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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

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und setzte einen großen Schweinekessel voll übers Feuer, und wie es gahr war, trug sie es herein. 'Endlich kommt noch ein Bischen' sagte er und aß alles hinein; es war aber doch nicht genug seinen Hunger zu stillen. Da sprach er 'Vater, ich sehe wohl, bei ihm werd ich nicht satt, will er mir einen Stab von Eisen verschaffen, der stark ist, und den ich vor meinen Knien nicht zerbrechen kann, so will ich fort in die Welt gehen.' Der Bauer war froh, spannte seine zwei Pferde vor den Wagen und holte bei dem Schmied einen Stab so groß und dick, als ihn die zwei Pferde nur fort schaffen konnten. Der Junge nahm ihn vor die Knie und ratsch! brach er ihn wie eine Bohnenstange in der Mitte entzwei und warf ihn weg. Der Vater spannte vier Pferde vor und holte einen Stab so groß und dick, als ihn die vier Pferde fort schaffen konnten. Der Sohn knickte auch diesen vor dem Knie entzwei, warf ihn hin und sprach 'Vater, der kann mir nicht helfen, er muß besser vorspannen und einen stärkeren Stab holen.' Da spannte der Vater acht Pferde vor und holte einen so groß und dick, als ihn die acht Pferde herbei fahren konnten. Wie der Sohn den in die Hand nahm, brach er gleich oben ein Stück davon ab und sagte 'Vater, ich sehe er kann mir keinen Stab anschaffen wie ich ihn brauche, ich will nicht länger bei ihm bleiben.'

Da gieng er fort und gab sich für einen Schmiedegesellen aus. Er kam in ein Dorf, darin wohnte ein Schmied, der war ein Geizmann, gönnte keinem Menschen etwas und wollte alles allein haben; zu dem trat er in die Schmiede und fragte ob er keinen Gesellen brauchte. 'Ja' sagte der Schmied, sah ihn an und dachte

und setzte einen großen Schweinekessel voll übers Feuer, und wie es gahr war, trug sie es herein. ‘Endlich kommt noch ein Bischen’ sagte er und aß alles hinein; es war aber doch nicht genug seinen Hunger zu stillen. Da sprach er ‘Vater, ich sehe wohl, bei ihm werd ich nicht satt, will er mir einen Stab von Eisen verschaffen, der stark ist, und den ich vor meinen Knien nicht zerbrechen kann, so will ich fort in die Welt gehen.’ Der Bauer war froh, spannte seine zwei Pferde vor den Wagen und holte bei dem Schmied einen Stab so groß und dick, als ihn die zwei Pferde nur fort schaffen konnten. Der Junge nahm ihn vor die Knie und ratsch! brach er ihn wie eine Bohnenstange in der Mitte entzwei und warf ihn weg. Der Vater spannte vier Pferde vor und holte einen Stab so groß und dick, als ihn die vier Pferde fort schaffen konnten. Der Sohn knickte auch diesen vor dem Knie entzwei, warf ihn hin und sprach ‘Vater, der kann mir nicht helfen, er muß besser vorspannen und einen stärkeren Stab holen.’ Da spannte der Vater acht Pferde vor und holte einen so groß und dick, als ihn die acht Pferde herbei fahren konnten. Wie der Sohn den in die Hand nahm, brach er gleich oben ein Stück davon ab und sagte ‘Vater, ich sehe er kann mir keinen Stab anschaffen wie ich ihn brauche, ich will nicht länger bei ihm bleiben.’

Da gieng er fort und gab sich für einen Schmiedegesellen aus. Er kam in ein Dorf, darin wohnte ein Schmied, der war ein Geizmann, gönnte keinem Menschen etwas und wollte alles allein haben; zu dem trat er in die Schmiede und fragte ob er keinen Gesellen brauchte. ‘Ja’ sagte der Schmied, sah ihn an und dachte

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[26/0038] und setzte einen großen Schweinekessel voll übers Feuer, und wie es gahr war, trug sie es herein. ‘Endlich kommt noch ein Bischen’ sagte er und aß alles hinein; es war aber doch nicht genug seinen Hunger zu stillen. Da sprach er ‘Vater, ich sehe wohl, bei ihm werd ich nicht satt, will er mir einen Stab von Eisen verschaffen, der stark ist, und den ich vor meinen Knien nicht zerbrechen kann, so will ich fort in die Welt gehen.’ Der Bauer war froh, spannte seine zwei Pferde vor den Wagen und holte bei dem Schmied einen Stab so groß und dick, als ihn die zwei Pferde nur fort schaffen konnten. Der Junge nahm ihn vor die Knie und ratsch! brach er ihn wie eine Bohnenstange in der Mitte entzwei und warf ihn weg. Der Vater spannte vier Pferde vor und holte einen Stab so groß und dick, als ihn die vier Pferde fort schaffen konnten. Der Sohn knickte auch diesen vor dem Knie entzwei, warf ihn hin und sprach ‘Vater, der kann mir nicht helfen, er muß besser vorspannen und einen stärkeren Stab holen.’ Da spannte der Vater acht Pferde vor und holte einen so groß und dick, als ihn die acht Pferde herbei fahren konnten. Wie der Sohn den in die Hand nahm, brach er gleich oben ein Stück davon ab und sagte ‘Vater, ich sehe er kann mir keinen Stab anschaffen wie ich ihn brauche, ich will nicht länger bei ihm bleiben.’ Da gieng er fort und gab sich für einen Schmiedegesellen aus. Er kam in ein Dorf, darin wohnte ein Schmied, der war ein Geizmann, gönnte keinem Menschen etwas und wollte alles allein haben; zu dem trat er in die Schmiede und fragte ob er keinen Gesellen brauchte. ‘Ja’ sagte der Schmied, sah ihn an und dachte

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/38>, abgerufen am 29.03.2024.