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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 111, Hamburg, 12. Julii 1771.

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[Spaltenumbruch] führer der Conföderirten, Murawsky und Wislawski,
mit ihrem Commando von 300 Pferden in dem Städt-
chen Kleinbreslau stünden; er detaschirte also sogleich
den Capitain Karotoff mit 80 Mann Infanterie und
36 Mann Cavallerie dahin, um solche zu verjagen.
Kaum bekamen jene davon Nachricht, so nahmen sie
gewöhnlichermaßen die Flucht, und zogen sich nach
Szussewo, allwo beym Anbruch des folgenden Tages
bemeldter Capitain dieselben überfiel, und, ehe sie
noch von hier sich völlig auf die Flucht begeben konn-
ten, 28 Mann, nebst einem ihrer Officiere, nieder-
machte. Murawsky selbst wurde am linken Arm leicht
bleßirt. Hierauf nahmen sie ihre Flucht nach Radzie-
jowo, wurden aber allda unvermuthet von einem
Detaschement des Herrn Obersten von Lapuchin, welcher
von ungefähr in derselben Gegend seinen Marsch that,
bewillkommet. Denn so bald gedachter Herr Oberste
erfahren, daß sie auf der Flucht waren, hatte derselbe 200
Cosacken, nebst 100 Mann Carbiniers, unter Anführung
des Rittmeisters, Herrn Grafen von Melin, detaschirt,
welche denn von jenen 2 Officiere, nebst 26 Mann, gefangen
bekamen, im Nachsetzen aber gegen 70 derselben nieder-
machten. Von Rußischer Seite wurden hiebey nur 4 Mann
leicht bleßirt. Der durch einen so unvermutheten Zufall
ganz bestürzte Murawsky flohe in der größten Verzweife-
lung nach Klezowo, allwo er aber nochmals einem Rußi-
schen von Posen aus dahin gekommenen und eben da sich be-
findenden Commando in die Hände lief. Dieses soll ihn,
wie man vernimmt, gänzlich zu Grunde gerichtet, er
selbst aber doch noch das Glück gehabt haben, mit we-
nigen Pferden zu entkommen.

Der Herr General-Major von Suwarow ist in seinen
Operationen wider die Conföderirten sehr glücklich ge-
wesen. In Zeit von 22 Tagen haben die unter ihm
stehende Truppen 100 starke Meilen gemacht, und die
Conföderirten zu verschiedenenmalen geschlagen, die
auch viele Artillerie, Gepäcke und Magazine verloh-
ren. Geblieben sind von denselben 2 Marschälle, viele
ihrer vornehmsten Officiers und gegen 1000 Mann,
darunter sich 250 Mann ihrer besten Infanterie befinden.
Zween Marschälle, und ungefähr 300 Mann sind gefan-
gen. Dies macht etwa den 5ten Theil ihrer Macht
aus, ohne die Verwundeten und Zerstreueten zu rech-
nen. Die Russen haben nur 2 Officiers, 1 Unterofficier
und 31 Gemeinen Todte, und 1 Officier und 58 Mann
Verwundete.


Die Theurung, welche wir neulich hier gehabt, hat
verschiedene Untersuchungen veranlasset, welche noch
für Manche unangenehme Folgen haben dürften.

Vor wenig Wochen fand ein Bauer im Rakonitzer
Kreise, bey dem Dorfe Bodnack, an einem Bache, des-
sen Ufer durch die großen Gewässer sehr ausgewaschen
worden, einen ansehnlichen Schatz, der aus lauter alten
Goldmünzen bestand, welche in einem metallenen Kessel
von einem Schuhe im Durchschnitte befindlich waren.
Die Einfalt des Bauern hielt solche für meßingene
Knöpfe, und vertauschte sie an einen Müller für wenige
Seidel Mehl. Als die Sache bekannt wurde, suchte
man weiter nach, und ungeachtet von den Münzen viele
verschleppet waren, so hat man doch bis gestern noch
62 Pfund 2 1/2 Loth des feinsten Goldes in vielerley Sor-
ten gefunden. Die größten, welche 2 1/2 Ducaten schwer
sind, haben kein anderes Gepräge, als einen Buckel,
oder Erhöhung. Auf den kleinern aber zeigt sich etwas,
[Spaltenumbruch] das Strahlen ähnlich sieht. Es hat die Herrschaft, wo
man diese Münzen gefunden, ehedem den Tempelherren
gehört, und es steht zu untersuchen, ob von diesen die
Münzen auf den Kreutzzügen noch mit aus den Mor-
genländern gebracht worden, oder ob solches alte Böh-
mische Münzen sind.


