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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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nen werden/ zu denen Schmertzen
gehören/ in welchen sich das göttl.
Misgefallen an dem Bösen in der
Seele des Ubertreters äusert; folg-
lich als eine würckliche Straffe
von GOtt anzusehen?

Erläuterung.

Daß ein böses Gewissen mit schmertzlichen
Empfindungen versellschafftet/ solches ist in der
vorigen 23sten Frage bewiesen: daß in schmertzli-
chen Empfindungen in der Seele des Ubertreters
sich das göttl. Mißgefallen an dem Bösen äusern
müsse/ erhellet aus der 21sten Frage/ und da in der
22sten dargethan/ daß solche Aeusserungen/ als
würckliche Straffen von GOtt anzusehen/ so muß
die Sache selbst richtig und wahr seyn. Man
kan also mit Warheit sagen/ daß eine jede Sün-
de und Mißhandlung ihre Straffe bey sich habe:
und daß GOtt auf frischer That sein Mißgefal-
len an dem Bösen zu erkennen gebe. Die Ge-
wissen-Stiche sind in dem eigentlichsten Verstan-
de die natürliche Straffen der Sünden und kön-
nen viel sicherer davor angenommen werden/ als
äusserliche Leyden und Lebens-Beschwerlichkeiten.
Diese sind nicht allemahl mit bösen Wercken ver-
knüpfft. Leute/ die verschmitzt und arglistig/ kön-
nen viele Boßheiten ausüben/ ehe ihr äusserlicher
Wohlstand mercklichen Schaden leidet/ und sie

die


nen werden/ zu denen Schmertzen
gehoͤren/ in welchen ſich das goͤttl.
Misgefallen an dem Boͤſen in der
Seele des Ubertreters aͤuſert; folg-
lich als eine wuͤrckliche Straffe
von GOtt anzuſehen?

Erlaͤuterung.

Daß ein boͤſes Gewiſſen mit ſchmertzlichen
Empfindungen verſellſchafftet/ ſolches iſt in der
vorigen 23ſten Frage bewieſen: daß in ſchmertzli-
chen Empfindungen in der Seele des Ubertreters
ſich das goͤttl. Mißgefallen an dem Boͤſen aͤuſern
muͤſſe/ erhellet aus der 21ſten Frage/ und da in der
22ſten dargethan/ daß ſolche Aeuſſerungen/ als
wuͤrckliche Straffen von GOtt anzuſehen/ ſo muß
die Sache ſelbſt richtig und wahr ſeyn. Man
kan alſo mit Warheit ſagen/ daß eine jede Suͤn-
de und Mißhandlung ihre Straffe bey ſich habe:
und daß GOtt auf friſcher That ſein Mißgefal-
len an dem Boͤſen zu erkennen gebe. Die Ge-
wiſſen-Stiche ſind in dem eigentlichſten Verſtan-
de die natuͤrliche Straffen der Suͤnden und koͤn-
nen viel ſicherer davor angenommen werden/ als
aͤuſſerliche Leyden und Lebens-Beſchwerlichkeiten.
Dieſe ſind nicht allemahl mit boͤſen Wercken ver-
knuͤpfft. Leute/ die verſchmitzt und argliſtig/ koͤn-
nen viele Boßheiten ausuͤben/ ehe ihr aͤuſſerlicher
Wohlſtand mercklichen Schaden leidet/ und ſie

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[56/0108] nen werden/ zu denen Schmertzen gehoͤren/ in welchen ſich das goͤttl. Misgefallen an dem Boͤſen in der Seele des Ubertreters aͤuſert; folg- lich als eine wuͤrckliche Straffe von GOtt anzuſehen? Erlaͤuterung. Daß ein boͤſes Gewiſſen mit ſchmertzlichen Empfindungen verſellſchafftet/ ſolches iſt in der vorigen 23ſten Frage bewieſen: daß in ſchmertzli- chen Empfindungen in der Seele des Ubertreters ſich das goͤttl. Mißgefallen an dem Boͤſen aͤuſern muͤſſe/ erhellet aus der 21ſten Frage/ und da in der 22ſten dargethan/ daß ſolche Aeuſſerungen/ als wuͤrckliche Straffen von GOtt anzuſehen/ ſo muß die Sache ſelbſt richtig und wahr ſeyn. Man kan alſo mit Warheit ſagen/ daß eine jede Suͤn- de und Mißhandlung ihre Straffe bey ſich habe: und daß GOtt auf friſcher That ſein Mißgefal- len an dem Boͤſen zu erkennen gebe. Die Ge- wiſſen-Stiche ſind in dem eigentlichſten Verſtan- de die natuͤrliche Straffen der Suͤnden und koͤn- nen viel ſicherer davor angenommen werden/ als aͤuſſerliche Leyden und Lebens-Beſchwerlichkeiten. Dieſe ſind nicht allemahl mit boͤſen Wercken ver- knuͤpfft. Leute/ die verſchmitzt und argliſtig/ koͤn- nen viele Boßheiten ausuͤben/ ehe ihr aͤuſſerlicher Wohlſtand mercklichen Schaden leidet/ und ſie die

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/108>, abgerufen am 28.03.2024.