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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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ausgehängt. Da sprach er zum Wirth: "was will das sagen? vorm Jahr war die Stadt mit schwarzem Flor überzogen, heute mit rothem." Der Wirth antwortete: "vorm Jahr sollte unsers Königs Tochter dem Drachen ausgeliefert werden, aber der Marschall hat mit ihm gekämpft und ihn getödtet, und da soll morgen ihre Vermählung gefeiert werden, darum war die Stadt damals mit schwarzem Flor zur Trauer und ist heute mit rothem Scharlach zur Freude ausgehängt."

Am andern Tag, wo die Hochzeit seyn sollte, sprach der Jäger um Mittagszeit zum Wirth: "glaubt er wohl, Herr Wirth, daß ich heut Brot von des Königs Tisch hier essen will?" "Ja, sprach der Wirth, da wollt ich doch noch hundert Goldstücke dran setzen, daß das nicht wahr ist." Der Jäger nahm die Wette an und setzte einen Beutel mit eben so viel Goldstücken dagegen. Dann rief er den Hasen und sprach: "geh hin, lieber Springer, und hol mir von dem Brot, das der König ißt." Nun war das Häslein das geringste und konnte es keinem andern wieder auftragen, sondern mußte sich selbst auf die Beine machen. "Ei, dachte es, wann ich so allein durch die Straßen springe, da werden die Metzgerhunde hinter mir drein seyn." Wie es dachte, so geschah es auch und die Hunde kamen hinter ihm drein und wollten ihm sein gutes Fell flicken. Es sprang aber, hast du nicht gesehen! und flüchtete sich in ein Schilderhaus ohne daß es der Soldat gewahr wurde. Da kamen die Hunde und wollten es heraus haben, aber der Soldat verstand keinen Spaß und schlug mit dem Kolben drein, daß sie schreiend fortliefen. Als der Has merkte, daß die Luft rein war, sprang er zum Schloß hinein und

ausgehaͤngt. Da sprach er zum Wirth: „was will das sagen? vorm Jahr war die Stadt mit schwarzem Flor uͤberzogen, heute mit rothem.“ Der Wirth antwortete: „vorm Jahr sollte unsers Koͤnigs Tochter dem Drachen ausgeliefert werden, aber der Marschall hat mit ihm gekaͤmpft und ihn getoͤdtet, und da soll morgen ihre Vermaͤhlung gefeiert werden, darum war die Stadt damals mit schwarzem Flor zur Trauer und ist heute mit rothem Scharlach zur Freude ausgehaͤngt.“

Am andern Tag, wo die Hochzeit seyn sollte, sprach der Jaͤger um Mittagszeit zum Wirth: „glaubt er wohl, Herr Wirth, daß ich heut Brot von des Koͤnigs Tisch hier essen will?“ „Ja, sprach der Wirth, da wollt ich doch noch hundert Goldstuͤcke dran setzen, daß das nicht wahr ist.“ Der Jaͤger nahm die Wette an und setzte einen Beutel mit eben so viel Goldstuͤcken dagegen. Dann rief er den Hasen und sprach: „geh hin, lieber Springer, und hol mir von dem Brot, das der Koͤnig ißt.“ Nun war das Haͤslein das geringste und konnte es keinem andern wieder auftragen, sondern mußte sich selbst auf die Beine machen. „Ei, dachte es, wann ich so allein durch die Straßen springe, da werden die Metzgerhunde hinter mir drein seyn.“ Wie es dachte, so geschah es auch und die Hunde kamen hinter ihm drein und wollten ihm sein gutes Fell flicken. Es sprang aber, hast du nicht gesehen! und fluͤchtete sich in ein Schilderhaus ohne daß es der Soldat gewahr wurde. Da kamen die Hunde und wollten es heraus haben, aber der Soldat verstand keinen Spaß und schlug mit dem Kolben drein, daß sie schreiend fortliefen. Als der Has merkte, daß die Luft rein war, sprang er zum Schloß hinein und

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[323/0387] ausgehaͤngt. Da sprach er zum Wirth: „was will das sagen? vorm Jahr war die Stadt mit schwarzem Flor uͤberzogen, heute mit rothem.“ Der Wirth antwortete: „vorm Jahr sollte unsers Koͤnigs Tochter dem Drachen ausgeliefert werden, aber der Marschall hat mit ihm gekaͤmpft und ihn getoͤdtet, und da soll morgen ihre Vermaͤhlung gefeiert werden, darum war die Stadt damals mit schwarzem Flor zur Trauer und ist heute mit rothem Scharlach zur Freude ausgehaͤngt.“ Am andern Tag, wo die Hochzeit seyn sollte, sprach der Jaͤger um Mittagszeit zum Wirth: „glaubt er wohl, Herr Wirth, daß ich heut Brot von des Koͤnigs Tisch hier essen will?“ „Ja, sprach der Wirth, da wollt ich doch noch hundert Goldstuͤcke dran setzen, daß das nicht wahr ist.“ Der Jaͤger nahm die Wette an und setzte einen Beutel mit eben so viel Goldstuͤcken dagegen. Dann rief er den Hasen und sprach: „geh hin, lieber Springer, und hol mir von dem Brot, das der Koͤnig ißt.“ Nun war das Haͤslein das geringste und konnte es keinem andern wieder auftragen, sondern mußte sich selbst auf die Beine machen. „Ei, dachte es, wann ich so allein durch die Straßen springe, da werden die Metzgerhunde hinter mir drein seyn.“ Wie es dachte, so geschah es auch und die Hunde kamen hinter ihm drein und wollten ihm sein gutes Fell flicken. Es sprang aber, hast du nicht gesehen! und fluͤchtete sich in ein Schilderhaus ohne daß es der Soldat gewahr wurde. Da kamen die Hunde und wollten es heraus haben, aber der Soldat verstand keinen Spaß und schlug mit dem Kolben drein, daß sie schreiend fortliefen. Als der Has merkte, daß die Luft rein war, sprang er zum Schloß hinein und

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/387>, abgerufen am 09.10.2024.