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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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dem Besitz derselben sind/ zum wenigsten das ge-
niessen lassen/ was die Uberzeugung von einem
gewiß zu erlangenden Gut die Seele empfinden läst.
Die Krafft des Mittlers-Amts JEsu besteht
darin/ daß wir Frieden mit GOtt/ Versicherung
von seiner Gnade/ Vergebung der Sünden/ und
Hoffnung des ewigen Lebens haben. Sobald die-
se Gühter der Seelen bekannt gemacht und von
ihr als nöhtig/ nützlich und heylsam erkannt wer-
den/ muß sich auch eine Empfindung in dersel-
ben zeugen/ welche die rechte Vollenkommenheit
des seligmachenden Glaubens ausmacht: ich
Glaube
heist also in diesem Verstande: ich em-
pfinde an meinem mit Sünden und Ubertretung
beschwerten Gewissen die Krafft des Mittler-
Amts JEsu in der Gnade GOttes/ in der Ver-
gebung der Sünden/ in der besiegten Furcht für
dem zukünftigen Gericht/ in der Hofnung der
ewigen Seeligkeit. Auf solche Art macht uns
der Glaube hie in Hoffnung selig. Denn eben
diese vorangeführte Gattungen der Empfin-
dungen sind ausser Zweiffel die angenehmsten und
folglich die köstlichsten/ so bey unserm gegenwär-
tigen Zustand in der Seelen entstehen können.

Ob dieser Begriff vom Glauben ein unge-
gründeter Wahn und absurde Zuversicht auf das
Verdienst Christi/ welche die Unvernunft gau-
ckelt/ wie der tollkühne Joh. Conr. Dippel in den
Tag hinein schreibt/ solches wird der Warheit
liebende Leser selbst beurtheilen. Jch glaube/ man

könte



dem Beſitz derſelben ſind/ zum wenigſten das ge-
nieſſen laſſen/ was die Uberzeugung von einem
gewiß zu erlangenden Gut die Seele empfinden laͤſt.
Die Krafft des Mittlers-Amts JEſu beſteht
darin/ daß wir Frieden mit GOtt/ Verſicherung
von ſeiner Gnade/ Vergebung der Suͤnden/ und
Hoffnung des ewigen Lebens haben. Sobald die-
ſe Guͤhter der Seelen bekannt gemacht und von
ihr als noͤhtig/ nuͤtzlich und heylſam erkannt wer-
den/ muß ſich auch eine Empfindung in derſel-
ben zeugen/ welche die rechte Vollenkommenheit
des ſeligmachenden Glaubens ausmacht: ich
Glaube
heiſt alſo in dieſem Verſtande: ich em-
pfinde an meinem mit Suͤnden und Ubertretung
beſchwerten Gewiſſen die Krafft des Mittler-
Amts JEſu in der Gnade GOttes/ in der Ver-
gebung der Suͤnden/ in der beſiegten Furcht fuͤr
dem zukuͤnftigen Gericht/ in der Hofnung der
ewigen Seeligkeit. Auf ſolche Art macht uns
der Glaube hie in Hoffnung ſelig. Denn eben
dieſe vorangefuͤhrte Gattungen der Empfin-
dungen ſind auſſer Zweiffel die angenehmſten und
folglich die koͤſtlichſten/ ſo bey unſerm gegenwaͤr-
tigen Zuſtand in der Seelen entſtehen koͤnnen.

Ob dieſer Begriff vom Glauben ein unge-
gruͤndeter Wahn und abſurde Zuverſicht auf das
Verdienſt Chriſti/ welche die Unvernunft gau-
ckelt/ wie der tollkuͤhne Joh. Conr. Dippel in den
Tag hinein ſchreibt/ ſolches wird der Warheit
liebende Leſer ſelbſt beurtheilen. Jch glaube/ man

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[127/0179] dem Beſitz derſelben ſind/ zum wenigſten das ge- nieſſen laſſen/ was die Uberzeugung von einem gewiß zu erlangenden Gut die Seele empfinden laͤſt. Die Krafft des Mittlers-Amts JEſu beſteht darin/ daß wir Frieden mit GOtt/ Verſicherung von ſeiner Gnade/ Vergebung der Suͤnden/ und Hoffnung des ewigen Lebens haben. Sobald die- ſe Guͤhter der Seelen bekannt gemacht und von ihr als noͤhtig/ nuͤtzlich und heylſam erkannt wer- den/ muß ſich auch eine Empfindung in derſel- ben zeugen/ welche die rechte Vollenkommenheit des ſeligmachenden Glaubens ausmacht: ich Glaube heiſt alſo in dieſem Verſtande: ich em- pfinde an meinem mit Suͤnden und Ubertretung beſchwerten Gewiſſen die Krafft des Mittler- Amts JEſu in der Gnade GOttes/ in der Ver- gebung der Suͤnden/ in der beſiegten Furcht fuͤr dem zukuͤnftigen Gericht/ in der Hofnung der ewigen Seeligkeit. Auf ſolche Art macht uns der Glaube hie in Hoffnung ſelig. Denn eben dieſe vorangefuͤhrte Gattungen der Empfin- dungen ſind auſſer Zweiffel die angenehmſten und folglich die koͤſtlichſten/ ſo bey unſerm gegenwaͤr- tigen Zuſtand in der Seelen entſtehen koͤnnen. Ob dieſer Begriff vom Glauben ein unge- gruͤndeter Wahn und abſurde Zuverſicht auf das Verdienſt Chriſti/ welche die Unvernunft gau- ckelt/ wie der tollkuͤhne Joh. Conr. Dippel in den Tag hinein ſchreibt/ ſolches wird der Warheit liebende Leſer ſelbſt beurtheilen. Jch glaube/ man koͤnte

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/179>, abgerufen am 28.03.2024.