Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

ließ er sich nicht schrecken, und gieng vorwärts, da gab ihm der Jäger die zweite Ladung. Der Wolf verbiß den Schmerz, und rückte dem Jäger zu Leibe; da zog dieser seinen blanken Hirschfänger, und gab ihm links und rechts ein paar Hiebe, daß er, über und über blutend, mit Geheul zu dem Fuchs zurück lief. 'Nun, Bruder Wolf,' sprach der Fuchs, 'wie bist du mit dem Menschen fertig worden?' 'Ach,' antwortete der Wolf, 'so hab ich mir die Stärke des Menschen nicht vorgestellt, erst nahm er einen Stock von der Schulter, und blies hinein, da flog mir etwas ins Gesicht, das hat mich ganz entsetzlich gekitzelt: danach pustete er noch einmal in den Stock, da flog mirs um die Nase, wie Blitz und Hagelwetter, und wie ich ganz nah war, da zog er eine blanke Rippe aus dem Leib, damit hat er so auf mich losgeschlagen, daß ich beinah todt wäre liegen geblieben.' 'Siehst du,' sprach der Fuchs, 'was du für ein Prahlhans bist: du wirfst das Beil so weit, daß dus nicht wieder holen kannst.'



ließ er sich nicht schrecken, und gieng vorwärts, da gab ihm der Jäger die zweite Ladung. Der Wolf verbiß den Schmerz, und rückte dem Jäger zu Leibe; da zog dieser seinen blanken Hirschfänger, und gab ihm links und rechts ein paar Hiebe, daß er, über und über blutend, mit Geheul zu dem Fuchs zurück lief. ‘Nun, Bruder Wolf,’ sprach der Fuchs, ‘wie bist du mit dem Menschen fertig worden?’ ‘Ach,’ antwortete der Wolf, ‘so hab ich mir die Stärke des Menschen nicht vorgestellt, erst nahm er einen Stock von der Schulter, und blies hinein, da flog mir etwas ins Gesicht, das hat mich ganz entsetzlich gekitzelt: danach pustete er noch einmal in den Stock, da flog mirs um die Nase, wie Blitz und Hagelwetter, und wie ich ganz nah war, da zog er eine blanke Rippe aus dem Leib, damit hat er so auf mich losgeschlagen, daß ich beinah todt wäre liegen geblieben.’ ‘Siehst du,’ sprach der Fuchs, ‘was du für ein Prahlhans bist: du wirfst das Beil so weit, daß dus nicht wieder holen kannst.’



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0482" n="444"/>
ließ er sich nicht schrecken, und gieng vorwärts, da gab ihm der Jäger die zweite Ladung. Der Wolf verbiß den Schmerz, und rückte dem Jäger zu Leibe; da zog dieser seinen blanken Hirschfänger, und gab ihm links und rechts ein paar Hiebe, daß er, über und über blutend, mit Geheul zu dem Fuchs zurück lief. &#x2018;Nun, Bruder Wolf,&#x2019; sprach der Fuchs, &#x2018;wie bist du mit dem Menschen fertig worden?&#x2019; &#x2018;Ach,&#x2019; antwortete der Wolf, &#x2018;so hab ich mir die Stärke des Menschen nicht vorgestellt, erst nahm er einen Stock von der Schulter, und blies hinein, da flog mir etwas ins Gesicht, das hat mich ganz entsetzlich gekitzelt: danach pustete er noch einmal in den Stock, da flog mirs um die Nase, wie Blitz und Hagelwetter, und wie ich ganz nah war, da zog er eine blanke Rippe aus dem Leib, damit hat er so auf mich losgeschlagen, daß ich beinah todt wäre liegen geblieben.&#x2019; &#x2018;Siehst du,&#x2019; sprach der Fuchs, &#x2018;was du für ein Prahlhans bist: du wirfst das Beil so weit, daß dus nicht wieder holen kannst.&#x2019;</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[444/0482] ließ er sich nicht schrecken, und gieng vorwärts, da gab ihm der Jäger die zweite Ladung. Der Wolf verbiß den Schmerz, und rückte dem Jäger zu Leibe; da zog dieser seinen blanken Hirschfänger, und gab ihm links und rechts ein paar Hiebe, daß er, über und über blutend, mit Geheul zu dem Fuchs zurück lief. ‘Nun, Bruder Wolf,’ sprach der Fuchs, ‘wie bist du mit dem Menschen fertig worden?’ ‘Ach,’ antwortete der Wolf, ‘so hab ich mir die Stärke des Menschen nicht vorgestellt, erst nahm er einen Stock von der Schulter, und blies hinein, da flog mir etwas ins Gesicht, das hat mich ganz entsetzlich gekitzelt: danach pustete er noch einmal in den Stock, da flog mirs um die Nase, wie Blitz und Hagelwetter, und wie ich ganz nah war, da zog er eine blanke Rippe aus dem Leib, damit hat er so auf mich losgeschlagen, daß ich beinah todt wäre liegen geblieben.’ ‘Siehst du,’ sprach der Fuchs, ‘was du für ein Prahlhans bist: du wirfst das Beil so weit, daß dus nicht wieder holen kannst.’

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/482
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/482>, abgerufen am 23.04.2024.