Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

Es ist ein Fehler, daß die reformirenden Schriftsteller fast immer nur die Jntelligenz, selten die Materie im Auge haben. Es ist sogar ein Nachtheil für Diejenigen, welche durch eine Einseitigkeit dieser Art am meisten geehrt werden. Jst denn unsre Bildung, die nämlich, welche für das Jahrhundert in Anspruch genommen werden kann, nicht eher ein Verdienst, als eine Voraussetzung, die sich so leicht von selbst versteht, und mit der man nach Belieben statistisch-moralische Berechnungen anstellen kann? Die Reformatoren wollen immer nur die Jdeen gegen einander ausgleichen, statt daß sie die Jdeen mit der Materie, mit meinen beiden Holländern ausgleichen sollten. Ob ich dem Systeme der Bewegung, meine Kritiker dem des Widerstandes angehören, das sollte zuletzt weit weniger entscheiden. Ein System ist immer ein weiter Vorsprung. Die Vorzüge des Jahrhunderts mit einander in Kampf zu bringen, ist wahrlich nur eine ganz einseitige Polemik! Mit einem Worte, es handelt sich weit weniger um Revolution, als um Aufklärung.

Es ist ein Fehler, daß die reformirenden Schriftsteller fast immer nur die Jntelligenz, selten die Materie im Auge haben. Es ist sogar ein Nachtheil für Diejenigen, welche durch eine Einseitigkeit dieser Art am meisten geehrt werden. Jst denn unsre Bildung, die nämlich, welche für das Jahrhundert in Anspruch genommen werden kann, nicht eher ein Verdienst, als eine Voraussetzung, die sich so leicht von selbst versteht, und mit der man nach Belieben statistisch-moralische Berechnungen anstellen kann? Die Reformatoren wollen immer nur die Jdeen gegen einander ausgleichen, statt daß sie die Jdeen mit der Materie, mit meinen beiden Holländern ausgleichen sollten. Ob ich dem Systeme der Bewegung, meine Kritiker dem des Widerstandes angehören, das sollte zuletzt weit weniger entscheiden. Ein System ist immer ein weiter Vorsprung. Die Vorzüge des Jahrhunderts mit einander in Kampf zu bringen, ist wahrlich nur eine ganz einseitige Polemik! Mit einem Worte, es handelt sich weit weniger um Revolution, als um Aufklärung.

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <p><pb facs="#f0024" n="XX"/>
Es ist ein Fehler, daß die reformirenden Schriftsteller fast immer nur die Jntelligenz, selten die Materie im Auge haben. Es ist sogar ein Nachtheil für Diejenigen, welche durch eine Einseitigkeit dieser Art am meisten geehrt werden. Jst denn unsre Bildung, die nämlich, welche für das Jahrhundert in Anspruch genommen werden kann, nicht eher ein Verdienst, als eine Voraussetzung, die sich so leicht von selbst versteht, und mit der man nach Belieben statistisch-moralische Berechnungen anstellen kann? Die Reformatoren wollen immer nur die Jdeen gegen einander ausgleichen, statt daß sie die Jdeen mit der Materie, mit meinen beiden Holländern ausgleichen sollten. Ob ich <ref xml:id="TEXTdemSystemederBewegung" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLdemSystemederBewgung">dem Systeme der Bewegung</ref>, meine Kritiker dem des Widerstandes angehören, das sollte zuletzt weit weniger entscheiden. Ein System ist immer ein weiter Vorsprung. Die Vorzüge des Jahrhunderts mit einander in Kampf zu bringen, ist wahrlich nur eine ganz einseitige Polemik! Mit einem Worte, <ref xml:id="TEXTeshandeltsichBISumAufklaerung" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLeshandeltsichBISumAufklaerung">es handelt sich weit weniger um Revolution, als um Aufklärung</ref>.</p>
        <p>
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XX/0024] Es ist ein Fehler, daß die reformirenden Schriftsteller fast immer nur die Jntelligenz, selten die Materie im Auge haben. Es ist sogar ein Nachtheil für Diejenigen, welche durch eine Einseitigkeit dieser Art am meisten geehrt werden. Jst denn unsre Bildung, die nämlich, welche für das Jahrhundert in Anspruch genommen werden kann, nicht eher ein Verdienst, als eine Voraussetzung, die sich so leicht von selbst versteht, und mit der man nach Belieben statistisch-moralische Berechnungen anstellen kann? Die Reformatoren wollen immer nur die Jdeen gegen einander ausgleichen, statt daß sie die Jdeen mit der Materie, mit meinen beiden Holländern ausgleichen sollten. Ob ich dem Systeme der Bewegung, meine Kritiker dem des Widerstandes angehören, das sollte zuletzt weit weniger entscheiden. Ein System ist immer ein weiter Vorsprung. Die Vorzüge des Jahrhunderts mit einander in Kampf zu bringen, ist wahrlich nur eine ganz einseitige Polemik! Mit einem Worte, es handelt sich weit weniger um Revolution, als um Aufklärung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-09-13T12:39:16Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-09-13T12:39:16Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/24
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. XX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/24>, abgerufen am 20.04.2024.