Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

nach dem Friedenschluß bey dieser Armada/ son-
dern verliese auch die Ziegeuner nicht/ da es be-
reits Frieden worden war/ weil ich mir das steh-
len nicht mehr abzugewöhnen getrauete; Und
demnach ich sehe/ daß mein Schreiber noch ein
weiß Blat Papier übrig hat/ Also will ich noch
zu guter lezt oder zum Valete ein Stücklein er-
zehlen/ und darauf setzen lassen/ welches mir erst
neulich eingefallen/ und alsobalden probirt und
practicirt hat werden müssen/ bey welchen der
Leser abnehmen kan/ was ich sonst möchte ausge-
richtet haben/ und wie artlich ich mich zu den
Ziegeunern schicke.

Wir kamen in Lothringischen Gebiet eins-
mals gegen Abend vor einen grossen Flecken/ dar-
innen eben Kürbe war/ welcher Ursachen wegen
und weil wir einen zimlichen starcken Troppen
von Männern/ Weibern/ Kindern und Pferden
hatten/ uns das Nachtläger rund abgeschlagen
wurde; Aber mein Mann/ der sich vor den Ob-
rist Leutenant ausgab/ versprach bey seinen Ade-
lichen Worten/ daß er gut vor allen Schaden
seyn/ und weme etwas verderbt oder entwendet
würde/ solches aus dem seinigen bezahlen/ und
noch darzu den Thäter an Leib und Leben straf-
fen wolte. Wormit er dann endlich nach langer
Mühe erhielte/ daß wir aufgenommen wurden.
Es roche überall im Flecken so wol nach dem
Kürbe-Gebratens und Gebackens/ daß ich gleich
auch einen Lust darzu bekam/ und einen Ver-

druß

nach dem Friedenſchluß bey dieſer Armada/ ſon-
dern verlieſe auch die Ziegeuner nicht/ da es be-
reits Frieden worden war/ weil ich mir das ſteh-
len nicht mehr abzugewoͤhnen getrauete; Und
demnach ich ſehe/ daß mein Schreiber noch ein
weiß Blat Papier uͤbrig hat/ Alſo will ich noch
zu guter lezt oder zum Valete ein Stuͤcklein er-
zehlen/ und darauf ſetzen laſſen/ welches mir erſt
neulich eingefallen/ und alſobalden probirt und
practicirt hat werden muͤſſen/ bey welchen der
Leſer abnehmen kan/ was ich ſonſt moͤchte ausge-
richtet haben/ und wie artlich ich mich zu den
Ziegeunern ſchicke.

Wir kamen in Lothringiſchen Gebiet eins-
mals gegen Abend vor einen groſſen Flecken/ dar-
innen eben Kuͤrbe war/ welcher Urſachen wegen
und weil wir einen zimlichen ſtarcken Troppen
von Maͤnnern/ Weibern/ Kindern und Pferden
hatten/ uns das Nachtlaͤger rund abgeſchlagen
wurde; Aber mein Mann/ der ſich vor den Ob-
riſt Leutenant ausgab/ verſprach bey ſeinen Ade-
lichen Worten/ daß er gut vor allen Schaden
ſeyn/ und weme etwas verderbt oder entwendet
wuͤrde/ ſolches aus dem ſeinigen bezahlen/ und
noch darzu den Thaͤter an Leib und Leben ſtraf-
fen wolte. Wormit er dann endlich nach langer
Muͤhe erhielte/ daß wir aufgenommen wurden.
Es roche uͤberall im Flecken ſo wol nach dem
Kuͤrbe-Gebratens und Gebackens/ daß ich gleich
auch einen Luſt darzu bekam/ und einen Ver-

