Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

cherliche Bundsgenossenschaften ein und frasen
sich unter einander auf wie Ungethüme, denen
die Gestalt, die Schönheit, die Freiheit des
Willens und das Wort fehlt. So lag Wally
drei Wochen.

Als sie zum erstenmale die Augen mit Be¬
wußtsein aufschlug, erblickte sie Auroren und
fragte nach allem, was seither geschehen wäre.
Diese junge berlinische Schwätzerin schlug die
Hände zusammen, setzte sich die Mütze der
Verwunderung auf, und hatte viel von Wally's
fieberhaften Phantasiestücken zu erzählen. Wally
fühlte sich stark, zu hören, auch stark, sich zu
erinnern. Sie wußte deutlich, wer die Schuld
ihres Uebels trug; sie gieng auch bald wieder
bei diesem Gedanken in die Nebel zurück und
sprach von einem Manne, der sie gerettet, aber
nicht besucht hatte.

Aurora sprach von Jeronimo. Sie schil¬
derte seine Verzweiflung. Er hielte sich für

cherliche Bundsgenoſſenſchaften ein und fraſen
ſich unter einander auf wie Ungethüme, denen
die Geſtalt, die Schönheit, die Freiheit des
Willens und das Wort fehlt. So lag Wally
drei Wochen.

Als ſie zum erſtenmale die Augen mit Be¬
wußtſein aufſchlug, erblickte ſie Auroren und
fragte nach allem, was ſeither geſchehen wäre.
Dieſe junge berliniſche Schwätzerin ſchlug die
Hände zuſammen, ſetzte ſich die Mütze der
Verwunderung auf, und hatte viel von Wally's
fieberhaften Phantaſieſtücken zu erzählen. Wally
fühlte ſich ſtark, zu hören, auch ſtark, ſich zu
erinnern. Sie wußte deutlich, wer die Schuld
ihres Uebels trug; ſie gieng auch bald wieder
bei dieſem Gedanken in die Nebel zurück und
ſprach von einem Manne, der ſie gerettet, aber
nicht beſucht hatte.

Aurora ſprach von Jeronimo. Sie ſchil¬
derte ſeine Verzweiflung. Er hielte ſich für

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0171" n="162"/>
cherliche Bundsgeno&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften ein und fra&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ich unter einander auf wie Ungethüme, denen<lb/>
die Ge&#x017F;talt, die Schönheit, die Freiheit des<lb/>
Willens und das Wort fehlt. So lag Wally<lb/>
drei Wochen.</p><lb/>
          <p>Als &#x017F;ie zum er&#x017F;tenmale die Augen mit Be¬<lb/>
wußt&#x017F;ein auf&#x017F;chlug, erblickte &#x017F;ie Auroren und<lb/>
fragte nach allem, was &#x017F;either ge&#x017F;chehen wäre.<lb/>
Die&#x017F;e junge berlini&#x017F;che Schwätzerin &#x017F;chlug die<lb/>
Hände zu&#x017F;ammen, &#x017F;etzte &#x017F;ich die Mütze der<lb/>
Verwunderung auf, und hatte viel von Wally's<lb/>
fieberhaften Phanta&#x017F;ie&#x017F;tücken zu erzählen. Wally<lb/>
fühlte &#x017F;ich &#x017F;tark, zu hören, auch &#x017F;tark, &#x017F;ich zu<lb/>
erinnern. Sie wußte deutlich, wer die Schuld<lb/>
ihres Uebels trug; &#x017F;ie gieng auch bald wieder<lb/>
bei die&#x017F;em Gedanken in die Nebel zurück und<lb/>
&#x017F;prach von einem Manne, der &#x017F;ie gerettet, aber<lb/>
nicht be&#x017F;ucht hatte.</p><lb/>
          <p>Aurora &#x017F;prach von Jeronimo. Sie &#x017F;chil¬<lb/>
derte &#x017F;eine Verzweiflung. Er hielte &#x017F;ich für<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0171] cherliche Bundsgenoſſenſchaften ein und fraſen ſich unter einander auf wie Ungethüme, denen die Geſtalt, die Schönheit, die Freiheit des Willens und das Wort fehlt. So lag Wally drei Wochen. Als ſie zum erſtenmale die Augen mit Be¬ wußtſein aufſchlug, erblickte ſie Auroren und fragte nach allem, was ſeither geſchehen wäre. Dieſe junge berliniſche Schwätzerin ſchlug die Hände zuſammen, ſetzte ſich die Mütze der Verwunderung auf, und hatte viel von Wally's fieberhaften Phantaſieſtücken zu erzählen. Wally fühlte ſich ſtark, zu hören, auch ſtark, ſich zu erinnern. Sie wußte deutlich, wer die Schuld ihres Uebels trug; ſie gieng auch bald wieder bei dieſem Gedanken in die Nebel zurück und ſprach von einem Manne, der ſie gerettet, aber nicht beſucht hatte. Aurora ſprach von Jeronimo. Sie ſchil¬ derte ſeine Verzweiflung. Er hielte ſich für

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/171
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/171>, abgerufen am 15.10.2024.