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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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göttlichen Willens oder den Vor-
satz einem jeglichen Geschöpff das-
jenige zu geben/ was es anzuneh-
men fähig/ nicht mit Grund könne
eine Liebe nennen/ und ob sich un-
ter dem Namen der Liebe etwas
anders begreiffen lasse?

Erläuterung.

Man kan die Liebe/ in so fern solche in dem
Willen eines vernünftigen Wesens ihren Wohn-
sitz hat/ eine Empfindung der Zuneigung nennen:
in sofern aber sich dieselbe äussert und zum Vor-
theil des geliebten geschäftig ist/ unter einem Vor-
satz andere glücklich zu machen/ vorstellen.

GOtt thut ihm selbst in aller seiner Arbeit eine
vollenkommene Genüge/ und also ist nichts gewis-
sers/ als daß Er eine Zuneigung und Wolgefal-
len an seinen Wercken habe. Gen. I. 31. Ps. CIV.
31. Sap. XI.
25. Ob aber und wie solche und an-
dere Aeusserungen des göttlichen Willens gegen
seine Geschöpffe von ihm empfunden werden; sol-
ches läst sich wohl durch einen menschlichen Ver-
stand nicht einsehen und erkennen. Man muß
solchemnach die Liebe Gottes sowohl/ als die übri-
ge Aeusserungen seines Willens denen Wirckun-
gen nach ansehen: und so ist sie eben der Vorsatz
einem jeglichen Geschöpff alles zu geben/ was sie
nur annehmen kan und wil. Jnsonderheit ver-

die-
B


goͤttlichen Willens oder den Vor-
ſatz einem jeglichen Geſchoͤpff das-
jenige zu geben/ was es anzuneh-
men faͤhig/ nicht mit Grund koͤnne
eine Liebe nennen/ und ob ſich un-
ter dem Namen der Liebe etwas
anders begreiffen laſſe?

Erlaͤuterung.

Man kan die Liebe/ in ſo fern ſolche in dem
Willen eines vernuͤnftigen Weſens ihren Wohn-
ſitz hat/ eine Empfindung der Zuneigung nennen:
in ſofern aber ſich dieſelbe aͤuſſert und zum Vor-
theil des geliebten geſchaͤftig iſt/ unter einem Vor-
ſatz andere gluͤcklich zu machen/ vorſtellen.

GOtt thut ihm ſelbſt in aller ſeiner Arbeit eine
vollenkommene Genuͤge/ und alſo iſt nichts gewiſ-
ſers/ als daß Er eine Zuneigung und Wolgefal-
len an ſeinen Wercken habe. Gen. I. 31. Pſ. CIV.
31. Sap. XI.
25. Ob aber und wie ſolche und an-
dere Aeuſſerungen des goͤttlichen Willens gegen
ſeine Geſchoͤpffe von ihm empfunden werden; ſol-
ches laͤſt ſich wohl durch einen menſchlichen Ver-
ſtand nicht einſehen und erkennen. Man muß
ſolchemnach die Liebe Gottes ſowohl/ als die uͤbri-
ge Aeuſſerungen ſeines Willens denen Wirckun-
gen nach anſehen: und ſo iſt ſie eben der Vorſatz
einem jeglichen Geſchoͤpff alles zu geben/ was ſie
nur annehmen kan und wil. Jnſonderheit ver-

die-
B
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[17/0069] goͤttlichen Willens oder den Vor- ſatz einem jeglichen Geſchoͤpff das- jenige zu geben/ was es anzuneh- men faͤhig/ nicht mit Grund koͤnne eine Liebe nennen/ und ob ſich un- ter dem Namen der Liebe etwas anders begreiffen laſſe? Erlaͤuterung. Man kan die Liebe/ in ſo fern ſolche in dem Willen eines vernuͤnftigen Weſens ihren Wohn- ſitz hat/ eine Empfindung der Zuneigung nennen: in ſofern aber ſich dieſelbe aͤuſſert und zum Vor- theil des geliebten geſchaͤftig iſt/ unter einem Vor- ſatz andere gluͤcklich zu machen/ vorſtellen. GOtt thut ihm ſelbſt in aller ſeiner Arbeit eine vollenkommene Genuͤge/ und alſo iſt nichts gewiſ- ſers/ als daß Er eine Zuneigung und Wolgefal- len an ſeinen Wercken habe. Gen. I. 31. Pſ. CIV. 31. Sap. XI. 25. Ob aber und wie ſolche und an- dere Aeuſſerungen des goͤttlichen Willens gegen ſeine Geſchoͤpffe von ihm empfunden werden; ſol- ches laͤſt ſich wohl durch einen menſchlichen Ver- ſtand nicht einſehen und erkennen. Man muß ſolchemnach die Liebe Gottes ſowohl/ als die uͤbri- ge Aeuſſerungen ſeines Willens denen Wirckun- gen nach anſehen: und ſo iſt ſie eben der Vorſatz einem jeglichen Geſchoͤpff alles zu geben/ was ſie nur annehmen kan und wil. Jnſonderheit ver- die- B

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/69>, abgerufen am 28.03.2024.