Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite


wenn dieser solches in der vorge-
schriebenen Ordnung begehret/ kön-
ne seine Sünden erlassen/ sein Ge-
wissen von denen Flecken derselben
reinigen/ und ihn in seinem Gericht
ansehen/ als wenn er nicht gesün-
diget hätte?

Erläuterung.

Daß der berühmte Schul-Lehrer Thomas die
Meynung gehabt/ GOtt könne ohne Zwischen-
Kunfft eines Mittlers die Sünde vergeben; sol-
ches ist aus nachfolgendem Zeugnüß zu erkennen:
Deus potest sine satisfactione remittere peccata, cum
non habeat aliquem superlorem. P. III. quaest. 46. art.

3. Es ist auch bekannt/ daß etliche der Remonstran-
ten
dieser Meynung beypflichten. Walchs. Einleit.
in die Religions-Streitigkeit. c. IV. §. IV. p. 451.
Wer aber den Zusammenhang der vorhergehen-
den Grund-Fragen eingesehen/ wird leicht
beurtheilen/ daß der Grund derselben viel zu
schwach sey. GOtt wird von seinen eigenen Vol-
lenkommenheiten zu seinen Raht-Schlüssen und
Wercken bewegt. Darum muß er allezeit solche
Wege erwählen/ darin dieselbe am meisten kenn-
bar werden. Solches erfordert der Glücksstand
seiner vernünftigen Geschöpffe/ welcher um de-
sto mehr zunimmt/ je mehr GOtt ihnen bekannt

oder
H 4


wenn dieſer ſolches in der vorge-
ſchriebenen Ordnung begehret/ koͤn-
ne ſeine Suͤnden erlaſſen/ ſein Ge-
wiſſen von denen Flecken derſelben
reinigen/ und ihn in ſeinem Gericht
anſehen/ als wenn er nicht geſuͤn-
diget haͤtte?

Erlaͤuterung.

Daß der beruͤhmte Schul-Lehrer Thomas die
Meynung gehabt/ GOtt koͤnne ohne Zwiſchen-
Kunfft eines Mittlers die Suͤnde vergeben; ſol-
ches iſt aus nachfolgendem Zeugnuͤß zu erkennen:
Deus poteſt ſine ſatisfactione remittere peccata, cum
non habeat aliquem ſuperlorem. P. III. quæſt. 46. art.

3. Es iſt auch bekannt/ daß etliche der Remonſtran-
ten
dieſer Meynung beypflichten. Walchs. Einleit.
in die Religions-Streitigkeit. c. IV. §. IV. p. 451.
Wer aber den Zuſammenhang der vorhergehen-
den Grund-Fragen eingeſehen/ wird leicht
beurtheilen/ daß der Grund derſelben viel zu
ſchwach ſey. GOtt wird von ſeinen eigenen Vol-
lenkommenheiten zu ſeinen Raht-Schluͤſſen und
Wercken bewegt. Darum muß er allezeit ſolche
Wege erwaͤhlen/ darin dieſelbe am meiſten kenn-
bar werden. Solches erfordert der Gluͤcksſtand
ſeiner vernuͤnftigen Geſchoͤpffe/ welcher um de-
ſto mehr zunimmt/ je mehr GOtt ihnen bekannt

oder
H 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <head>
            <pb facs="#f0171" n="119"/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <hi rendition="#b">wenn die&#x017F;er &#x017F;olches in der vorge-<lb/>
&#x017F;chriebenen Ordnung begehret/ ko&#x0364;n-<lb/>
ne &#x017F;eine Su&#x0364;nden erla&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ein Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en von denen Flecken der&#x017F;elben<lb/>
reinigen/ und ihn in &#x017F;einem Gericht<lb/>
an&#x017F;ehen/ als wenn er nicht ge&#x017F;u&#x0364;n-<lb/>
diget ha&#x0364;tte?</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Erla&#x0364;uterung.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Daß der beru&#x0364;hmte Schul-Lehrer <hi rendition="#aq">Thomas</hi> die<lb/>
Meynung gehabt/ GOtt ko&#x0364;nne ohne Zwi&#x017F;chen-<lb/>
Kunfft eines Mittlers die Su&#x0364;nde vergeben; &#x017F;ol-<lb/>
ches i&#x017F;t aus nachfolgendem Zeugnu&#x0364;ß zu erkennen:<lb/><hi rendition="#aq">Deus pote&#x017F;t &#x017F;ine &#x017F;atisfactione remittere peccata, cum<lb/>
non habeat aliquem &#x017F;uperlorem. P. III. quæ&#x017F;t. 46. art.</hi><lb/>
3. Es i&#x017F;t auch bekannt/ daß etliche der <hi rendition="#aq">Remon&#x017F;tran-<lb/>
ten</hi> die&#x017F;er Meynung beypflichten. <hi rendition="#aq">Walchs.</hi> Einleit.<lb/>
in die Religions-Streitigkeit. <hi rendition="#aq">c. IV. §. IV. p.</hi> 451.<lb/>
Wer aber den Zu&#x017F;ammenhang der vorhergehen-<lb/>
den Grund-Fragen einge&#x017F;ehen/ wird leicht<lb/>
beurtheilen/ daß der Grund der&#x017F;elben viel zu<lb/>
&#x017F;chwach &#x017F;ey. GOtt wird von &#x017F;einen eigenen Vol-<lb/>
lenkommenheiten zu &#x017F;einen Raht-Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
Wercken bewegt. Darum muß er allezeit &#x017F;olche<lb/>
Wege erwa&#x0364;hlen/ darin die&#x017F;elbe am mei&#x017F;ten kenn-<lb/>
bar werden. Solches erfordert der Glu&#x0364;cks&#x017F;tand<lb/>
&#x017F;einer vernu&#x0364;nftigen Ge&#x017F;cho&#x0364;pffe/ welcher um de-<lb/>
&#x017F;to mehr zunimmt/ je mehr GOtt ihnen bekannt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 4</fw><fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0171] wenn dieſer ſolches in der vorge- ſchriebenen Ordnung begehret/ koͤn- ne ſeine Suͤnden erlaſſen/ ſein Ge- wiſſen von denen Flecken derſelben reinigen/ und ihn in ſeinem Gericht anſehen/ als wenn er nicht geſuͤn- diget haͤtte? Erlaͤuterung. Daß der beruͤhmte Schul-Lehrer Thomas die Meynung gehabt/ GOtt koͤnne ohne Zwiſchen- Kunfft eines Mittlers die Suͤnde vergeben; ſol- ches iſt aus nachfolgendem Zeugnuͤß zu erkennen: Deus poteſt ſine ſatisfactione remittere peccata, cum non habeat aliquem ſuperlorem. P. III. quæſt. 46. art. 3. Es iſt auch bekannt/ daß etliche der Remonſtran- ten dieſer Meynung beypflichten. Walchs. Einleit. in die Religions-Streitigkeit. c. IV. §. IV. p. 451. Wer aber den Zuſammenhang der vorhergehen- den Grund-Fragen eingeſehen/ wird leicht beurtheilen/ daß der Grund derſelben viel zu ſchwach ſey. GOtt wird von ſeinen eigenen Vol- lenkommenheiten zu ſeinen Raht-Schluͤſſen und Wercken bewegt. Darum muß er allezeit ſolche Wege erwaͤhlen/ darin dieſelbe am meiſten kenn- bar werden. Solches erfordert der Gluͤcksſtand ſeiner vernuͤnftigen Geſchoͤpffe/ welcher um de- ſto mehr zunimmt/ je mehr GOtt ihnen bekannt oder H 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/171
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/171>, abgerufen am 29.03.2024.