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Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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zeugt, da unten halte eine Extrapost, polterte er die Treppen herunter, öffnete die Stallthüre und kratzte sich verlegen in dem schwarzen Haarwald, als der Graf so schnell wie möglich frische Pferde verlangte.

Gott soll mir gnädig sein und die Madonna! sagte der Stallknecht, aber Euer Gnaden werden wahrhaftig eine Zeitlang warten müssen. Seit drei Stunden ist die Post von hier weg, und die Pferde können in einer halben Stunde zurückkommen.

Und sonst habt Ihr nichts im Stalle? fragte der Graf ärgerlich, während der Postillion von Lodi verschmitzt lachend ein Zeichen machte, welches ausdrücken sollte: Habe ich es Euch nicht gesagt? --

Wo sind denn Eure Extrapostpferde? Ihr müßt doch nach dem Reglement deren wenigstens vier haben.

Haben auch vier, entgegnete der Stallknecht, sind aber leider vor einer Stunde mit einem englischen Reisewagen fortgefahren.

Das ist ja aber ganz verflucht! sagte heftig der junge Offizier; wenn ich dir aber ein gutes Trinkgeld gebe, ich glaube, daß du mir alsdann Pferde anschaffen wirst, nicht wahr, Spitzbube?

Unmöglich! antwortete der Stalliere, glauben Eure Gnaden ja nicht, daß wir bösen Willen haben, aber die Posthalterei ist unbedeutend, es kommen wenig Posten durch, und der Postmeister . . .

Wo ist der Postmeister? Ich will ihn sprechen!

zeugt, da unten halte eine Extrapost, polterte er die Treppen herunter, öffnete die Stallthüre und kratzte sich verlegen in dem schwarzen Haarwald, als der Graf so schnell wie möglich frische Pferde verlangte.

Gott soll mir gnädig sein und die Madonna! sagte der Stallknecht, aber Euer Gnaden werden wahrhaftig eine Zeitlang warten müssen. Seit drei Stunden ist die Post von hier weg, und die Pferde können in einer halben Stunde zurückkommen.

Und sonst habt Ihr nichts im Stalle? fragte der Graf ärgerlich, während der Postillion von Lodi verschmitzt lachend ein Zeichen machte, welches ausdrücken sollte: Habe ich es Euch nicht gesagt? —

Wo sind denn Eure Extrapostpferde? Ihr müßt doch nach dem Reglement deren wenigstens vier haben.

Haben auch vier, entgegnete der Stallknecht, sind aber leider vor einer Stunde mit einem englischen Reisewagen fortgefahren.

Das ist ja aber ganz verflucht! sagte heftig der junge Offizier; wenn ich dir aber ein gutes Trinkgeld gebe, ich glaube, daß du mir alsdann Pferde anschaffen wirst, nicht wahr, Spitzbube?

Unmöglich! antwortete der Stalliere, glauben Eure Gnaden ja nicht, daß wir bösen Willen haben, aber die Posthalterei ist unbedeutend, es kommen wenig Posten durch, und der Postmeister . . .

Wo ist der Postmeister? Ich will ihn sprechen!

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[0019] zeugt, da unten halte eine Extrapost, polterte er die Treppen herunter, öffnete die Stallthüre und kratzte sich verlegen in dem schwarzen Haarwald, als der Graf so schnell wie möglich frische Pferde verlangte. Gott soll mir gnädig sein und die Madonna! sagte der Stallknecht, aber Euer Gnaden werden wahrhaftig eine Zeitlang warten müssen. Seit drei Stunden ist die Post von hier weg, und die Pferde können in einer halben Stunde zurückkommen. Und sonst habt Ihr nichts im Stalle? fragte der Graf ärgerlich, während der Postillion von Lodi verschmitzt lachend ein Zeichen machte, welches ausdrücken sollte: Habe ich es Euch nicht gesagt? — Wo sind denn Eure Extrapostpferde? Ihr müßt doch nach dem Reglement deren wenigstens vier haben. Haben auch vier, entgegnete der Stallknecht, sind aber leider vor einer Stunde mit einem englischen Reisewagen fortgefahren. Das ist ja aber ganz verflucht! sagte heftig der junge Offizier; wenn ich dir aber ein gutes Trinkgeld gebe, ich glaube, daß du mir alsdann Pferde anschaffen wirst, nicht wahr, Spitzbube? Unmöglich! antwortete der Stalliere, glauben Eure Gnaden ja nicht, daß wir bösen Willen haben, aber die Posthalterei ist unbedeutend, es kommen wenig Posten durch, und der Postmeister . . . Wo ist der Postmeister? Ich will ihn sprechen!

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:37:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:37:05Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/19>, abgerufen am 20.04.2024.