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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Fünfftes Buch.
Sauerbrunnen auff meinen Hof zukommen lassen
würde; Jsts nur das? antwortet der König/ Jch
hätte vermeynt/ du würdest etliche grosse Smaragd
auß dem Americanischen Meer mit dir genommen/
und gebetten haben/ dir solche auff den Erdboben pas-
si
ren zu lassen? jetzt sehe ich/ daß kein Geitz bey euch
Christen ist; Mithin reichte er mir einen Stein von
seltzamen va[ri]renden Farben/ und sagte: Diesen stecke
zu dir/ und wo du ihn hin auff den Erdboden legen
wirst/ daselbst wird er anfahen das Centrum wieder
zu suchen/ und die bequemste Mineralia durchgehen/
biß er wieder zu uns kompt/ und dir unsert wegen ei-
ne herrliche Sauerbrunnen-Quell zuschickt/ die dir
so wol bekommen und zuschlagen soll/ als du mit Er-
öffnung der Warheit umb uns verdient hast. Da-
rauff nam mich der Fürst vom Mammel-see alsbald
wieder in sein Geleit/ und passirte mit mir den Weg
und See wieder zurück/ durch welchen wir herkom-
men waren/ etc.

Diese Heimfahrt dünckte mich viel weiter/ als die
Hinfahrt/ also daß ich auff dritthalb-tausend wolge-
mässener Teutscher Schweitzer-Meilen rechnete;
es war aber gewiß die Ursach/ daß mir die Zeit so
lang wurde/ weil ich nichts mit meiner Convoy re-
dete/ als blößlich/ daß ich von ihnen vernam/ sie wür-
den biß auff 3. 4. oder 500. Jahr alt/ und solche
Zeit lebten sie ohne einige Kranckheit. Jm übrigen
war ich im Sinn mit meinem Saurbrunnen so reich/
daß alle meine Witz und Gedancken genug zu thun
hatten/ zu berathschlagen/ wo ich ihn hin setzen/ und
wie ich mir ihn zu Nutz machen wolte; Da hatte ich
allbereit meine Anschläg wegen der ansehnlichen Ge-

bäu/
B b

Fuͤnfftes Buch.
Sauerbrunnen auff meinen Hof zukommen laſſen
wuͤrde; Jſts nur das? antwortet der Koͤnig/ Jch
haͤtte vermeynt/ du wuͤrdeſt etliche groſſe Smaragd
auß dem Americaniſchen Meer mit dir genommen/
und gebetten haben/ dir ſolche auff den Erdboben paſ-
ſi
ren zu laſſen? jetzt ſehe ich/ daß kein Geitz bey euch
Chriſten iſt; Mithin reichte er mir einen Stein von
ſeltzamen va[ri]renden Farben/ und ſagte: Dieſen ſtecke
zu dir/ und wo du ihn hin auff den Erdboden legen
wirſt/ daſelbſt wird er anfahen das Centrum wieder
zu ſuchen/ und die bequemſte Mineralia durchgehen/
biß er wieder zu uns kompt/ und dir unſert wegen ei-
ne herꝛliche Sauerbrunnen-Quell zuſchickt/ die dir
ſo wol bekommen und zuſchlagen ſoll/ als du mit Er-
oͤffnung der Warheit umb uns verdient haſt. Da-
rauff nam mich der Fuͤrſt vom Mammel-ſee alsbald
wieder in ſein Geleit/ und paſſirte mit mir den Weg
und See wieder zuruͤck/ durch welchen wir herkom-
men waren/ ꝛc.

Dieſe Heimfahrt duͤnckte mich viel weiter/ als die
Hinfahrt/ alſo daß ich auff dritthalb-tauſend wolge-
maͤſſener Teutſcher Schweitzer-Meilen rechnete;
es war aber gewiß die Urſach/ daß mir die Zeit ſo
lang wurde/ weil ich nichts mit meiner Convoy re-
dete/ als bloͤßlich/ daß ich von ihnen vernam/ ſie wuͤr-
den biß auff 3. 4. oder 500. Jahr alt/ und ſolche
Zeit lebten ſie ohne einige Kranckheit. Jm uͤbrigen
war ich im Sinn mit meinem Saurbrunnen ſo reich/
daß alle meine Witz und Gedancken genug zu thun
hatten/ zu berathſchlagen/ wo ich ihn hin ſetzen/ und
wie ich mir ihn zu Nutz machen wolte; Da hatte ich
allbereit meine Anſchlaͤg wegen der anſehnlichen Ge-

baͤu/
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[575/0581] Fuͤnfftes Buch. Sauerbrunnen auff meinen Hof zukommen laſſen wuͤrde; Jſts nur das? antwortet der Koͤnig/ Jch haͤtte vermeynt/ du wuͤrdeſt etliche groſſe Smaragd auß dem Americaniſchen Meer mit dir genommen/ und gebetten haben/ dir ſolche auff den Erdboben paſ- ſiren zu laſſen? jetzt ſehe ich/ daß kein Geitz bey euch Chriſten iſt; Mithin reichte er mir einen Stein von ſeltzamen varirenden Farben/ und ſagte: Dieſen ſtecke zu dir/ und wo du ihn hin auff den Erdboden legen wirſt/ daſelbſt wird er anfahen das Centrum wieder zu ſuchen/ und die bequemſte Mineralia durchgehen/ biß er wieder zu uns kompt/ und dir unſert wegen ei- ne herꝛliche Sauerbrunnen-Quell zuſchickt/ die dir ſo wol bekommen und zuſchlagen ſoll/ als du mit Er- oͤffnung der Warheit umb uns verdient haſt. Da- rauff nam mich der Fuͤrſt vom Mammel-ſee alsbald wieder in ſein Geleit/ und paſſirte mit mir den Weg und See wieder zuruͤck/ durch welchen wir herkom- men waren/ ꝛc. Dieſe Heimfahrt duͤnckte mich viel weiter/ als die Hinfahrt/ alſo daß ich auff dritthalb-tauſend wolge- maͤſſener Teutſcher Schweitzer-Meilen rechnete; es war aber gewiß die Urſach/ daß mir die Zeit ſo lang wurde/ weil ich nichts mit meiner Convoy re- dete/ als bloͤßlich/ daß ich von ihnen vernam/ ſie wuͤr- den biß auff 3. 4. oder 500. Jahr alt/ und ſolche Zeit lebten ſie ohne einige Kranckheit. Jm uͤbrigen war ich im Sinn mit meinem Saurbrunnen ſo reich/ daß alle meine Witz und Gedancken genug zu thun hatten/ zu berathſchlagen/ wo ich ihn hin ſetzen/ und wie ich mir ihn zu Nutz machen wolte; Da hatte ich allbereit meine Anſchlaͤg wegen der anſehnlichen Ge- baͤu/ B b

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/581>, abgerufen am 28.04.2024.