Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

eine blühende Kraft und dem Geiste eine herrliche
Entwickelung verleiht.

Diese unschätzbaren Güter lassen sich aber weder
durch einen homöopathischen Anflug von fremden
Sprachen, noch durch das zeittödtende Erlernen einer
seelenlosen musicalischen Fingerfertigkeit erlangen.

Jch fasse nun das Vorhergehende noch einmal
kurz zusammen.

Eine zweckmäßige geistige Erziehung verlangt
vor allen Dingen, daß man durch zu langes Stuben-
sitzen die Gesundheit nicht zerstöre, und daß das
Gehen oder Sitzen im Freien weit häufiger zum
Unterricht benutzt werde, als bis jetzt noch geschieht.
Sie verlangt, daß in den ersten 6, 7 oder 8 Jahren
(je nach den Kräften) von gar keinem geregelten
Schulunterricht die Rede sei.

Sie fordert, daß man die Gegenstände des Un-
terrichts so wähle, daß das Kind auch im späteren
Leben Nutzen daraus ziehe und daß die Methode
einige Spuren von Geist verrathe.

Sie fordert, daß man das Gedächtniß nicht mit
Wortkram überlade und mehr für die Cultur des
Gemüthes und des Urtheils sorge, daß man dem
Kinde keine Sachen vortrage, die es nicht verstehen
kann. Sie verlangt, daß die Schulstube allen Er-
fordernissen der Gesundheit entspreche, daß sie hell,
groß und wohl gelüftet sei. Sie verlangt endlich

eine bluͤhende Kraft und dem Geiſte eine herrliche
Entwickelung verleiht.

Dieſe unſchaͤtzbaren Guͤter laſſen ſich aber weder
durch einen homoͤopathiſchen Anflug von fremden
Sprachen, noch durch das zeittoͤdtende Erlernen einer
ſeelenloſen muſicaliſchen Fingerfertigkeit erlangen.

Jch faſſe nun das Vorhergehende noch einmal
kurz zuſammen.

Eine zweckmaͤßige geiſtige Erziehung verlangt
vor allen Dingen, daß man durch zu langes Stuben-
ſitzen die Geſundheit nicht zerſtoͤre, und daß das
Gehen oder Sitzen im Freien weit haͤufiger zum
Unterricht benutzt werde, als bis jetzt noch geſchieht.
Sie verlangt, daß in den erſten 6, 7 oder 8 Jahren
(je nach den Kraͤften) von gar keinem geregelten
Schulunterricht die Rede ſei.

Sie fordert, daß man die Gegenſtaͤnde des Un-
terrichts ſo waͤhle, daß das Kind auch im ſpaͤteren
Leben Nutzen daraus ziehe und daß die Methode
einige Spuren von Geiſt verrathe.

Sie fordert, daß man das Gedaͤchtniß nicht mit
Wortkram uͤberlade und mehr fuͤr die Cultur des
Gemuͤthes und des Urtheils ſorge, daß man dem
Kinde keine Sachen vortrage, die es nicht verſtehen
kann. Sie verlangt, daß die Schulſtube allen Er-
forderniſſen der Geſundheit entſpreche, daß ſie hell,
groß und wohl geluͤftet ſei. Sie verlangt endlich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="133"/>
eine blu&#x0364;hende Kraft und dem Gei&#x017F;te eine herrliche<lb/>
Entwickelung verleiht.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e un&#x017F;cha&#x0364;tzbaren Gu&#x0364;ter la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich aber weder<lb/>
durch einen homo&#x0364;opathi&#x017F;chen Anflug von fremden<lb/>
Sprachen, noch durch das zeitto&#x0364;dtende Erlernen einer<lb/>
&#x017F;eelenlo&#x017F;en mu&#x017F;icali&#x017F;chen Fingerfertigkeit erlangen.</p><lb/>
        <p>Jch fa&#x017F;&#x017F;e nun das Vorhergehende noch einmal<lb/>
kurz zu&#x017F;ammen.</p><lb/>
        <p>Eine zweckma&#x0364;ßige gei&#x017F;tige Erziehung verlangt<lb/>
vor allen Dingen, daß man durch zu langes Stuben-<lb/>
&#x017F;itzen die Ge&#x017F;undheit nicht zer&#x017F;to&#x0364;re, und daß das<lb/>
Gehen oder Sitzen im Freien weit ha&#x0364;ufiger zum<lb/>
Unterricht benutzt werde, als bis jetzt noch ge&#x017F;chieht.<lb/>
Sie verlangt, daß in den er&#x017F;ten 6, 7 oder 8 Jahren<lb/>
(je nach den Kra&#x0364;ften) von gar keinem geregelten<lb/>
Schulunterricht die Rede &#x017F;ei.</p><lb/>
        <p>Sie fordert, daß man die Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde des Un-<lb/>
terrichts &#x017F;o wa&#x0364;hle, daß das Kind auch im &#x017F;pa&#x0364;teren<lb/>
Leben Nutzen daraus ziehe und daß die Methode<lb/>
einige Spuren von Gei&#x017F;t verrathe.</p><lb/>
        <p>Sie fordert, daß man das Geda&#x0364;chtniß nicht mit<lb/>
Wortkram u&#x0364;berlade und mehr fu&#x0364;r die Cultur des<lb/>
Gemu&#x0364;thes und des Urtheils &#x017F;orge, daß man dem<lb/>
Kinde keine Sachen vortrage, die es nicht ver&#x017F;tehen<lb/>
kann. Sie verlangt, daß die Schul&#x017F;tube allen Er-<lb/>
forderni&#x017F;&#x017F;en der Ge&#x017F;undheit ent&#x017F;preche, daß &#x017F;ie hell,<lb/>
groß und wohl gelu&#x0364;ftet &#x017F;ei. Sie verlangt endlich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0143] eine bluͤhende Kraft und dem Geiſte eine herrliche Entwickelung verleiht. Dieſe unſchaͤtzbaren Guͤter laſſen ſich aber weder durch einen homoͤopathiſchen Anflug von fremden Sprachen, noch durch das zeittoͤdtende Erlernen einer ſeelenloſen muſicaliſchen Fingerfertigkeit erlangen. Jch faſſe nun das Vorhergehende noch einmal kurz zuſammen. Eine zweckmaͤßige geiſtige Erziehung verlangt vor allen Dingen, daß man durch zu langes Stuben- ſitzen die Geſundheit nicht zerſtoͤre, und daß das Gehen oder Sitzen im Freien weit haͤufiger zum Unterricht benutzt werde, als bis jetzt noch geſchieht. Sie verlangt, daß in den erſten 6, 7 oder 8 Jahren (je nach den Kraͤften) von gar keinem geregelten Schulunterricht die Rede ſei. Sie fordert, daß man die Gegenſtaͤnde des Un- terrichts ſo waͤhle, daß das Kind auch im ſpaͤteren Leben Nutzen daraus ziehe und daß die Methode einige Spuren von Geiſt verrathe. Sie fordert, daß man das Gedaͤchtniß nicht mit Wortkram uͤberlade und mehr fuͤr die Cultur des Gemuͤthes und des Urtheils ſorge, daß man dem Kinde keine Sachen vortrage, die es nicht verſtehen kann. Sie verlangt, daß die Schulſtube allen Er- forderniſſen der Geſundheit entſpreche, daß ſie hell, groß und wohl geluͤftet ſei. Sie verlangt endlich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/143
Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/143>, abgerufen am 08.10.2024.