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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Fünfftes Buch.
gewesen/ Gelegenheit genug an die Hand/ ohn einige
Verhinderungen auff die Staffeln der Hoheit zu
steigen/ ich thäts aber nicht/ Warumb? Jch halte/
weil mein fatum ein anders beschlossen/ nemlich das
jenige/ dahin mich meine fatuitas leitete.

Der Graf von der Wahl/ unter dessen Comman-
do
ich mich hiebevor in Westphalen bekant gemacht/
war eben auch zu Wien/ als ich mit Hertzbrudern
hin kam; dieser wurde bey einem Banquet/ da sich
verschiedene Käiserl. Kriegsräthe neben dem Grafen
von Götz und andern mehr befanden/ als man von al-
lerhand seltzamen Köpffen/ unter schiedlichen Solda-
ten/ und berühmten Parteygängern redete/ auch deß
Jägers von Soest eingedenck/ und erzehlte etliche
Stücklein von ihm so rühmlich/ daß sich theils über
einen so jungen Kerl verwunderten/ und bedaurten/
daß der listige Hessische Obriste S. A. ihm ein Weh-
Bengel angehenckt/ damit er entweder den Degen
beyseits legen/ oder doch Schwedische Waffen tra-
gen solte; Dann wolbesagter Graf von der Wahl
hatte alles erkündigt/ wie derselbige Obrist zu L. mit
mir gespielt; Hertzbruder/ der eben dort stunde/ und
mir meine Wolfahrt gern befördert hätte/ bat umb
Verzeyhung und Erlaubnus zu reden/ und sagte/
daß er den Jäger von Soest besser kenne/ als sonst ei-
nen Menschen in der Welt/ er sey nit allein ein guter
Soldat/ der Pulver riechen könte/ sondern auch ein
zimlicher Reuter/ ein perfecter Fechter/ ein trefflicher
Büchsenmeister und Feurwercker/ und über diß alles
einer der einem Ingenieur nichts nachgeben würde/
er hätte nit nur sein Weib/ weil er mit ihr so schimpf-
lich hindergangen worden/ sondern auch alles was

er
Y jv

Fuͤnfftes Buch.
geweſen/ Gelegenheit genug an die Hand/ ohn einige
Verhinderungen auff die Staffeln der Hoheit zu
ſteigen/ ich thaͤts aber nicht/ Warumb? Jch halte/
weil mein fatum ein anders beſchloſſen/ nemlich das
jenige/ dahin mich meine fatuitas leitete.

Der Graf von der Wahl/ unter deſſen Comman-
do
ich mich hiebevor in Weſtphalen bekant gemacht/
war eben auch zu Wien/ als ich mit Hertzbrudern
hin kam; dieſer wurde bey einem Banquet/ da ſich
verſchiedene Kaͤiſerl. Kriegsraͤthe neben dem Grafen
von Goͤtz und andern mehr befanden/ als man von al-
lerhand ſeltzamen Koͤpffen/ unter ſchiedlichen Solda-
ten/ und beruͤhmten Parteygaͤngern redete/ auch deß
Jaͤgers von Soeſt eingedenck/ und erzehlte etliche
Stuͤcklein von ihm ſo ruͤhmlich/ daß ſich theils uͤber
einen ſo jungen Kerl verwunderten/ und bedaurten/
daß der liſtige Heſſiſche Obriſte S. A. ihm ein Weh-
Bengel angehenckt/ damit er entweder den Degen
beyſeits legen/ oder doch Schwediſche Waffen tra-
gen ſolte; Dann wolbeſagter Graf von der Wahl
hatte alles erkuͤndigt/ wie derſelbige Obriſt zu L. mit
mir geſpielt; Hertzbruder/ der eben dort ſtunde/ und
mir meine Wolfahrt gern befoͤrdert haͤtte/ bat umb
Verzeyhung und Erlaubnus zu reden/ und ſagte/
daß er den Jaͤger von Soeſt beſſer kenne/ als ſonſt ei-
nen Menſchen in der Welt/ er ſey nit allein ein guter
Soldat/ der Pulver riechen koͤnte/ ſondern auch ein
zimlicher Reuter/ ein perfecter Fechter/ ein trefflicher
Buͤchſenmeiſter und Feurwercker/ und uͤber diß alles
einer der einem Ingenieur nichts nachgeben wuͤrde/
er haͤtte nit nur ſein Weib/ weil er mit ihr ſo ſchimpf-
lich hindergangen worden/ ſondern auch alles was

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[509/0515] Fuͤnfftes Buch. geweſen/ Gelegenheit genug an die Hand/ ohn einige Verhinderungen auff die Staffeln der Hoheit zu ſteigen/ ich thaͤts aber nicht/ Warumb? Jch halte/ weil mein fatum ein anders beſchloſſen/ nemlich das jenige/ dahin mich meine fatuitas leitete. Der Graf von der Wahl/ unter deſſen Comman- do ich mich hiebevor in Weſtphalen bekant gemacht/ war eben auch zu Wien/ als ich mit Hertzbrudern hin kam; dieſer wurde bey einem Banquet/ da ſich verſchiedene Kaͤiſerl. Kriegsraͤthe neben dem Grafen von Goͤtz und andern mehr befanden/ als man von al- lerhand ſeltzamen Koͤpffen/ unter ſchiedlichen Solda- ten/ und beruͤhmten Parteygaͤngern redete/ auch deß Jaͤgers von Soeſt eingedenck/ und erzehlte etliche Stuͤcklein von ihm ſo ruͤhmlich/ daß ſich theils uͤber einen ſo jungen Kerl verwunderten/ und bedaurten/ daß der liſtige Heſſiſche Obriſte S. A. ihm ein Weh- Bengel angehenckt/ damit er entweder den Degen beyſeits legen/ oder doch Schwediſche Waffen tra- gen ſolte; Dann wolbeſagter Graf von der Wahl hatte alles erkuͤndigt/ wie derſelbige Obriſt zu L. mit mir geſpielt; Hertzbruder/ der eben dort ſtunde/ und mir meine Wolfahrt gern befoͤrdert haͤtte/ bat umb Verzeyhung und Erlaubnus zu reden/ und ſagte/ daß er den Jaͤger von Soeſt beſſer kenne/ als ſonſt ei- nen Menſchen in der Welt/ er ſey nit allein ein guter Soldat/ der Pulver riechen koͤnte/ ſondern auch ein zimlicher Reuter/ ein perfecter Fechter/ ein trefflicher Buͤchſenmeiſter und Feurwercker/ und uͤber diß alles einer der einem Ingenieur nichts nachgeben wuͤrde/ er haͤtte nit nur ſein Weib/ weil er mit ihr ſo ſchimpf- lich hindergangen worden/ ſondern auch alles was er Y jv

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/515>, abgerufen am 30.04.2024.