dem Leben der pariser Frauen eine besondere Originalität geben.
Die Zeit, in welcher Wally mit ihrem Manne nach Paris kam, war bei Anfang des April¬ prozesses.
Wenn man glauben wollte, daß die Juli¬ revolution in den Sitten der höhern pariser Welt eine Aenderung veranlaßt hätte, welche gleichsam dem Ernste der Zeit hätte entsprechen sollen, so verkennt man den Charakter der Fran¬ zosen. Die alte Revolution, welche eine Strafe der Frivolität zu sein schien, rottete die Frivo¬ lität doch selbst nicht aus. Die alte politische und gesellschaftliche Verfassung wurde gestürzt, aber die Manieren erhielten sich. An dem Be¬ sitzthume klebte etwas, was sich nicht von ihm trennen ließ; in den Reichthümern, welche kaum den Tod der Einen veranlaßt hatten, lag ein Zauber, der auch die wieder verwirrte, welche
dem Leben der pariſer Frauen eine beſondere Originalität geben.
Die Zeit, in welcher Wally mit ihrem Manne nach Paris kam, war bei Anfang des April¬ prozeſſes.
Wenn man glauben wollte, daß die Juli¬ revolution in den Sitten der höhern pariſer Welt eine Aenderung veranlaßt hätte, welche gleichſam dem Ernſte der Zeit hätte entſprechen ſollen, ſo verkennt man den Charakter der Fran¬ zoſen. Die alte Revolution, welche eine Strafe der Frivolität zu ſein ſchien, rottete die Frivo¬ lität doch ſelbſt nicht aus. Die alte politiſche und geſellſchaftliche Verfaſſung wurde geſtürzt, aber die Manieren erhielten ſich. An dem Be¬ ſitzthume klebte etwas, was ſich nicht von ihm trennen ließ; in den Reichthümern, welche kaum den Tod der Einen veranlaßt hatten, lag ein Zauber, der auch die wieder verwirrte, welche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0142"n="133"/>
dem Leben der pariſer Frauen eine beſondere<lb/><choice><sic>Originaliät</sic><corr>Originalität</corr></choice> geben.</p><lb/><p>Die Zeit, in welcher Wally mit ihrem Manne<lb/>
nach Paris kam, war bei Anfang des April¬<lb/>
prozeſſes.</p><lb/><p>Wenn man glauben wollte, daß die Juli¬<lb/>
revolution in den Sitten der höhern pariſer<lb/>
Welt eine Aenderung veranlaßt hätte, welche<lb/>
gleichſam dem Ernſte der Zeit hätte entſprechen<lb/>ſollen, ſo verkennt man den Charakter der Fran¬<lb/>
zoſen. Die alte Revolution, welche eine Strafe<lb/>
der Frivolität zu ſein ſchien, rottete die Frivo¬<lb/>
lität doch ſelbſt nicht aus. Die alte politiſche<lb/>
und geſellſchaftliche Verfaſſung wurde geſtürzt,<lb/>
aber die Manieren erhielten ſich. An dem Be¬<lb/>ſitzthume klebte etwas, was ſich nicht von ihm<lb/>
trennen ließ; in den Reichthümern, welche kaum<lb/>
den Tod der Einen veranlaßt hatten, lag ein<lb/>
Zauber, der auch die wieder verwirrte, welche<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[133/0142]
dem Leben der pariſer Frauen eine beſondere
Originalität geben.
Die Zeit, in welcher Wally mit ihrem Manne
nach Paris kam, war bei Anfang des April¬
prozeſſes.
Wenn man glauben wollte, daß die Juli¬
revolution in den Sitten der höhern pariſer
Welt eine Aenderung veranlaßt hätte, welche
gleichſam dem Ernſte der Zeit hätte entſprechen
ſollen, ſo verkennt man den Charakter der Fran¬
zoſen. Die alte Revolution, welche eine Strafe
der Frivolität zu ſein ſchien, rottete die Frivo¬
lität doch ſelbſt nicht aus. Die alte politiſche
und geſellſchaftliche Verfaſſung wurde geſtürzt,
aber die Manieren erhielten ſich. An dem Be¬
ſitzthume klebte etwas, was ſich nicht von ihm
trennen ließ; in den Reichthümern, welche kaum
den Tod der Einen veranlaßt hatten, lag ein
Zauber, der auch die wieder verwirrte, welche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/142>, abgerufen am 12.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.