab ihm nach Gutdünken; ehe er sich<lb/> aber umsah, fuhr eine Faust nach seinem Ohr. „Infamer Gauner! Ist das<lb/> für ein Dütchen Tabak? Glaubst du. daß ich besoffen sei, Spitzbube?" Der<lb/> Mißhandelte bat. so viel er konnte, und entschuldigte sich mit seiner Unkennt-<lb/> niß des Handels; aber je mehr er gute Worte gab, desto wüthender wurde<lb/> der Bauer. Endlich schrie der improvisirte Tabulctkrämcr nach Hilfe, dn er<lb/> keinen andern Ausweg wußte, sich von den polnischen Fäusten zu befreien,<lb/> und es trat der Wirth ein. weicher soeben aus der Kirche kam. Kaum er¬<lb/> fuhr dieser, daß Brandes mit Taback handelte, welche Waare er gewöhnlich<lb/> seinen Gästen selbst zu verkaufen pflegte, als er sofort dem Bauer Recht gab,<lb/> und weil er diesen Schleichhandel für einen unverzeihlicher Eingriff in sein<lb/> sich selbst zugeeignetes Monopol hielt, so erklärte er ohne weitere Umstände<lb/> den Taback für Contrebande. behauptete, daß ein so elender, zerlumpter Bett-</p><lb/> <note xml:id="FID_4" place="foot"> ') 18S1, verhielten sich die Protestanten zu den Katholiken ungefähr wie 1 zu 3, jetzt —<lb/> wo die Zahl der letztere» namentlich durch Auswanderung, theils auch durch Noth und Elend<lb/> um fast zwei Millionen abgenommen hat - befinde» sich die Protestanten nur noch in einer<lb/> Minderheit von 000,000 Seelen.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
fällen, welche auf das Fortbestehen des Bandmännerunwescns hinweisen.
Das heutige Irland ist in sehr vielen Beziehungen ein anderes, als das Ir¬
land vor zehn Jahren. Es verliert im Großen und Ganzen mehr und mehr
seinen celtischen und katholischen Charakter, wird immer englischer und prote¬
stantischer») und damit vielleicht weniger poetisch, sicherlich aber glücklicher.
Das oben bezeichnete Buch setzt sich die Aufgabe, das alte und das neue
Irland zu schildern, jenes in vier kleinen Erzählungen nach dem Englischen,
dieses in Reisebildern, welche während einer Tour nach den merkwürdigsten
Punkten der Smaragdinsel gesammelt wurden. Beide Abtheilungen enthalten
manches Hübsche und Interessante, und das Ganze ist eine willkommene Ver¬
vollständigung des Huberschcn Buches über Irland- Wir geben in Folgen¬
dem einige Proben. Der Versasser gibt in der Einleitung eine Charakteristik
des Jrländers, den er mit dem Slaven zusammenstellt.
„Der frühere Schauspieler und nachherige Schauspieldichter Johann Chri-
stian Brandes erzählt in seiner noch immer lesenswerthen, an drastischen
Momenten überaus reichen „Lebensgeschichte" eine Geschichte, die ihm in
Polen begegnete, als er fünfzehnjährig seinem Principal, einem Stettiner Kauf¬
mann, durchgegangen war und sich, von allen Mitteln entblößt, in der Welt
herumtrieb. Von Danzig aus hatte er es, des Bettelns müde, als wan-
dernder Krämer mit einigen Pfunden Taback auf dem Rücken versucht und
kam eines Tags in ein stattliches Kassubendorf. von dessen Bewohnern er sich
ansehnlichen Absatz versprach. Im Wirthshause ward der „Brasilientobak"
ausgekramt und den anwesenden Gästen feil geboten. Ein betrunkener Bauer
forderte ein Dütchen und Brandes gab ihm nach Gutdünken; ehe er sich
aber umsah, fuhr eine Faust nach seinem Ohr. „Infamer Gauner! Ist das
für ein Dütchen Tabak? Glaubst du. daß ich besoffen sei, Spitzbube?" Der
Mißhandelte bat. so viel er konnte, und entschuldigte sich mit seiner Unkennt-
niß des Handels; aber je mehr er gute Worte gab, desto wüthender wurde
der Bauer. Endlich schrie der improvisirte Tabulctkrämcr nach Hilfe, dn er
keinen andern Ausweg wußte, sich von den polnischen Fäusten zu befreien,
und es trat der Wirth ein. weicher soeben aus der Kirche kam. Kaum er¬
fuhr dieser, daß Brandes mit Taback handelte, welche Waare er gewöhnlich
seinen Gästen selbst zu verkaufen pflegte, als er sofort dem Bauer Recht gab,
und weil er diesen Schleichhandel für einen unverzeihlicher Eingriff in sein
sich selbst zugeeignetes Monopol hielt, so erklärte er ohne weitere Umstände
den Taback für Contrebande. behauptete, daß ein so elender, zerlumpter Bett-
') 18S1, verhielten sich die Protestanten zu den Katholiken ungefähr wie 1 zu 3, jetzt —
wo die Zahl der letztere» namentlich durch Auswanderung, theils auch durch Noth und Elend
um fast zwei Millionen abgenommen hat - befinde» sich die Protestanten nur noch in einer
Minderheit von 000,000 Seelen.
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