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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

man mit einiger Gerechtigkeit erkennen müssen, beiß in diesem kurzen Zeitraum viel,
sehr viel geschehen ist. Aufrichtigen Dank zollt Deutschland den Männern, welche
seit dem Herbst vorigen Jahres sich dieser so wichtigen Sache angenommen haben."

Und diesen Dank kann es auch nicht schmälern, wenn es der so schnell ge¬
schaffnen deutschen Flotte nicht vergönnt gewesen ist, anßer der notdürftigen Siche¬
rung der Küste, im deutsch-dänischen Kriege damals irgend etwas nennenswertes
zu leisten. Und auch dafür konnten die Begründer nichts, daß im Jahre 1852
die ganze Herrlichkeit dnrch Bundesratsbeschluß unter den Hammer kam. Die deutsche
Flotte hörte wieder auf zu existieren, selbst auf dem Papier.

Preußen hat dann allein für Deutschlands Seemacht gesorgt. Es hatte 1848
nur 1 Segelkorvette, die "Amazone," und 2 Kanonenboote; Ende 1853: 1 Segel-
frcgatte, 1 Segelkvrvette, 2 Dnmpfkorvetten, 42 Kanonenboote und 5 andre Kriegs¬
fahrzeuge mit zusammen 186 Kanonen. Die österreichisch-ungarische Flotte zählte
1353 im ganzen 100 Schiffe mit 716 Kanonen. 'IvmM'g. mntimwr! Wir be¬
gnügen uns hier mit diesem kurzen Rückblick in eine noch nicht zwei Menschenalter
hinter uns liegende Vergangenheit. Er lehrt, wieviel seitdem erreicht ist, er lehrt
aber auch, was uns fehlt: die von den Großvätern vorgethane Arbeit, die den
Enkeln ein müheloses Genießen erlaubt. Wir haben noch schwere Arbeit nötig,, bis
wir uns selbst genügen können.


Ethik und Religionsphilosophie.

Die von Richard Avenarius gegründete
Viertcljnhrsschrift für wissenschaftliche Philosophie wird jetzt von Paul
Barth herausgegeben (bei O- R. Reisland in Leipzig) und will fortfahren, "eine
möglichst enge Verbindung zwischen den Einzelwissenschaften und der Philosophie
aufrecht zu erhalten." Das erste Heft des laufenden 23. Jahrgangs enthält u. a.
eine interessante Studie des Herausgebers über die Frage des sittlichen Fort¬
schritts der Menschheit. Er versucht darin die Behauptung Brettes zu wider¬
legen, daß sich weder die sittliche" Grundsätze noch die sittlichen Gefühle ändern.
Wenn nun auch die Veränderung nachgewiesen wäre, so wäre damit noch nicht der
Fortschritt außer Zweifel gestellt; glaubt doch Barth selbst, daß "die Gegenwart
einen absteigenden Ast der Entwicklung" darstelle. Wir selbst bekennen uns, wie
die Leser wissen, zu Brettes Ansicht, können aber Barths Arbeit als einen wert¬
vollen Beitrag zur Erkenntnis des schwierigen Gegenstandes empfehlen. --
Dr. Thomas Unheils hat in Gestalt eines Bändchens der Sammlung Göschen
im vorigen Jahre eine kleine Ethik herausgegegeben, die in drei Abschnitte ge¬
gliedert ist: Geschichte der Ethik und Kritik ihrer Systeme, die Erscheinungen der
Sittlichkeit, die Prinzipien der Sittlichkeit. Das Büchlein ist sehr brauchbar als
Leitfaden für die Orientierung, aber seine Ergebnisse befriedigen nicht ganz. Die
beiden Sätze: "daß wir es in der Ethik nicht mit einem von vornherein fest¬
stehenden Kanon sittlicher Normen zu thun haben, sondern mit einem organischen
Entwicklungsprodukt" sS. 41), und daß "die Welt des Sittlichen beherrscht wird
durch die höchste Norm der Zwecke, die das individuelle Dasein dem sozialen und
sogar dem kosmischen System unterordnen" (S. 74), kann man nnter Vorbehalt
beide gelten lassen; aber sie widersprechen einander, und wie der Widerspruch zu
lösen sei, wird nicht klar gemacht. Daß ferner Sittlichkeit nnr in der Gemein¬
schaft möglich und der Jndividnal-Eudcimonismns in seinen rohern Formen unzu¬
lässig sei, wird heute nicht leicht jemand bestreiten, aber indem sich Unheils bemüht,
den Weltzweck, das höchste Gut, aus dem Individuum hinaus zu verlegen, verliert
er zuletzt den Boden unter den Füßen, denn es giebt außerhalb der geistigen In-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

man mit einiger Gerechtigkeit erkennen müssen, beiß in diesem kurzen Zeitraum viel,
sehr viel geschehen ist. Aufrichtigen Dank zollt Deutschland den Männern, welche
seit dem Herbst vorigen Jahres sich dieser so wichtigen Sache angenommen haben."