druß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0254" n="258"/>
nach dem Frieden&#x017F;chluß bey die&#x017F;er Armada/ &#x017F;on-<lb/>
dern verlie&#x017F;e auch die Ziegeuner nicht/ da es be-<lb/>
reits Frieden worden war/ weil ich mir das &#x017F;teh-<lb/>
len nicht mehr abzugewo&#x0364;hnen getrauete; Und<lb/>
demnach ich &#x017F;ehe/ daß mein Schreiber noch ein<lb/>
weiß Blat Papier u&#x0364;brig hat/ Al&#x017F;o will ich noch<lb/>
zu guter lezt oder zum Valete ein Stu&#x0364;cklein er-<lb/>
zehlen/ und darauf &#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en/ welches mir er&#x017F;t<lb/>
neulich eingefallen/ und al&#x017F;obalden probirt und<lb/>
practicirt hat werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ bey welchen der<lb/>
Le&#x017F;er abnehmen kan/ was ich &#x017F;on&#x017F;t mo&#x0364;chte ausge-<lb/>
richtet haben/ und wie artlich ich mich zu den<lb/>
Ziegeunern &#x017F;chicke.</p><lb/>
        <p>Wir kamen in Lothringi&#x017F;chen Gebiet eins-<lb/>
mals gegen Abend vor einen gro&#x017F;&#x017F;en Flecken/ dar-<lb/>
innen eben Ku&#x0364;rbe war/ welcher Ur&#x017F;achen wegen<lb/>
und weil wir einen zimlichen &#x017F;tarcken Troppen<lb/>
von Ma&#x0364;nnern/ Weibern/ Kindern und Pferden<lb/>
hatten/ uns das Nachtla&#x0364;ger rund abge&#x017F;chlagen<lb/>
wurde; Aber mein Mann/ der &#x017F;ich vor den Ob-<lb/>
ri&#x017F;t Leutenant ausgab/ ver&#x017F;prach bey &#x017F;einen Ade-<lb/>
lichen Worten/ daß er gut vor allen Schaden<lb/>
&#x017F;eyn/ und weme etwas verderbt oder entwendet<lb/>
wu&#x0364;rde/ &#x017F;olches aus dem &#x017F;einigen bezahlen/ und<lb/>
noch darzu den Tha&#x0364;ter an Leib und Leben &#x017F;traf-<lb/>
fen wolte. Wormit er dann endlich nach langer<lb/>
Mu&#x0364;he erhielte/ daß wir aufgenommen wurden.<lb/>
Es roche u&#x0364;berall im Flecken &#x017F;o wol nach dem<lb/>
Ku&#x0364;rbe-Gebratens und Gebackens/ daß ich gleich<lb/>
auch einen Lu&#x017F;t darzu bekam/ und einen Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">druß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0254] nach dem Friedenſchluß bey dieſer Armada/ ſon- dern verlieſe auch die Ziegeuner nicht/ da es be- reits Frieden worden war/ weil ich mir das ſteh- len nicht mehr abzugewoͤhnen getrauete; Und demnach ich ſehe/ daß mein Schreiber noch ein weiß Blat Papier uͤbrig hat/ Alſo will ich noch zu guter lezt oder zum Valete ein Stuͤcklein er- zehlen/ und darauf ſetzen laſſen/ welches mir erſt neulich eingefallen/ und alſobalden probirt und practicirt hat werden muͤſſen/ bey welchen der Leſer abnehmen kan/ was ich ſonſt moͤchte ausge- richtet haben/ und wie artlich ich mich zu den Ziegeunern ſchicke. Wir kamen in Lothringiſchen Gebiet eins- mals gegen Abend vor einen groſſen Flecken/ dar- innen eben Kuͤrbe war/ welcher Urſachen wegen und weil wir einen zimlichen ſtarcken Troppen von Maͤnnern/ Weibern/ Kindern und Pferden hatten/ uns das Nachtlaͤger rund abgeſchlagen wurde; Aber mein Mann/ der ſich vor den Ob- riſt Leutenant ausgab/ verſprach bey ſeinen Ade- lichen Worten/ daß er gut vor allen Schaden ſeyn/ und weme etwas verderbt oder entwendet wuͤrde/ ſolches aus dem ſeinigen bezahlen/ und noch darzu den Thaͤter an Leib und Leben ſtraf- fen wolte. Wormit er dann endlich nach langer Muͤhe erhielte/ daß wir aufgenommen wurden. Es roche uͤberall im Flecken ſo wol nach dem Kuͤrbe-Gebratens und Gebackens/ daß ich gleich auch einen Luſt darzu bekam/ und einen Ver- druß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/254
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/254>, abgerufen am 28.03.2024.