Von einem Frieden zwischen unserm Hofe und Algier
wissen wir hier nichts.

Den 2ten dieses ist allhier der Königl. Vice-Admiral,
Herr Jörgen Torbiörnsen, gestorben. Er war im Jahr
1697 gebohren.


Seit dem 30sten des vorigen Monats haben wir hier
und in unsern Gegenden solche Ueberschwemmungen,
welche alle, die man seit undenklichen Zeiten hier er-
lebt, übertreffen. Ein in der Gegend Gera, am 29sten,
da wir hier einen überaus starken und anhaltenden Re-
gen hatten, gefallener Wolkenbruch soll diesen großen
Anwachs der Pleiße und Elster verursachet haben. Die
ganze an beyden Flüssen gelegene niedere Gegend ist ein
See, und in den daran gelegenen Dörfern Connewitz,
Lößnitz, Dölitz, Mark-Kleeberg, Wahren und andern
mehr, sind viele Häuser eingestürzt worden. Die Fluth
kam so schnell, daß viele unterwegens auf dem Felde be-
findliche Personen kaum Zeit gehabt, sich zu retten, und
viele haben ihre Zuflucht auf Bäume nehmen müssen,
von denen man sie auf Kähnen abgeholt hat. Alle schö-
nen an der Pleiße und Elster gelegenen hiesigen Gärten
stehen völlig unter Wasser, so daß man mit Kähnen
darum herumfahren kann, und in einigen die Oran-
gerien nur mit den halben Kronen über dem Wasser
hervorragen. An einem vor dem Rannstädter Thore
befindlichen Zeichen sieht man, daß die Gewässer diesmal
um 2 Zoll höher gestanden haben, als 1733. Da die
Fluth tiefe Löcher in die Straßen gerissen, die man we-
gen des darüber gehenden Wassers nicht einmal sieht, so
haben die Posten theils gar nicht, und theils mit vieler
Mühe und Gefahr fortgeschafft werden, und diejenigen,
welche ankommen sollten, zur bestimmten Zeit nicht ein-
treffen können.

Nunmehr da das Wasser in unserer Nachbarschaft
ein wenig gefallen ist, so gehen auch schon sehr traurige
Nachrichten von den dadurch verursachten Schäden und
Unglücksfällen ein. Die Elster allein hat in den in un-
serer Nachbarschaft an diesem Fluß gelegenen Dörfern
an die 50 Häuser eingestürzt. Die Mulda hat noch
mehr Unglück angerichtet. Alle an derselben gelegene
Städte und Dörfer haben außerordentlich gelitten, wovon
wir etwas anführen wollen: Unweit Eilenburg hat sie den
Straßendamm auf Torgau an die 50 Ellen lang durchge-
rissen, und hinter der langen steinernen Brücke ein Stück
Damm von 30 Ellen weggenommen. Zu Püchen, einem
an der Mulda gelegenen Dorfe unweit Eilenburg, sollen
zugleich einige Menschen mit ertrunken seyn. Bey
Düden hat die Fluth nicht nur eine Dammbrücke, son-
dern auch mehr als 40 Ruthen von dem Damme selbst
weggerissen. An andern Orten hat während der Fluth
zugleich das Gewitter eingeschlagen, und an verschiede-
nen Orten gezündet, wodurch der Schrecken der Ein-
wohner, die einander nicht zu Hülfe kommen können,
vermehret worden. Das Betrübteste dabey ist, daß das
Wasser sehr sparsam fällt, und durch die unaufhörlichen
Regen zu manchen Zeiten wieder anwächset; welcher
Umstand denn noch sehr traurige Folgen befürchten läßt.

