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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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wan eine Tochter miteinander erzeugen werden/
ihme solche verstehe dem Zimmerman ehlich beyzu-
legen; alsdann wird er nicht so bey Jahren seyn/
als jetzunder der jetzige Alte ist; und würde interim
zwischen euch beyden die ohnzweifentliche Hoffnung
daß der erste deß andern Schwer-Vatter: und der
ander deß ersten Tochtermann werden solte/ allen
bösen Argwohn auß dem Weg thun: und mich aller
Gefahr/ darin ich anderwerths gerathen möchte/
befreyen; zwar ists natürlich/ daß ein jungs Weibs-
Bild wie ich bin/ lieber einen jungen als alten
Mann nehmen wird; aber wir müssen sich jetzunder
miteinander in die Sach schicken/ wie es unser ge-
genwertiger Zustand erfordert/ umb vorzusehen/
daß ich und die so auß mir geboren werden möchten/
das sichere spielen/ durch diesen discurs der sich
weit ein mehrers erstreckte und außeinander zohe/
als ich jetzunder beschreibe/ wie auch durch der ver-
meinten Abissinerin Schönheit (so beym Feur in
meines Cammerrathen Augen viel vortrefflicher
herumb glantzte als zuvor) und ihre hurtige Ge-
berden/ wurde mein guter Zimmerman dergestalt
eingenommen und bethört/ daß er sich entblödete
zusagen/ er wolte ehe den Alten (mich vermeinen-
de) ins Meer werffen und die gantze Jnsul ruini-
ren/ ehe er eine solche Dame wie sie wäre/ überlas-
sen wolte und hierauff wurde auch oben gedachter
Accord zwischen ihr beyden beschlossen; doch der-
gestalt/ daß er mich hinderrucks oder im Schlaff mit
seiner Axt erschlagen solte/ weil er sich sowohl vor
meiner Leibs Stärcke als meinen Stab den er mir
selbst wie einen Böhmischen Ohrleffel verfertigt/
entsetzte.

Nach
F 2

wan eine Tochter miteinander erzeugen werden/
ihme ſolche verſtehe dem Zimmerman ehlich beyzu-
legen; alsdann wird er nicht ſo bey Jahren ſeyn/
als jetzunder der jetzige Alte iſt; und wuͤrde interim
zwiſchen euch beyden die ohnzweifentliche Hoffnung
daß der erſte deß andern Schwer-Vatter: und der
ander deß erſten Tochtermann werden ſolte/ allen
boͤſen Argwohn auß dem Weg thun: und mich aller
Gefahr/ darin ich anderwerths gerathen moͤchte/
befreyen; zwar iſts natuͤrlich/ daß ein jungs Weibs-
Bild wie ich bin/ lieber einen jungen als alten
Mann nehmen wird; aber wir muͤſſen ſich jetzunder
miteinander in die Sach ſchicken/ wie es unſer ge-
genwertiger Zuſtand erfordert/ umb vorzuſehen/
daß ich und die ſo auß mir geboren werden moͤchten/
das ſichere ſpielen/ durch dieſen diſcurs der ſich
weit ein mehrers erſtreckte und außeinander zohe/
als ich jetzunder beſchreibe/ wie auch durch der ver-
meinten Abiſſinerin Schoͤnheit (ſo beym Feur in
meines Cammerꝛathen Augen viel vortrefflicher
herumb glantzte als zuvor) und ihre hurtige Ge-
berden/ wurde mein guter Zimmerman dergeſtalt
eingenommen und bethoͤrt/ daß er ſich entbloͤdete
zuſagen/ er wolte ehe den Alten (mich vermeinen-
de) ins Meer werffen und die gantze Jnſul ruini-
ren/ ehe er eine ſolche Dame wie ſie waͤre/ uͤberlaſ-
ſen wolte und hierauff wurde auch oben gedachter
Accord zwiſchen ihr beyden beſchloſſen; doch der-
geſtalt/ daß er mich hinderꝛucks oder im Schlaff mit
ſeiner Axt erſchlagen ſolte/ weil er ſich ſowohl vor
meiner Leibs Staͤrcke als meinen Stab den er mir
ſelbſt wie einen Boͤhmiſchen Ohrleffel verfertigt/
entſetzte.

Nach
F 2
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[0127] wan eine Tochter miteinander erzeugen werden/ ihme ſolche verſtehe dem Zimmerman ehlich beyzu- legen; alsdann wird er nicht ſo bey Jahren ſeyn/ als jetzunder der jetzige Alte iſt; und wuͤrde interim zwiſchen euch beyden die ohnzweifentliche Hoffnung daß der erſte deß andern Schwer-Vatter: und der ander deß erſten Tochtermann werden ſolte/ allen boͤſen Argwohn auß dem Weg thun: und mich aller Gefahr/ darin ich anderwerths gerathen moͤchte/ befreyen; zwar iſts natuͤrlich/ daß ein jungs Weibs- Bild wie ich bin/ lieber einen jungen als alten Mann nehmen wird; aber wir muͤſſen ſich jetzunder miteinander in die Sach ſchicken/ wie es unſer ge- genwertiger Zuſtand erfordert/ umb vorzuſehen/ daß ich und die ſo auß mir geboren werden moͤchten/ das ſichere ſpielen/ durch dieſen diſcurs der ſich weit ein mehrers erſtreckte und außeinander zohe/ als ich jetzunder beſchreibe/ wie auch durch der ver- meinten Abiſſinerin Schoͤnheit (ſo beym Feur in meines Cammerꝛathen Augen viel vortrefflicher herumb glantzte als zuvor) und ihre hurtige Ge- berden/ wurde mein guter Zimmerman dergeſtalt eingenommen und bethoͤrt/ daß er ſich entbloͤdete zuſagen/ er wolte ehe den Alten (mich vermeinen- de) ins Meer werffen und die gantze Jnſul ruini- ren/ ehe er eine ſolche Dame wie ſie waͤre/ uͤberlaſ- ſen wolte und hierauff wurde auch oben gedachter Accord zwiſchen ihr beyden beſchloſſen; doch der- geſtalt/ daß er mich hinderꝛucks oder im Schlaff mit ſeiner Axt erſchlagen ſolte/ weil er ſich ſowohl vor meiner Leibs Staͤrcke als meinen Stab den er mir ſelbſt wie einen Boͤhmiſchen Ohrleffel verfertigt/ entſetzte. Nach F 2

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/127>, abgerufen am 25.04.2024.