Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen den Wirth/ ihm zu vergönnen/ in seinem Hauß Nach-suchung zu thun/ dann sein Hammel wäre gewiß dar- ein kommen; Das ward ihm vergönnet/ er suchte auß einer Stube in die andere/ wie er aber vor die Rechte kam/ da hatte man ein Bette gemacht/ den Hammel hinein geleget/ und saß einer vor dem Bette/ und hat- te ein Buch in der Hand/ wie der Sucher hinein eylen wolte/ winckete und sprach der Leser: Bleibet zuruck/ hier liget ein sterbender Mensch. Jener ließ sich ab- schröcken/ gieng darvon/ und bekam seinen Hammel nicht wieder. Das XXXIII. Capitul/ Unzeitige Liebe etlicher Studenten. Gute Schulen sind JCh muß es bekennen/ sprach jetzo der Podesta, Liebste
Deß Academiſchen den Wirth/ ihm zu vergoͤnnen/ in ſeinem Hauß Nach-ſuchung zu thun/ dann ſein Hammel waͤre gewiß dar- ein kommen; Das ward ihm vergoͤnnet/ er ſuchte auß einer Stube in die andere/ wie er aber vor die Rechte kam/ da hatte man ein Bette gemacht/ den Hammel hinein geleget/ und ſaß einer vor dem Bette/ und hat- te ein Buch in der Hand/ wie der Sucher hinein eylen wolte/ winckete und ſprach der Leſer: Bleibet zuruck/ hier liget ein ſterbender Menſch. Jener ließ ſich ab- ſchroͤcken/ gieng darvon/ und bekam ſeinen Hammel nicht wieder. Das XXXIII. Capitul/ Unzeitige Liebe etlicher Studenten. Gute Schulen ſind JCh muß es bekennen/ ſprach jetzo der Podeſtà, Liebſte
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Deß Academiſchen
den Wirth/ ihm zu vergoͤnnen/ in ſeinem Hauß Nach-
ſuchung zu thun/ dann ſein Hammel waͤre gewiß dar-
ein kommen; Das ward ihm vergoͤnnet/ er ſuchte auß
einer Stube in die andere/ wie er aber vor die Rechte
kam/ da hatte man ein Bette gemacht/ den Hammel
hinein geleget/ und ſaß einer vor dem Bette/ und hat-
te ein Buch in der Hand/ wie der Sucher hinein eylen
wolte/ winckete und ſprach der Leſer: Bleibet zuruck/
hier liget ein ſterbender Menſch. Jener ließ ſich ab-
ſchroͤcken/ gieng darvon/ und bekam ſeinen Hammel
nicht wieder.
Das XXXIII. Capitul/
Unzeitige Liebe etlicher Studenten. Gute Schulen ſind
hoͤchſt nutz- und nothwendig/ ſolches wird außfuͤhrlich erwieſen mit
den Zeugnuͤſſen gelehrter Maͤnner.
JCh muß es bekennen/ ſprach jetzo der Podeſtà,
daß es auf den Teutſchen Academien weit
bunter hergehet/ als auf unſern Jtaliaͤniſchen/
was hier am meiſten geſchiehet/ iſt/ daß vornehmer
Leuten Kinder ſich gar vielfaͤltig in die Academiſche
Jungfern verlieben/ ſelbige ſchwaͤngern/ und alsdann
zur Ehe nehmen muͤſſen/ wordurch ihr Gluͤck groͤſten
Theils Schiffbruch leydet. Das iſt/ nahm Klingen-
feld auß/ bey uns Teutſchen nichts Ungemeines/ wie
ich deßfalls ſchon etliche Exempel angefuͤhret habe.
Und erinnere ich mich hierbey annoch eines feinen
jungen Menſchen von Oldenburg buͤrtig/ welcher/ da
er zu Bremen ins Gymnaſium gangen/ ſich in ſeine
Waſcherin verliebet/ ſelbige beſchlaffen/ und ihr die
Ehe zugeſaget/ indem er ihm eingebildet/ es waͤre nir-
gends ein ſchoͤner Weibs-Bild in der Welt. Er
raͤyſete zuletzt nach Kiel in Holſtein/ und ſtudirete
daſelbſt Medicinam, fand aber/ daß anderweit auch
ſchoͤnes/ ja noch viel ſchoͤners Frauenzimmer/ alsſeine
Liebſte
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Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/394>, abgerufen am 11.12.2023. |