[Spaltenumbruch] fuͤhrer der Confoͤderirten, Murawsky und Wiſlawski,
mit ihrem Commando von 300 Pferden in dem Staͤdt-
chen Kleinbreslau ſtuͤnden; er detaſchirte alſo ſogleich
den Capitain Karotoff mit 80 Mann Infanterie und
36 Mann Cavallerie dahin, um ſolche zu verjagen.
Kaum bekamen jene davon Nachricht, ſo nahmen ſie
gewoͤhnlichermaßen die Flucht, und zogen ſich nach
Szuſſewo, allwo beym Anbruch des folgenden Tages
bemeldter Capitain dieſelben uͤberfiel, und, ehe ſie
noch von hier ſich voͤllig auf die Flucht begeben konn-
ten, 28 Mann, nebſt einem ihrer Officiere, nieder-
machte. Murawsky ſelbſt wurde am linken Arm leicht
bleßirt. Hierauf nahmen ſie ihre Flucht nach Radzie-
jowo, wurden aber allda unvermuthet von einem
Detaſchement des Herrn Oberſten von Lapuchin, welcher
von ungefaͤhr in derſelben Gegend ſeinen Marſch that,
bewillkommet. Denn ſo bald gedachter Herr Oberſte
erfahren, daß ſie auf der Flucht waren, hatte derſelbe 200
Coſacken, nebſt 100 Mann Carbiniers, unter Anfuͤhrung
des Rittmeiſters, Herrn Grafen von Melin, detaſchirt,
welche denn von jenen 2 Officiere, nebſt 26 Mann, gefangen
bekamen, im Nachſetzen aber gegen 70 derſelben nieder-
machten. Von Rußiſcher Seite wurden hiebey nur 4 Mañ
leicht bleßirt. Der durch einen ſo unvermutheten Zufall
ganz beſtuͤrzte Murawsky flohe in der groͤßten Verzweife-
lung nach Klezowo, allwo er aber nochmals einem Rußi-
ſchen von Poſen aus dahin gekom̃enen und eben da ſich be-
findenden Commando in die Haͤnde lief. Dieſes ſoll ihn,
wie man vernimmt, gaͤnzlich zu Grunde gerichtet, er
ſelbſt aber doch noch das Gluͤck gehabt haben, mit we-
nigen Pferden zu entkommen.

Der Herr General-Major von Suwarow iſt in ſeinen
Operationen wider die Confoͤderirten ſehr gluͤcklich ge-
weſen. In Zeit von 22 Tagen haben die unter ihm
ſtehende Truppen 100 ſtarke Meilen gemacht, und die
Confoͤderirten zu verſchiedenenmalen geſchlagen, die
auch viele Artillerie, Gepaͤcke und Magazine verloh-
ren. Geblieben ſind von denſelben 2 Marſchaͤlle, viele
ihrer vornehmſten Officiers und gegen 1000 Mann,
darunter ſich 250 Mann ihrer beſten Infanterie befinden.
Zween Marſchaͤlle, und ungefaͤhr 300 Mann ſind gefan-
gen. Dies macht etwa den 5ten Theil ihrer Macht
aus, ohne die Verwundeten und Zerſtreueten zu rech-
nen. Die Ruſſen haben nur 2 Officiers, 1 Unterofficier
und 31 Gemeinen Todte, und 1 Officier und 58 Mann
Verwundete.


Die Theurung, welche wir neulich hier gehabt, hat
verſchiedene Unterſuchungen veranlaſſet, welche noch
fuͤr Manche unangenehme Folgen haben duͤrften.

