Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Tugend.
ckes die unfehlbare Richtschnur deß Lebens/ ihr
selbst belohnter Verdienst/ der unauflößliche Kno-
ten der Himmlischen Freundschafft/ die Morgen-
röte der warhafften Ehren der Samen der Glück-
seligkeit/ und das sichere Pfand eines ruhigen Ge-
wissens. Sie ist der beste Zehrpfenning/ der gröss-
te Schatz der sich im Unglück nicht verleurt/ die
irdische Glückseligkeit/ die Quelle aller Freuden/
der Anker in allen Unfall der sichere Weg zum
Leben. Alles hat die Art deß Palles/ der steigt und
fällt: Schätze haben Flügel/ Ehre lässt den Zügel/
Lust kommt aus dem Bügel/ die Tugend hält.
Flemm. Tugend ist nicht wie ihr denkt eine Kunst
die zuerlernen; Nein/ sie kommet aus der Sternen.
Sie ists/ die der Himmel schenket/ und ein solche
Seeke senket/ die sich vor zu ihm gelenket.

Tugend und Jugend erfreulich behagen/ Trau-
ren und Schauren und Zagen zu Jagen/ die
schönste Himmelsgab der Adel gleicht dem Gold/
die Tugend edlen Stein/ die sol an deiner Hand
ein treuer Denkring seyn. Der Tugend Lohn und
Wonn/ erfreuet Muht und Mund. GOtt gie-
bet zu einem tugendhafften Leben verständige Ge-
danken. Die erwerbende Tugend. Die Tugend
weiß alles ausser ihrem Lob.

Die Tugend wird gebildet in einem guldnen
Gewand/ auf der Brust die Sonne und in der
Hand einen Spies tragend/ gekrönt mit Lorbeer-

laub/

Tugend.
ckes die unfehlbare Richtſchnur deß Lebens/ ihr
ſelbſt belohnter Verdienſt/ deꝛ unaufloͤßliche Kno-
ten der Himmliſchen Freundſchafft/ die Morgen-
roͤte der warhafften Ehren der Samen der Gluͤck-
ſeligkeit/ und das ſichere Pfand eines ruhigen Ge-
wiſſens. Sie iſt der beſte Zehrpfenning/ der groͤſſ-
te Schatz der ſich im Ungluͤck nicht verleurt/ die
irdiſche Gluͤckſeligkeit/ die Quelle aller Freuden/
der Anker in allen Unfall der ſichere Weg zum
Leben. Alles hat die Art deß Palles/ der ſteigt und
faͤllt: Schaͤtze haben Fluͤgel/ Ehre laͤſſt den Zuͤgel/
Luſt kommt aus dem Buͤgel/ die Tugend haͤlt.
Flemm. Tugẽd iſt nicht wie ihr denkt eine Kunſt
die zuerlernen; Nein/ ſie kommet aus der Sternẽ.
Sie iſts/ die der Himmel ſchenket/ und ein ſolche
Seeke ſenket/ die ſich vor zu ihm gelenket.

Tugend und Jugend erfreulich behagẽ/ Trau-
ren und Schauren und Zagen zu Jagen/ die
ſchoͤnſte Himmelsgab der Adel gleicht dem Gold/
die Tugend edlen Stein/ die ſol an deiner Hand
ein treuer Denkring ſeyn. Der Tugend Lohn und
Wonn/ erfreuet Muht und Mund. GOtt gie-
bet zu einem tugendhafften Leben verſtaͤndige Ge-
danken. Die erwerbende Tugend. Die Tugend
weiß alles auſſer ihrem Lob.

Die Tugend wird gebildet in einem guldnen
Gewand/ auf der Bruſt die Sonne und in der
Hand einen Spies tragend/ gekroͤnt mit Lorbeer-