Und diesen Dank kann es auch nicht schmälern, wenn es der so schnell ge¬
schaffnen deutschen Flotte nicht vergönnt gewesen ist, anßer der notdürftigen Siche¬
rung der Küste, im deutsch-dänischen Kriege damals irgend etwas nennenswertes
zu leisten. Und auch dafür konnten die Begründer nichts, daß im Jahre 1852
die ganze Herrlichkeit dnrch Bundesratsbeschluß unter den Hammer kam. Die deutsche
Flotte hörte wieder auf zu existieren, selbst auf dem Papier.

Preußen hat dann allein für Deutschlands Seemacht gesorgt. Es hatte 1848
nur 1 Segelkorvette, die „Amazone," und 2 Kanonenboote; Ende 1853: 1 Segel-
frcgatte, 1 Segelkvrvette, 2 Dnmpfkorvetten, 42 Kanonenboote und 5 andre Kriegs¬
fahrzeuge mit zusammen 186 Kanonen. Die österreichisch-ungarische Flotte zählte
1353 im ganzen 100 Schiffe mit 716 Kanonen. 'IvmM'g. mntimwr! Wir be¬
gnügen uns hier mit diesem kurzen Rückblick in eine noch nicht zwei Menschenalter
hinter uns liegende Vergangenheit. Er lehrt, wieviel seitdem erreicht ist, er lehrt
aber auch, was uns fehlt: die von den Großvätern vorgethane Arbeit, die den
Enkeln ein müheloses Genießen erlaubt. Wir haben noch schwere Arbeit nötig,, bis
wir uns selbst genügen können.


Ethik und Religionsphilosophie.

Die von Richard Avenarius gegründete
Viertcljnhrsschrift für wissenschaftliche Philosophie wird jetzt von Paul
Barth herausgegeben (bei O- R. Reisland in Leipzig) und will fortfahren, „eine
möglichst enge Verbindung zwischen den Einzelwissenschaften und der Philosophie
aufrecht zu erhalten." Das erste Heft des laufenden 23. Jahrgangs enthält u. a.
eine interessante Studie des Herausgebers über die Frage des sittlichen Fort¬
schritts der Menschheit. Er versucht darin die Behauptung Brettes zu wider¬
legen, daß sich weder die sittliche» Grundsätze noch die sittlichen Gefühle ändern.
Wenn nun auch die Veränderung nachgewiesen wäre, so wäre damit noch nicht der
Fortschritt außer Zweifel gestellt; glaubt doch Barth selbst, daß „die Gegenwart
einen absteigenden Ast der Entwicklung" darstelle. Wir selbst bekennen uns, wie
die Leser wissen, zu Brettes Ansicht, können aber Barths Arbeit als einen wert¬
vollen Beitrag zur Erkenntnis des schwierigen Gegenstandes empfehlen. —
Dr. Thomas Unheils hat in Gestalt eines Bändchens der Sammlung Göschen
im vorigen Jahre eine kleine Ethik herausgegegeben, die in drei Abschnitte ge¬
gliedert ist: Geschichte der Ethik und Kritik ihrer Systeme, die Erscheinungen der
Sittlichkeit, die Prinzipien der Sittlichkeit. Das Büchlein ist sehr brauchbar als
Leitfaden für die Orientierung, aber seine Ergebnisse befriedigen nicht ganz. Die
beiden Sätze: „daß wir es in der Ethik nicht mit einem von vornherein fest¬
stehenden Kanon sittlicher Normen zu thun haben, sondern mit einem organischen
Entwicklungsprodukt" sS. 41), und daß „die Welt des Sittlichen beherrscht wird
durch die höchste Norm der Zwecke, die das individuelle Dasein dem sozialen und
sogar dem kosmischen System unterordnen" (S. 74), kann man nnter Vorbehalt
beide gelten lassen; aber sie widersprechen einander, und wie der Widerspruch zu
lösen sei, wird nicht klar gemacht. Daß ferner Sittlichkeit nnr in der Gemein¬
schaft möglich und der Jndividnal-Eudcimonismns in seinen rohern Formen unzu¬
lässig sei, wird heute nicht leicht jemand bestreiten, aber indem sich Unheils bemüht,
den Weltzweck, das höchste Gut, aus dem Individuum hinaus zu verlegen, verliert
er zuletzt den Boden unter den Füßen, denn es giebt außerhalb der geistigen In-


