Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Cavina hatte bringen lassen/ lustig machen/ gehetTroll zu der Margara, und überleget es mit ihr/ wie man dem Cerebacchio am füglichsten eines anbringen möchte/ das doch nicht blutete. Sie berathschlagen sich eine Weile mit einander/ und weil die Jungfrau selber Lust hatte/ den unverschämten Fresser und Sauffer/ der ihr hatte Unehre zumuthen dörffen/ ein wenig anlauffen zu lassen/ so gab sie den Rath/ man solle den Cerebacchium in ihrem Namen begrüssen/ daß er ihr eine Flasche von dem raren eingesandten Wein überlassen möchte/ so würde dem Handel schon ein guter Anfang gemacht werden. Und es gieng auch also/ wie wir weiter zu ver nehmen haben. Troll gieng hin zu Cerebacchio, und sagete ihm ins Ohr: Sauff- Bartel/ ich weiß nicht/ woher eine Jungfrau noch ei- nige Gunst zu euch tragen kan/ es scheinet/ daß ihr ein Negromanticus seyd/ der durch eine Teufels-Kunst die Hertzen der Menschen an sich locken kan. Die schöne Margara hat in der Kuchen von euch allein das Maul so voll/ daß ich etliche mahl gewünschet/ ihr möchtet in demselben Augenblick zu einem Stachel- Schwein worden seyn/ so würde sie euch bald wieder außgespyen haben. Sie träget aber Verlangen/ den schönen Wein zu versuchen/ den ihr gekauffet/ und grossen Theils außgesoffen/ Cavina aber bezahlet hat. Sie ist recht hellig darnach/ und die Hitze deß Küchen- Feuers machet ihr schier die Zunge im Mund bekle- ben. Sie übersendet euch allhier ein rares Stücklein von einer kalten Bolognischen Wurst/ weil sie weiß/ daß euch sehr groß darmit gedienet ist. Das XXII. Capitul/ Cerebacchius wird heßlich betrogen durch die Margara, und Cerebac-
Deß Academiſchen Cavina hatte bringen laſſen/ luſtig machen/ gehetTroll zu der Margara, und uͤberleget es mit ihr/ wie man dem Cerebacchio am fuͤglichſten eines anbringen moͤchte/ das doch nicht blutete. Sie berathſchlagen ſich eine Weile mit einander/ und weil die Jungfrau ſelber Luſt hatte/ den unverſchaͤmten Freſſer und Sauffer/ der ihr hatte Unehre zumuthen doͤrffen/ ein wenig anlauffen zu laſſen/ ſo gab ſie den Rath/ man ſolle den Cerebacchium in ihrem Namen begruͤſſen/ daß er ihr eine Flaſche von dem raren eingeſandten Wein uͤberlaſſen moͤchte/ ſo wuͤrde dem Handel ſchon ein guter Anfang gemacht werden. Und es gieng auch alſo/ wie wir weiter zu ver nehmen haben. Troll gieng hin zu Cerebacchio, und ſagete ihm ins Ohr: Sauff- Bartel/ ich weiß nicht/ woher eine Jungfrau noch ei- nige Gunſt zu euch tragen kan/ es ſcheinet/ daß ihr ein Negromanticus ſeyd/ der durch eine Teufels-Kunſt die Hertzen der Menſchen an ſich locken kan. Die ſchoͤne Margara hat in der Kuchen von euch allein das Maul ſo voll/ daß ich etliche mahl gewuͤnſchet/ ihr moͤchtet in demſelben Augenblick zu einem Stachel- Schwein worden ſeyn/ ſo wuͤrde ſie euch bald wieder außgeſpyen haben. Sie traͤget aber Verlangen/ den ſchoͤnen Wein zu verſuchen/ den ihr gekauffet/ und groſſen Theils außgeſoffen/ Cavina aber bezahlet hat. Sie iſt recht hellig darnach/ und die Hitze deß Kuͤchen- Feuers machet ihr ſchier die Zunge im Mund bekle- ben. Sie uͤberſendet euch allhier ein rares Stuͤcklein von einer kalten Bologniſchen Wurſt/ weil ſie weiß/ daß euch ſehr groß darmit gedienet iſt. Das XXII. Capitul/ Cerebacchius wird heßlich betrogen durch die Margara, und Cerebac-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0260" n="248"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>ſchen</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Cavina</hi> hatte bringen laſſen/ luſtig machen/ gehet<lb/> Troll zu der <hi rendition="#aq">Margara,</hi> und uͤberleget es mit ihr/ wie<lb/> man dem <hi rendition="#aq">Cerebacchio</hi> am fuͤglichſten eines anbringen<lb/> moͤchte/ das doch nicht blutete. Sie berathſchlagen<lb/> ſich eine Weile mit einander/ und weil die Jungfrau<lb/> ſelber Luſt hatte/ den unverſchaͤmten Freſſer und<lb/> Sauffer/ der ihr hatte Unehre zumuthen doͤrffen/ ein<lb/> wenig anlauffen zu laſſen/ ſo gab ſie den Rath/ man<lb/> ſolle den <hi rendition="#aq">Cerebacchium</hi> in ihrem Namen begruͤſſen/<lb/> daß er ihr eine Flaſche von dem <hi rendition="#aq">rar</hi>en eingeſandten<lb/> Wein uͤberlaſſen moͤchte/ ſo wuͤrde dem Handel ſchon<lb/> ein guter Anfang gemacht werden. Und es gieng auch<lb/> alſo/ wie wir weiter zu ver nehmen haben. Troll gieng<lb/> hin zu <hi rendition="#aq">Cerebacchio,</hi> und ſagete ihm ins Ohr: Sauff-<lb/> Bartel/ ich weiß nicht/ woher eine Jungfrau noch ei-<lb/> nige Gunſt zu euch tragen kan/ es ſcheinet/ daß ihr ein<lb/><hi rendition="#aq">Negromanticus</hi> ſeyd/ der durch eine Teufels-Kunſt<lb/> die Hertzen der Menſchen an ſich locken kan. Die<lb/> ſchoͤne <hi rendition="#aq">Margara</hi> hat in der Kuchen von euch allein das<lb/> Maul ſo voll/ daß ich etliche mahl gewuͤnſchet/ ihr<lb/> moͤchtet in demſelben Augenblick zu einem Stachel-<lb/> Schwein worden ſeyn/ ſo wuͤrde ſie euch bald wieder<lb/> außgeſpyen haben. Sie traͤget aber Verlangen/ den<lb/> ſchoͤnen Wein zu verſuchen/ den ihr gekauffet/ und<lb/> groſſen Theils außgeſoffen/ <hi rendition="#aq">Cavina</hi> aber bezahlet hat.<lb/> Sie iſt recht hellig darnach/ und die Hitze deß Kuͤchen-<lb/> Feuers machet ihr ſchier die Zunge im Mund bekle-<lb/> ben. Sie uͤberſendet euch allhier ein <hi rendition="#aq">rar</hi>es Stuͤcklein<lb/> von einer kalten <hi rendition="#aq">Bologni</hi>ſchen Wurſt/ weil ſie weiß/<lb/> daß euch ſehr groß darmit gedienet iſt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXII</hi>.</hi> Capitul/</hi> </head><lb/> <argument> <p><hi rendition="#aq">Cerebacchius</hi> wird heßlich betrogen durch die <hi rendition="#aq">Margara,</hi> und<lb/> Troll verhandelt deſſen Kleider/ woruͤber er mit einem Juden in groſ-<lb/> ſen Streit kommt/ der aber durch Trollen bald entſchieden wird.</p> </argument><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Cerebac-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [248/0260]
Deß Academiſchen
Cavina hatte bringen laſſen/ luſtig machen/ gehet
Troll zu der Margara, und uͤberleget es mit ihr/ wie
man dem Cerebacchio am fuͤglichſten eines anbringen
moͤchte/ das doch nicht blutete. Sie berathſchlagen
ſich eine Weile mit einander/ und weil die Jungfrau
ſelber Luſt hatte/ den unverſchaͤmten Freſſer und
Sauffer/ der ihr hatte Unehre zumuthen doͤrffen/ ein
wenig anlauffen zu laſſen/ ſo gab ſie den Rath/ man
ſolle den Cerebacchium in ihrem Namen begruͤſſen/
daß er ihr eine Flaſche von dem raren eingeſandten
Wein uͤberlaſſen moͤchte/ ſo wuͤrde dem Handel ſchon
ein guter Anfang gemacht werden. Und es gieng auch
alſo/ wie wir weiter zu ver nehmen haben. Troll gieng
hin zu Cerebacchio, und ſagete ihm ins Ohr: Sauff-
Bartel/ ich weiß nicht/ woher eine Jungfrau noch ei-
nige Gunſt zu euch tragen kan/ es ſcheinet/ daß ihr ein
Negromanticus ſeyd/ der durch eine Teufels-Kunſt
die Hertzen der Menſchen an ſich locken kan. Die
ſchoͤne Margara hat in der Kuchen von euch allein das
Maul ſo voll/ daß ich etliche mahl gewuͤnſchet/ ihr
moͤchtet in demſelben Augenblick zu einem Stachel-
Schwein worden ſeyn/ ſo wuͤrde ſie euch bald wieder
außgeſpyen haben. Sie traͤget aber Verlangen/ den
ſchoͤnen Wein zu verſuchen/ den ihr gekauffet/ und
groſſen Theils außgeſoffen/ Cavina aber bezahlet hat.
Sie iſt recht hellig darnach/ und die Hitze deß Kuͤchen-
Feuers machet ihr ſchier die Zunge im Mund bekle-
ben. Sie uͤberſendet euch allhier ein rares Stuͤcklein
von einer kalten Bologniſchen Wurſt/ weil ſie weiß/
daß euch ſehr groß darmit gedienet iſt.
Das XXII. Capitul/
Cerebacchius wird heßlich betrogen durch die Margara, und
Troll verhandelt deſſen Kleider/ woruͤber er mit einem Juden in groſ-
ſen Streit kommt/ der aber durch Trollen bald entſchieden wird.
Cerebac-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/260 |
Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/260>, abgerufen am 02.12.2023. |