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Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Nun, lachte das Mädchen fröhlich auf, wer wird der Schwiegersohn sein? Der Mann der Teresina.

Und wer ist die Teresina?

Die Teresina bin ich, sagte sie lustig, schlug aber die Augen nieder, als sie sah, wie die brennenden Blicke des jungen Offiziers auf ihr hafteten. Ja, fuhr sie nachlässiger und mit leiserer Stimme fort, der Ceeco, dabei fuhr sie dem Bübchen durch die schwarzen Locken, oder der Schwiegersohn, dabei hob sie den Kopf kokett in die Höhe, soll, wenn er mag, die Wirthschaft wieder anfangen und die Posthalterei vergrößern.

So, so, sagte der Graf lächelnd, der Schwiegersohn? -- So bist du also schon verheirathet?

Wer? -- Ich? lachte das Mädchen; Madonna! das ist zum Lachen, geht mir weg, ich geheirathet? Ehe man heirathet, muß man zuerst Jemand lieben, herzlich lieben, so ungefähr, wie ich das Bübchen liebe; aber mit Liebe lieben, und das habe ich noch nicht gethan.

Hat dir denn noch nie Jemand gefallen, Teresina? Ich meine, so recht gefallen, um ihn mit Liebe lieben zu können? fragte der junge Mann.

Nein, Herr! entgegnete das Mädchen und lehnte den Arm auf die Fensterbrüstung, wodurch dein Bübchen die Aussicht auf Feldmütze und Schnüre verdeckt wurde, weßhalb es laut aufschrie, auch nicht eher beruhigt werden konnte, bis ihm die Feldmütze förmlich zum Spielzeug überantwortet wurde, zu welchem Ende

Nun, lachte das Mädchen fröhlich auf, wer wird der Schwiegersohn sein? Der Mann der Teresina.

Und wer ist die Teresina?

Die Teresina bin ich, sagte sie lustig, schlug aber die Augen nieder, als sie sah, wie die brennenden Blicke des jungen Offiziers auf ihr hafteten. Ja, fuhr sie nachlässiger und mit leiserer Stimme fort, der Ceeco, dabei fuhr sie dem Bübchen durch die schwarzen Locken, oder der Schwiegersohn, dabei hob sie den Kopf kokett in die Höhe, soll, wenn er mag, die Wirthschaft wieder anfangen und die Posthalterei vergrößern.

So, so, sagte der Graf lächelnd, der Schwiegersohn? — So bist du also schon verheirathet?

Wer? — Ich? lachte das Mädchen; Madonna! das ist zum Lachen, geht mir weg, ich geheirathet? Ehe man heirathet, muß man zuerst Jemand lieben, herzlich lieben, so ungefähr, wie ich das Bübchen liebe; aber mit Liebe lieben, und das habe ich noch nicht gethan.

Hat dir denn noch nie Jemand gefallen, Teresina? Ich meine, so recht gefallen, um ihn mit Liebe lieben zu können? fragte der junge Mann.

Nein, Herr! entgegnete das Mädchen und lehnte den Arm auf die Fensterbrüstung, wodurch dein Bübchen die Aussicht auf Feldmütze und Schnüre verdeckt wurde, weßhalb es laut aufschrie, auch nicht eher beruhigt werden konnte, bis ihm die Feldmütze förmlich zum Spielzeug überantwortet wurde, zu welchem Ende

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[0025] Nun, lachte das Mädchen fröhlich auf, wer wird der Schwiegersohn sein? Der Mann der Teresina. Und wer ist die Teresina? Die Teresina bin ich, sagte sie lustig, schlug aber die Augen nieder, als sie sah, wie die brennenden Blicke des jungen Offiziers auf ihr hafteten. Ja, fuhr sie nachlässiger und mit leiserer Stimme fort, der Ceeco, dabei fuhr sie dem Bübchen durch die schwarzen Locken, oder der Schwiegersohn, dabei hob sie den Kopf kokett in die Höhe, soll, wenn er mag, die Wirthschaft wieder anfangen und die Posthalterei vergrößern. So, so, sagte der Graf lächelnd, der Schwiegersohn? — So bist du also schon verheirathet? Wer? — Ich? lachte das Mädchen; Madonna! das ist zum Lachen, geht mir weg, ich geheirathet? Ehe man heirathet, muß man zuerst Jemand lieben, herzlich lieben, so ungefähr, wie ich das Bübchen liebe; aber mit Liebe lieben, und das habe ich noch nicht gethan. Hat dir denn noch nie Jemand gefallen, Teresina? Ich meine, so recht gefallen, um ihn mit Liebe lieben zu können? fragte der junge Mann. Nein, Herr! entgegnete das Mädchen und lehnte den Arm auf die Fensterbrüstung, wodurch dein Bübchen die Aussicht auf Feldmütze und Schnüre verdeckt wurde, weßhalb es laut aufschrie, auch nicht eher beruhigt werden konnte, bis ihm die Feldmütze förmlich zum Spielzeug überantwortet wurde, zu welchem Ende

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:37:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:37:05Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/25>, abgerufen am 18.04.2024.