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[0244] Maßgebliches und Unmaßgebliches man mit einiger Gerechtigkeit erkennen müssen, beiß in diesem kurzen Zeitraum viel, sehr viel geschehen ist. Aufrichtigen Dank zollt Deutschland den Männern, welche seit dem Herbst vorigen Jahres sich dieser so wichtigen Sache angenommen haben." Und diesen Dank kann es auch nicht schmälern, wenn es der so schnell ge¬ schaffnen deutschen Flotte nicht vergönnt gewesen ist, anßer der notdürftigen Siche¬ rung der Küste, im deutsch-dänischen Kriege damals irgend etwas nennenswertes zu leisten. Und auch dafür konnten die Begründer nichts, daß im Jahre 1852 die ganze Herrlichkeit dnrch Bundesratsbeschluß unter den Hammer kam. Die deutsche Flotte hörte wieder auf zu existieren, selbst auf dem Papier. Preußen hat dann allein für Deutschlands Seemacht gesorgt. Es hatte 1848 nur 1 Segelkorvette, die „Amazone," und 2 Kanonenboote; Ende 1853: 1 Segel- frcgatte, 1 Segelkvrvette, 2 Dnmpfkorvetten, 42 Kanonenboote und 5 andre Kriegs¬ fahrzeuge mit zusammen 186 Kanonen. Die österreichisch-ungarische Flotte zählte 1353 im ganzen 100 Schiffe mit 716 Kanonen. 'IvmM'g. mntimwr! Wir be¬ gnügen uns hier mit diesem kurzen Rückblick in eine noch nicht zwei Menschenalter hinter uns liegende Vergangenheit. Er lehrt, wieviel seitdem erreicht ist, er lehrt aber auch, was uns fehlt: die von den Großvätern vorgethane Arbeit, die den Enkeln ein müheloses Genießen erlaubt. Wir haben noch schwere Arbeit nötig,, bis wir uns selbst genügen können. Ethik und Religionsphilosophie. Die von Richard Avenarius gegründete Viertcljnhrsschrift für wissenschaftliche Philosophie wird jetzt von Paul Barth herausgegeben (bei O- R. Reisland in Leipzig) und will fortfahren, „eine möglichst enge Verbindung zwischen den Einzelwissenschaften und der Philosophie aufrecht zu erhalten." Das erste Heft des laufenden 23. Jahrgangs enthält u. a. eine interessante Studie des Herausgebers über die Frage des sittlichen Fort¬ schritts der Menschheit. Er versucht darin die Behauptung Brettes zu wider¬ legen, daß sich weder die sittliche» Grundsätze noch die sittlichen Gefühle ändern. Wenn nun auch die Veränderung nachgewiesen wäre, so wäre damit noch nicht der Fortschritt außer Zweifel gestellt; glaubt doch Barth selbst, daß „die Gegenwart einen absteigenden Ast der Entwicklung" darstelle. Wir selbst bekennen uns, wie die Leser wissen, zu Brettes Ansicht, können aber Barths Arbeit als einen wert¬ vollen Beitrag zur Erkenntnis des schwierigen Gegenstandes empfehlen. — Dr. Thomas Unheils hat in Gestalt eines Bändchens der Sammlung Göschen im vorigen Jahre eine kleine Ethik herausgegegeben, die in drei Abschnitte ge¬ gliedert ist: Geschichte der Ethik und Kritik ihrer Systeme, die Erscheinungen der Sittlichkeit, die Prinzipien der Sittlichkeit. Das Büchlein ist sehr brauchbar als Leitfaden für die Orientierung, aber seine Ergebnisse befriedigen nicht ganz. Die beiden Sätze: „daß wir es in der Ethik nicht mit einem von vornherein fest¬ stehenden Kanon sittlicher Normen zu thun haben, sondern mit einem organischen Entwicklungsprodukt" sS. 41), und daß „die Welt des Sittlichen beherrscht wird durch die höchste Norm der Zwecke, die das individuelle Dasein dem sozialen und sogar dem kosmischen System unterordnen" (S. 74), kann man nnter Vorbehalt beide gelten lassen; aber sie widersprechen einander, und wie der Widerspruch zu lösen sei, wird nicht klar gemacht. Daß ferner Sittlichkeit nnr in der Gemein¬ schaft möglich und der Jndividnal-Eudcimonismns in seinen rohern Formen unzu¬ lässig sei, wird heute nicht leicht jemand bestreiten, aber indem sich Unheils bemüht, den Weltzweck, das höchste Gut, aus dem Individuum hinaus zu verlegen, verliert er zuletzt den Boden unter den Füßen, denn es giebt außerhalb der geistigen In-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231169/244>, abgerufen am 10.09.2024.