Vor wenig Wochen fand ein Bauer im Rakonitzer
Kreiſe, bey dem Dorfe Bodnack, an einem Bache, deſ-
ſen Ufer durch die großen Gewaͤſſer ſehr ausgewaſchen
worden, einen anſehnlichen Schatz, der aus lauter alten
Goldmuͤnzen beſtand, welche in einem metallenen Keſſel
von einem Schuhe im Durchſchnitte befindlich waren.
Die Einfalt des Bauern hielt ſolche fuͤr meßingene
Knoͤpfe, und vertauſchte ſie an einen Muͤller fuͤr wenige
Seidel Mehl. Als die Sache bekannt wurde, ſuchte
man weiter nach, und ungeachtet von den Muͤnzen viele
verſchleppet waren, ſo hat man doch bis geſtern noch
62 Pfund 2 ½ Loth des feinſten Goldes in vielerley Sor-
ten gefunden. Die groͤßten, welche 2 ½ Ducaten ſchwer
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gehoͤrt, und es ſteht zu unterſuchen, ob von dieſen die
Muͤnzen auf den Kreutzzuͤgen noch mit aus den Mor-
genlaͤndern gebracht worden, oder ob ſolches alte Boͤh-
miſche Muͤnzen ſind.


Von einem Frieden zwiſchen unſerm Hofe und Algier
wiſſen wir hier nichts.

Den 2ten dieſes iſt allhier der Koͤnigl. Vice-Admiral,
Herr Joͤrgen Torbioͤrnſen, geſtorben. Er war im Jahr
1697 gebohren.


Seit dem 30ſten des vorigen Monats haben wir hier
und in unſern Gegenden ſolche Ueberſchwemmungen,
welche alle, die man ſeit undenklichen Zeiten hier er-
lebt, uͤbertreffen. Ein in der Gegend Gera, am 29ſten,
da wir hier einen uͤberaus ſtarken und anhaltenden Re-
gen hatten, gefallener Wolkenbruch ſoll dieſen großen
Anwachs der Pleiße und Elſter verurſachet haben. Die
ganze an beyden Fluͤſſen gelegene niedere Gegend iſt ein
See, und in den daran gelegenen Doͤrfern Connewitz,
Loͤßnitz, Doͤlitz, Mark-Kleeberg, Wahren und andern
mehr, ſind viele Haͤuſer eingeſtuͤrzt worden. Die Fluth
kam ſo ſchnell, daß viele unterwegens auf dem Felde be-
findliche Perſonen kaum Zeit gehabt, ſich zu retten, und
viele haben ihre Zuflucht auf Baͤume nehmen muͤſſen,
von denen man ſie auf Kaͤhnen abgeholt hat. Alle ſchoͤ-
nen an der Pleiße und Elſter gelegenen hieſigen Gaͤrten
ſtehen voͤllig unter Waſſer, ſo daß man mit Kaͤhnen
darum herumfahren kann, und in einigen die Oran-
gerien nur mit den halben Kronen uͤber dem Waſſer
hervorragen. An einem vor dem Rannſtaͤdter Thore
befindlichen Zeichen ſieht man, daß die Gewaͤſſer diesmal
um 2 Zoll hoͤher geſtanden haben, als 1733. Da die
Fluth tiefe Loͤcher in die Straßen geriſſen, die man we-
gen des daruͤber gehenden Waſſers nicht einmal ſieht, ſo
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welche ankommen ſollten, zur beſtimmten Zeit nicht ein-
treffen koͤnnen.

