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Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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bald zwischen grün bewachsenen, mit Gesträuch besetzten Ufern durch die lombardische Ebene fließt, sah am ersten August ein wunderbares und prachtvolles Schauspiel an seinen einsamen Ufern sich entfalten.

Es war bei Formigara, wo der sieggekrönte Heldenmarschall Vater Radetzky an diesem Tage eine Brücke schlagen ließ, um das erste und zweite Armeecorps über den Fluß zu werfen, dem fliehenden Feinde nach, dessen Kolonnen, von panischem Schrecken ergriffen, den siegestrunkenen Österreichern nirgends mehr Stand halten wollten. Kaum besetzten die piemontesischen Generale eine Position, kaum hatten sie ihre starken Batterien gegen den nachsetzenden Feind gewandt, so brachte der Anblick dieses Feindes die größte Verwirrung in die Reihen der Italiener. Truppen, die sich früher tapfer und gut geschlagen, wandten sich beim Anblick der weißen Linien und wichen vor den Fängen des Adlers, der ihnen unaufhaltsam nachsetzte. Cavallerie verließ ihre Stellungen, Artillerie rasselte davon, Infanterie-Kolonnen tosten sich auf, ja es kam bei einzelnen Compagnien der Fall vor, daß Soldaten, welche querfeldein liefen, sich vor ihren Offizieren, die ihnen nachsetzten, auf den Boden warfen und erklärten, sich lieber hier von den eigenen Pferden zertreten zu lassen, als wieder gegen den Feind zu Marschiren.

Die sanft ansteigenden Ufer der Noda boten an diesem Punkte eines der reichsten, lebendigsten militärischen Bilder, die man nur sehen konnte. Alles war

bald zwischen grün bewachsenen, mit Gesträuch besetzten Ufern durch die lombardische Ebene fließt, sah am ersten August ein wunderbares und prachtvolles Schauspiel an seinen einsamen Ufern sich entfalten.

Es war bei Formigara, wo der sieggekrönte Heldenmarschall Vater Radetzky an diesem Tage eine Brücke schlagen ließ, um das erste und zweite Armeecorps über den Fluß zu werfen, dem fliehenden Feinde nach, dessen Kolonnen, von panischem Schrecken ergriffen, den siegestrunkenen Österreichern nirgends mehr Stand halten wollten. Kaum besetzten die piemontesischen Generale eine Position, kaum hatten sie ihre starken Batterien gegen den nachsetzenden Feind gewandt, so brachte der Anblick dieses Feindes die größte Verwirrung in die Reihen der Italiener. Truppen, die sich früher tapfer und gut geschlagen, wandten sich beim Anblick der weißen Linien und wichen vor den Fängen des Adlers, der ihnen unaufhaltsam nachsetzte. Cavallerie verließ ihre Stellungen, Artillerie rasselte davon, Infanterie-Kolonnen tosten sich auf, ja es kam bei einzelnen Compagnien der Fall vor, daß Soldaten, welche querfeldein liefen, sich vor ihren Offizieren, die ihnen nachsetzten, auf den Boden warfen und erklärten, sich lieber hier von den eigenen Pferden zertreten zu lassen, als wieder gegen den Feind zu Marschiren.

Die sanft ansteigenden Ufer der Noda boten an diesem Punkte eines der reichsten, lebendigsten militärischen Bilder, die man nur sehen konnte. Alles war

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[0033] bald zwischen grün bewachsenen, mit Gesträuch besetzten Ufern durch die lombardische Ebene fließt, sah am ersten August ein wunderbares und prachtvolles Schauspiel an seinen einsamen Ufern sich entfalten. Es war bei Formigara, wo der sieggekrönte Heldenmarschall Vater Radetzky an diesem Tage eine Brücke schlagen ließ, um das erste und zweite Armeecorps über den Fluß zu werfen, dem fliehenden Feinde nach, dessen Kolonnen, von panischem Schrecken ergriffen, den siegestrunkenen Österreichern nirgends mehr Stand halten wollten. Kaum besetzten die piemontesischen Generale eine Position, kaum hatten sie ihre starken Batterien gegen den nachsetzenden Feind gewandt, so brachte der Anblick dieses Feindes die größte Verwirrung in die Reihen der Italiener. Truppen, die sich früher tapfer und gut geschlagen, wandten sich beim Anblick der weißen Linien und wichen vor den Fängen des Adlers, der ihnen unaufhaltsam nachsetzte. Cavallerie verließ ihre Stellungen, Artillerie rasselte davon, Infanterie-Kolonnen tosten sich auf, ja es kam bei einzelnen Compagnien der Fall vor, daß Soldaten, welche querfeldein liefen, sich vor ihren Offizieren, die ihnen nachsetzten, auf den Boden warfen und erklärten, sich lieber hier von den eigenen Pferden zertreten zu lassen, als wieder gegen den Feind zu Marschiren. Die sanft ansteigenden Ufer der Noda boten an diesem Punkte eines der reichsten, lebendigsten militärischen Bilder, die man nur sehen konnte. Alles war

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:37:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:37:05Z)

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Zitationshilfe: Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/33>, abgerufen am 29.03.2024.