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Gumppenberg, Hanns von: Deutsche Lyrik von gestern. München, 1891 (= Münchener Flugschriften, Bd. 3).

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Er schlich so trüb von Haus zu Haus --
"Gott Herre, dich erbarm!
Kommt denn kein Mägdlein, ach! heraus
Und schließt mich in den Arm?"
Horch, horch! da pocht's ans Fensterlein,
Wink, wink! mit weißer Hand --
Schau, schau, du kluges Minnerlein:
Mägdlein gibt's mehr im Land!
Die Zweite lieben Kuß ihm bot,
Das schuf der ersten Gram:
Drum weint sie sich die Aeuglein rot,
Bis daß er wiederkam.
Nun wußt' er nicht mehr aus und ein,
Welch' Mägdlein süßer sein . .
Juchhe! du kühnes Minnerlein --
Jetzt hast du ihrer zwei!

Julius Wolff weiß übrigens auch drängend leidenschaftliche Töne anzustimmen, wie zum Beispiel in seinem:

Mailied.
Boten sendet uns der Mai,
Ob wir's nicht vergaßen --
Tandaradei! zum Ringelrei!
Ruft's in allen Straßen.
Spielmann, wirf die Geig' an's Kinn!
Horch' doch, liebes Magedin!
Din din din
Din din!
Leg' dich doch an meine Brust --
Will dich dort schon halten:
An der Jungen Koselust
Letzen sich die Alten!
Hüpfefuß hat Hüpfesinn --
Hupf' doch, liebes Magedin!
Din din din
Din din!
Halt! den Kuß noch, Mündel rot,
Darfst du nicht versagen:
Wirst die kleine Schmatzenot
Nicht der Mutter klagen!
Schmatze her und schmatze hin --
Lach' doch, liebes Magedin!
Din din din
Din din!
Er schlich so trüb von Haus zu Haus —
„Gott Herre, dich erbarm!
Kommt denn kein Mägdlein, ach! heraus
Und schließt mich in den Arm?“
Horch, horch! da pocht's ans Fensterlein,
Wink, wink! mit weißer Hand —
Schau, schau, du kluges Minnerlein:
Mägdlein gibt's mehr im Land!
Die Zweite lieben Kuß ihm bot,
Das schuf der ersten Gram:
Drum weint sie sich die Aeuglein rot,
Bis daß er wiederkam.
Nun wußt' er nicht mehr aus und ein,
Welch' Mägdlein süßer sein . .
Juchhe! du kühnes Minnerlein —
Jetzt hast du ihrer zwei!

Julius Wolff weiß übrigens auch drängend leidenschaftliche Töne anzustimmen, wie zum Beispiel in seinem:

Mailied.
Boten sendet uns der Mai,
Ob wir's nicht vergaßen —
Tandaradei! zum Ringelrei!
Ruft's in allen Straßen.
Spielmann, wirf die Geig' an's Kinn!
Horch' doch, liebes Magedin!
Din din din
Din din!
Leg' dich doch an meine Brust —
Will dich dort schon halten:
An der Jungen Koselust
Letzen sich die Alten!
Hüpfefuß hat Hüpfesinn —
Hupf' doch, liebes Magedin!
Din din din
Din din!
Halt! den Kuß noch, Mündel rot,
Darfst du nicht versagen:
Wirst die kleine Schmatzenot
Nicht der Mutter klagen!
Schmatze her und schmatze hin —
Lach' doch, liebes Magedin!
Din din din
Din din!
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[10/0010] Er schlich so trüb von Haus zu Haus — „Gott Herre, dich erbarm! Kommt denn kein Mägdlein, ach! heraus Und schließt mich in den Arm?“ Horch, horch! da pocht's ans Fensterlein, Wink, wink! mit weißer Hand — Schau, schau, du kluges Minnerlein: Mägdlein gibt's mehr im Land! Die Zweite lieben Kuß ihm bot, Das schuf der ersten Gram: Drum weint sie sich die Aeuglein rot, Bis daß er wiederkam. Nun wußt' er nicht mehr aus und ein, Welch' Mägdlein süßer sein . . Juchhe! du kühnes Minnerlein — Jetzt hast du ihrer zwei! Julius Wolff weiß übrigens auch drängend leidenschaftliche Töne anzustimmen, wie zum Beispiel in seinem: Mailied. Boten sendet uns der Mai, Ob wir's nicht vergaßen — Tandaradei! zum Ringelrei! Ruft's in allen Straßen. Spielmann, wirf die Geig' an's Kinn! Horch' doch, liebes Magedin! Din din din Din din! Leg' dich doch an meine Brust — Will dich dort schon halten: An der Jungen Koselust Letzen sich die Alten! Hüpfefuß hat Hüpfesinn — Hupf' doch, liebes Magedin! Din din din Din din! Halt! den Kuß noch, Mündel rot, Darfst du nicht versagen: Wirst die kleine Schmatzenot Nicht der Mutter klagen! Schmatze her und schmatze hin — Lach' doch, liebes Magedin! Din din din Din din!

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Rudolf Brandmeyer: Herausgeber
Universität Duisburg-Essen, Projekt Lyriktheorie (Dr. Rudolf Brandmeyer): Bereitstellung der Texttranskription. (2018-04-05T14:03:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-04-05T14:03:19Z)

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Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.uni-due.de/lyriktheorie/beiwerk/projekt.html#edition formulierten Richtlinien.

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Zitationshilfe: Gumppenberg, Hanns von: Deutsche Lyrik von gestern. München, 1891 (= Münchener Flugschriften, Bd. 3), S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gumppenberg_lyrik_1891/10>, abgerufen am 25.04.2024.