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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
eine/ und morgen die andere Ducat auß/ die ich hie-
bevor zum Vorrath so weislich in meine Kleider ver-
nähet hatte. Zuletzt fienge ich auch an/ meine Ring
und Cleinodia zu versilbern/ als der Hoffnung/ mich
so lang zu enthalten/ biß ich eine gute Gelegenheit
wieder in Teutschland zu kommen/ erharren möchte.
Jndessen lieff ein Viertel-Jahr herumb/ nach wel-
chem offtgemeldter Obriste sampt seinem Haußge-
sind wieder umbgetaufft/ und mit einem ansehen-
lichen Adelichen Gut und vielen Underthanen wieder
versehen wurde.

Damals gienge ein Mandat auß/ daß man gleich
wie unter den Jnheimischen/ also auch unter den
Fremden keine Müssiggänger bey hoher unaußbleib-
licher Straffmehr leiden solte/ als die den Arbeiten-
den nur das Brod vorm Maul weg fressen/ und was
von Frembden nicht arbeiten wolte/ das solte das
Land in einem Monat/ die Statt aber in vier und
zwantzig Stunden raumen. Also schlugen sich un-
serer bey fünfftzig zusammen/ der Meynung/ unsern
Weg in GOttes Nahmen durch Podoliam nacher
Teutschland miteinander zu nehmen/ wir wurden
aber nicht gar zwo Stund weit von der Statt von
etlichen Reussischen Reutern wieder eingeholt/ mit
dem Vorwand/ daß Jhr Zaarische Majestät ein
groß Mißfallen hätte/ daß wir uns frevelhaffter
Weis unterstanden/ in so starcker Anzahl sich zu-
sammen zu rotten/ und ohne Paß unsers Gefallens
Dero Land zu durchziehen/ mit fernerem Anhang/
daß Jhr Majestät nicht unbefügt wären/ uns unsers
groben Beginnens halber nach Syberien zu schicken.

Auff

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
eine/ und morgen die andere Ducat auß/ die ich hie-
bevor zum Vorꝛath ſo weislich in meine Kleider ver-
naͤhet hatte. Zuletzt fienge ich auch an/ meine Ring
und Cleinodia zu verſilbern/ als der Hoffnung/ mich
ſo lang zu enthalten/ biß ich eine gute Gelegenheit
wieder in Teutſchland zu kommen/ erharꝛen moͤchte.
Jndeſſen lieff ein Viertel-Jahr herumb/ nach wel-
chem offtgemeldter Obriſte ſampt ſeinem Haußge-
ſind wieder umbgetaufft/ und mit einem anſehen-
lichen Adelichen Gut und vielen Underthanen wieder
verſehen wurde.

Damals gienge ein Mandat auß/ daß man gleich
wie unter den Jnheimiſchen/ alſo auch unter den
Fremden keine Muͤſſiggaͤnger bey hoher unaußbleib-
licher Straffmehr leiden ſolte/ als die den Arbeiten-
den nur das Brod vorm Maul weg freſſen/ und was
von Frembden nicht arbeiten wolte/ das ſolte das
Land in einem Monat/ die Statt aber in vier und
zwantzig Stunden raumen. Alſo ſchlugen ſich un-
ſerer bey fuͤnfftzig zuſammen/ der Meynung/ unſern
Weg in GOttes Nahmen durch Podoliam nacher
Teutſchland miteinander zu nehmen/ wir wurden
aber nicht gar zwo Stund weit von der Statt von
etlichen Reuſſiſchen Reutern wieder eingeholt/ mit
dem Vorwand/ daß Jhr Zaariſche Majeſtaͤt ein
groß Mißfallen haͤtte/ daß wir uns frevelhaffter
Weis unterſtanden/ in ſo ſtarcker Anzahl ſich zu-
ſammen zu rotten/ und ohne Paß unſers Gefallens
Dero Land zu durchziehen/ mit fernerem Anhang/
daß Jhr Majeſtaͤt nicht unbefuͤgt waͤren/ uns unſers
groben Beginnens halber nach Syberien zu ſchicken.

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[596/0602] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi eine/ und morgen die andere Ducat auß/ die ich hie- bevor zum Vorꝛath ſo weislich in meine Kleider ver- naͤhet hatte. Zuletzt fienge ich auch an/ meine Ring und Cleinodia zu verſilbern/ als der Hoffnung/ mich ſo lang zu enthalten/ biß ich eine gute Gelegenheit wieder in Teutſchland zu kommen/ erharꝛen moͤchte. Jndeſſen lieff ein Viertel-Jahr herumb/ nach wel- chem offtgemeldter Obriſte ſampt ſeinem Haußge- ſind wieder umbgetaufft/ und mit einem anſehen- lichen Adelichen Gut und vielen Underthanen wieder verſehen wurde. Damals gienge ein Mandat auß/ daß man gleich wie unter den Jnheimiſchen/ alſo auch unter den Fremden keine Muͤſſiggaͤnger bey hoher unaußbleib- licher Straffmehr leiden ſolte/ als die den Arbeiten- den nur das Brod vorm Maul weg freſſen/ und was von Frembden nicht arbeiten wolte/ das ſolte das Land in einem Monat/ die Statt aber in vier und zwantzig Stunden raumen. Alſo ſchlugen ſich un- ſerer bey fuͤnfftzig zuſammen/ der Meynung/ unſern Weg in GOttes Nahmen durch Podoliam nacher Teutſchland miteinander zu nehmen/ wir wurden aber nicht gar zwo Stund weit von der Statt von etlichen Reuſſiſchen Reutern wieder eingeholt/ mit dem Vorwand/ daß Jhr Zaariſche Majeſtaͤt ein groß Mißfallen haͤtte/ daß wir uns frevelhaffter Weis unterſtanden/ in ſo ſtarcker Anzahl ſich zu- ſammen zu rotten/ und ohne Paß unſers Gefallens Dero Land zu durchziehen/ mit fernerem Anhang/ daß Jhr Majeſtaͤt nicht unbefuͤgt waͤren/ uns unſers groben Beginnens halber nach Syberien zu ſchicken. Auff

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/602>, abgerufen am 29.04.2024.