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Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Fuhrwesen glücklich durch das dortige Defile zu bringen. Kommt aber unsere Vorhut, die fortmarschiert, noch frühzeitig genug hin, so kann es einen ziemlichen Kampf geben.

Ei was! sagte unmuthig der Rittmeister, Regen und Blut ist ein großer Unterschied; ich würde mir nichts daraus machen, mich die ganze Nacht herum zu hauen, aber hier zu liegen und sich so langsam durchnässen zu lassen, das hole der Teufel. Nun, wie Gott und Vater Radetzky will.

Amen! sprach der Generalstabsoffizier und setzte seinen Federhut auf; aber jetzt wollen wir reiten, es ist mir immer, als hörte ich gegen Pizzeghettone zu Kanonendonner, es sollte mich auch gar nicht wundern, wenn die Piemontesen dort irgendwo eine schöne Masse Geschütz aufführten, um das rechte Adda-Ufer zu decken.

Ich glaube, was dahinten rollt, ist himmlischer Donner, sagte der Chevauleger und blickte nachdenklich an den Himmel, dessen vorhin noch so klare blaue Farbe in außerordentlicher Geschwindigkeit mit leichten grauen, einem Gewitter vorausjagenden Wolken bedeckt wurde.

Adieu! -- lebt wohl! -- Auf glückliches Wiedersehen in Mailand! -- T'schau!

Graf S. und der Offizier vom Generalstab schwangen sich auf ihre Pferde und ritten in scharfem Trabe der Brücke zu, dann im Schritt über die knarrenden Pontons und auf dem rechten Ufer des Flusses trennten sie sich, denn der Generalstäbler eilte zum ersten

Fuhrwesen glücklich durch das dortige Défilé zu bringen. Kommt aber unsere Vorhut, die fortmarschiert, noch frühzeitig genug hin, so kann es einen ziemlichen Kampf geben.

Ei was! sagte unmuthig der Rittmeister, Regen und Blut ist ein großer Unterschied; ich würde mir nichts daraus machen, mich die ganze Nacht herum zu hauen, aber hier zu liegen und sich so langsam durchnässen zu lassen, das hole der Teufel. Nun, wie Gott und Vater Radetzky will.

Amen! sprach der Generalstabsoffizier und setzte seinen Federhut auf; aber jetzt wollen wir reiten, es ist mir immer, als hörte ich gegen Pizzeghettone zu Kanonendonner, es sollte mich auch gar nicht wundern, wenn die Piemontesen dort irgendwo eine schöne Masse Geschütz aufführten, um das rechte Adda-Ufer zu decken.

Ich glaube, was dahinten rollt, ist himmlischer Donner, sagte der Chevauleger und blickte nachdenklich an den Himmel, dessen vorhin noch so klare blaue Farbe in außerordentlicher Geschwindigkeit mit leichten grauen, einem Gewitter vorausjagenden Wolken bedeckt wurde.

Adieu! — lebt wohl! — Auf glückliches Wiedersehen in Mailand! — T'schau!

Graf S. und der Offizier vom Generalstab schwangen sich auf ihre Pferde und ritten in scharfem Trabe der Brücke zu, dann im Schritt über die knarrenden Pontons und auf dem rechten Ufer des Flusses trennten sie sich, denn der Generalstäbler eilte zum ersten

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[0046] Fuhrwesen glücklich durch das dortige Défilé zu bringen. Kommt aber unsere Vorhut, die fortmarschiert, noch frühzeitig genug hin, so kann es einen ziemlichen Kampf geben. Ei was! sagte unmuthig der Rittmeister, Regen und Blut ist ein großer Unterschied; ich würde mir nichts daraus machen, mich die ganze Nacht herum zu hauen, aber hier zu liegen und sich so langsam durchnässen zu lassen, das hole der Teufel. Nun, wie Gott und Vater Radetzky will. Amen! sprach der Generalstabsoffizier und setzte seinen Federhut auf; aber jetzt wollen wir reiten, es ist mir immer, als hörte ich gegen Pizzeghettone zu Kanonendonner, es sollte mich auch gar nicht wundern, wenn die Piemontesen dort irgendwo eine schöne Masse Geschütz aufführten, um das rechte Adda-Ufer zu decken. Ich glaube, was dahinten rollt, ist himmlischer Donner, sagte der Chevauleger und blickte nachdenklich an den Himmel, dessen vorhin noch so klare blaue Farbe in außerordentlicher Geschwindigkeit mit leichten grauen, einem Gewitter vorausjagenden Wolken bedeckt wurde. Adieu! — lebt wohl! — Auf glückliches Wiedersehen in Mailand! — T'schau! Graf S. und der Offizier vom Generalstab schwangen sich auf ihre Pferde und ritten in scharfem Trabe der Brücke zu, dann im Schritt über die knarrenden Pontons und auf dem rechten Ufer des Flusses trennten sie sich, denn der Generalstäbler eilte zum ersten

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:37:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:37:05Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/46>, abgerufen am 19.04.2024.