Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.Verhängnüs auf gute Handlungen Glücksfälle/ auf böse aber Unglücksfälle erfolgen/ bestätigen wollen. Von der Menschen Thun und Lassen c. I. §. 30. Die Sache ist an ihr selbst richtig genung und stimmet auch mit GOttes Wort ü- berein/ nur darin findet sich eine Schwierigkeit/ daß diese Erfahrung nicht so in die Augen leuch- tet/ daß man allem Widerspruch damit begeg- nen möge. Wir suchen den Grund der Ver- bindlichkeit in der Beschreibung/ die wir von GOtt gegeben/ vermöge welcher er allezeit das Beste auf die vollenkommste Art wil/ daher ihm unmöglich etwas gleichgültig seyn kan. Wer kan sich von GOtt die Gedancken machen/ daß er uns Vermögen/ Gelegenheit und Güter/ wo- durch wir unsern und anderer Menschen Wohl- stand befordern können/ ohne Absicht könne gege- ben haben? So braucht dieß auch ja wohl keinen weitläuftigen Beweiß/ daß durch einen willkühr- lichen Gebrauch derselben nicht nur unser eigenes/ sondern auch anderer Menschen glücklich seyn gehindert und gestöret werde/ und so muß von selbst folgen/ es sey GOttes will/ daß wir un- sern Willen in allem Thun und Lassen auf die bestmöglichste Art bestimmen sollen/ welches man in GOtt Gerechtigkeit nennet. XVI. Ob nicht dieser Wille GOttes der allerernstlichste seyn muß/ der- ge-
Verhaͤngnuͤs auf gute Handlungen Gluͤcksfaͤlle/ auf boͤſe aber Ungluͤcksfaͤlle erfolgen/ beſtaͤtigen wollen. Von der Menſchen Thun und Laſſen c. I. §. 30. Die Sache iſt an ihr ſelbſt richtig genung und ſtimmet auch mit GOttes Wort uͤ- berein/ nur darin findet ſich eine Schwierigkeit/ daß dieſe Erfahrung nicht ſo in die Augen leuch- tet/ daß man allem Widerſpruch damit begeg- nen moͤge. Wir ſuchen den Grund der Ver- bindlichkeit in der Beſchreibung/ die wir von GOtt gegeben/ vermoͤge welcher er allezeit das Beſte auf die vollenkommſte Art wil/ daher ihm unmoͤglich etwas gleichguͤltig ſeyn kan. Wer kan ſich von GOtt die Gedancken machen/ daß er uns Vermoͤgen/ Gelegenheit und Guͤter/ wo- durch wir unſern und anderer Menſchen Wohl- ſtand befordern koͤnnen/ ohne Abſicht koͤnne gege- ben haben? So braucht dieß auch ja wohl keinen weitlaͤuftigen Beweiß/ daß durch einen willkuͤhr- lichen Gebrauch derſelben nicht nur unſer eigenes/ ſondern auch anderer Menſchen gluͤcklich ſeyn gehindert und geſtoͤret werde/ und ſo muß von ſelbſt folgen/ es ſey GOttes will/ daß wir un- ſern Willen in allem Thun und Laſſen auf die beſtmoͤglichſte Art beſtimmen ſollen/ welches man in GOtt Gerechtigkeit nennet. XVI. Ob nicht dieſer Wille GOttes der allerernſtlichſte ſeyn muß/ der- ge-
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Verhaͤngnuͤs auf gute Handlungen Gluͤcksfaͤlle/
auf boͤſe aber Ungluͤcksfaͤlle erfolgen/ beſtaͤtigen
wollen. Von der Menſchen Thun und Laſſen
c. I. §. 30. Die Sache iſt an ihr ſelbſt richtig
genung und ſtimmet auch mit GOttes Wort uͤ-
berein/ nur darin findet ſich eine Schwierigkeit/
daß dieſe Erfahrung nicht ſo in die Augen leuch-
tet/ daß man allem Widerſpruch damit begeg-
nen moͤge. Wir ſuchen den Grund der Ver-
bindlichkeit in der Beſchreibung/ die wir von
GOtt gegeben/ vermoͤge welcher er allezeit das
Beſte auf die vollenkommſte Art wil/ daher ihm
unmoͤglich etwas gleichguͤltig ſeyn kan. Wer
kan ſich von GOtt die Gedancken machen/ daß
er uns Vermoͤgen/ Gelegenheit und Guͤter/ wo-
durch wir unſern und anderer Menſchen Wohl-
ſtand befordern koͤnnen/ ohne Abſicht koͤnne gege-
ben haben? So braucht dieß auch ja wohl keinen
weitlaͤuftigen Beweiß/ daß durch einen willkuͤhr-
lichen Gebrauch derſelben nicht nur unſer eigenes/
ſondern auch anderer Menſchen gluͤcklich ſeyn
gehindert und geſtoͤret werde/ und ſo muß von
ſelbſt folgen/ es ſey GOttes will/ daß wir un-
ſern Willen in allem Thun und Laſſen auf die
beſtmoͤglichſte Art beſtimmen ſollen/ welches man
in GOtt Gerechtigkeit nennet.
XVI.
Ob nicht dieſer Wille GOttes
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Zitationshilfe: | Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/80>, abgerufen am 14.04.2021. |