laub/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0488" n="458[456]"/><fw place="top" type="header">Tugend.</fw><lb/>
ckes die unfehlbare Richt&#x017F;chnur deß Lebens/ ihr<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t belohnter Verdien&#x017F;t/ de&#xA75B; unauflo&#x0364;ßliche Kno-<lb/>
ten der Himmli&#x017F;chen Freund&#x017F;chafft/ die Morgen-<lb/>
ro&#x0364;te der warhafften Ehren der Samen der Glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eligkeit/ und das &#x017F;ichere Pfand eines ruhigen Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;ens. Sie i&#x017F;t der be&#x017F;te Zehrpfenning/ der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;-<lb/>
te Schatz der &#x017F;ich im <hi rendition="#aq">U</hi>nglu&#x0364;ck nicht verleurt/ die<lb/>
irdi&#x017F;che Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit/ die Quelle aller Freuden/<lb/>
der Anker in allen <hi rendition="#fr">U</hi>nfall der &#x017F;ichere Weg zum<lb/>
Leben. Alles hat die Art deß Palles/ der &#x017F;teigt und<lb/>
fa&#x0364;llt: Scha&#x0364;tze haben Flu&#x0364;gel/ Ehre la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t den Zu&#x0364;gel/<lb/>
Lu&#x017F;t kommt aus dem Bu&#x0364;gel/ die Tugend ha&#x0364;lt.<lb/><hi rendition="#fr">Flemm.</hi> Tug&#x1EBD;d i&#x017F;t nicht wie ihr denkt eine Kun&#x017F;t<lb/>
die zuerlernen; Nein/ &#x017F;ie kommet aus der Stern&#x1EBD;.<lb/>
Sie i&#x017F;ts/ die der Himmel &#x017F;chenket/ und ein &#x017F;olche<lb/>
Seeke &#x017F;enket/ die &#x017F;ich vor zu ihm gelenket.</p><lb/>
            <p>Tugend und Jugend erfreulich behag&#x1EBD;/ Trau-<lb/>
ren und Schauren und Zagen zu Jagen/ die<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Himmelsgab der Adel gleicht dem Gold/<lb/>
die Tugend edlen Stein/ die &#x017F;ol an deiner Hand<lb/>
ein treuer Denkring &#x017F;eyn. Der Tugend Lohn und<lb/>
Wonn/ erfreuet Muht und Mund. GOtt gie-<lb/>
bet zu einem tugendhafften Leben ver&#x017F;ta&#x0364;ndige Ge-<lb/>
danken. Die erwerbende Tugend. Die Tugend<lb/>
weiß alles au&#x017F;&#x017F;er ihrem Lob.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#fr">Tugend</hi> wird gebildet in einem guldnen<lb/>
Gewand/ auf der Bru&#x017F;t die Sonne und in der<lb/>
Hand einen Spies tragend/ gekro&#x0364;nt mit Lorbeer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">laub/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458[456]/0488] Tugend. ckes die unfehlbare Richtſchnur deß Lebens/ ihr ſelbſt belohnter Verdienſt/ deꝛ unaufloͤßliche Kno- ten der Himmliſchen Freundſchafft/ die Morgen- roͤte der warhafften Ehren der Samen der Gluͤck- ſeligkeit/ und das ſichere Pfand eines ruhigen Ge- wiſſens. Sie iſt der beſte Zehrpfenning/ der groͤſſ- te Schatz der ſich im Ungluͤck nicht verleurt/ die irdiſche Gluͤckſeligkeit/ die Quelle aller Freuden/ der Anker in allen Unfall der ſichere Weg zum Leben. Alles hat die Art deß Palles/ der ſteigt und faͤllt: Schaͤtze haben Fluͤgel/ Ehre laͤſſt den Zuͤgel/ Luſt kommt aus dem Buͤgel/ die Tugend haͤlt. Flemm. Tugẽd iſt nicht wie ihr denkt eine Kunſt die zuerlernen; Nein/ ſie kommet aus der Sternẽ. Sie iſts/ die der Himmel ſchenket/ und ein ſolche Seeke ſenket/ die ſich vor zu ihm gelenket. Tugend und Jugend erfreulich behagẽ/ Trau- ren und Schauren und Zagen zu Jagen/ die ſchoͤnſte Himmelsgab der Adel gleicht dem Gold/ die Tugend edlen Stein/ die ſol an deiner Hand ein treuer Denkring ſeyn. Der Tugend Lohn und Wonn/ erfreuet Muht und Mund. GOtt gie- bet zu einem tugendhafften Leben verſtaͤndige Ge- danken. Die erwerbende Tugend. Die Tugend weiß alles auſſer ihrem Lob. Die Tugend wird gebildet in einem guldnen Gewand/ auf der Bruſt die Sonne und in der Hand einen Spies tragend/ gekroͤnt mit Lorbeer- laub/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/488
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 458[456]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/488>, abgerufen am 28.04.2024.