Nunmehr da das Waſſer in unſerer Nachbarſchaft
ein wenig gefallen iſt, ſo gehen auch ſchon ſehr traurige
Nachrichten von den dadurch verurſachten Schaͤden und
Ungluͤcksfaͤllen ein. Die Elſter allein hat in den in un-
ſerer Nachbarſchaft an dieſem Fluß gelegenen Doͤrfern
an die 50 Haͤuſer eingeſtuͤrzt. Die Mulda hat noch
mehr Ungluͤck angerichtet. Alle an derſelben gelegene
Staͤdte und Doͤrfer haben außerordentlich gelitten, wovon
wir etwas anfuͤhren wollen: Unweit Eilenburg hat ſie den
Straßendamm auf Torgau an die 50 Ellen lang durchge-
riſſen, und hinter der langen ſteinernen Bruͤcke ein Stuͤck
Damm von 30 Ellen weggenommen. Zu Puͤchen, einem
an der Mulda gelegenen Dorfe unweit Eilenburg, ſollen
zugleich einige Menſchen mit ertrunken ſeyn. Bey
Duͤden hat die Fluth nicht nur eine Dammbruͤcke, ſon-
dern auch mehr als 40 Ruthen von dem Damme ſelbſt
weggeriſſen. An andern Orten hat waͤhrend der Fluth
zugleich das Gewitter eingeſchlagen, und an verſchiede-
nen Orten gezuͤndet, wodurch der Schrecken der Ein-
wohner, die einander nicht zu Huͤlfe kommen koͤnnen,
vermehret worden. Das Betruͤbteſte dabey iſt, daß das
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[[2]/0002] fuͤhrer der Confoͤderirten, Murawsky und Wiſlawski, mit ihrem Commando von 300 Pferden in dem Staͤdt- chen Kleinbreslau ſtuͤnden; er detaſchirte alſo ſogleich den Capitain Karotoff mit 80 Mann Infanterie und 36 Mann Cavallerie dahin, um ſolche zu verjagen. Kaum bekamen jene davon Nachricht, ſo nahmen ſie gewoͤhnlichermaßen die Flucht, und zogen ſich nach Szuſſewo, allwo beym Anbruch des folgenden Tages bemeldter Capitain dieſelben uͤberfiel, und, ehe ſie noch von hier ſich voͤllig auf die Flucht begeben konn- ten, 28 Mann, nebſt einem ihrer Officiere, nieder- machte. Murawsky ſelbſt wurde am linken Arm leicht bleßirt. Hierauf nahmen ſie ihre Flucht nach Radzie- jowo, wurden aber allda unvermuthet von einem Detaſchement des Herrn Oberſten von Lapuchin, welcher von ungefaͤhr in derſelben Gegend ſeinen Marſch that, bewillkommet. Denn ſo bald gedachter Herr Oberſte erfahren, daß ſie auf der Flucht waren, hatte derſelbe 200 Coſacken, nebſt 100 Mann Carbiniers, unter Anfuͤhrung des Rittmeiſters, Herrn Grafen von Melin, detaſchirt, welche denn von jenen 2 Officiere, nebſt 26 Mann, gefangen bekamen, im Nachſetzen aber gegen 70 derſelben nieder- machten. Von Rußiſcher Seite wurden hiebey nur 4 Mañ leicht bleßirt. Der durch einen ſo unvermutheten Zufall ganz beſtuͤrzte Murawsky flohe in der groͤßten Verzweife- lung nach Klezowo, allwo er aber nochmals einem Rußi- ſchen von Poſen aus dahin gekom̃enen und eben da ſich be- findenden Commando in die Haͤnde lief. Dieſes ſoll ihn, wie man vernimmt, gaͤnzlich zu Grunde gerichtet, er ſelbſt aber doch noch das Gluͤck gehabt haben, mit we- nigen Pferden zu entkommen. Der Herr General-Major von Suwarow iſt in ſeinen Operationen wider die Confoͤderirten ſehr gluͤcklich ge- weſen. In Zeit von 22 Tagen haben die unter ihm ſtehende Truppen 100 ſtarke Meilen gemacht, und die Confoͤderirten zu verſchiedenenmalen geſchlagen, die auch viele Artillerie, Gepaͤcke und Magazine verloh- ren. Geblieben ſind von denſelben 2 Marſchaͤlle, viele ihrer vornehmſten Officiers und gegen 1000 Mann, darunter ſich 250 Mann ihrer beſten Infanterie befinden. Zween Marſchaͤlle, und ungefaͤhr 300 Mann ſind gefan- gen. Dies macht etwa den 5ten Theil ihrer Macht aus, ohne die Verwundeten und Zerſtreueten zu rech- nen. Die Ruſſen haben nur 2 Officiers, 1 Unterofficier und 31 Gemeinen Todte, und 1 Officier und 58 Mann Verwundete. Prag, den 30 Junii. Die Theurung, welche wir neulich hier gehabt, hat verſchiedene Unterſuchungen veranlaſſet, welche noch fuͤr Manche unangenehme Folgen haben duͤrften. Vor wenig Wochen fand ein Bauer im Rakonitzer Kreiſe, bey dem Dorfe Bodnack, an einem Bache, deſ- ſen Ufer durch die großen Gewaͤſſer ſehr ausgewaſchen worden, einen anſehnlichen Schatz, der aus lauter alten Goldmuͤnzen beſtand, welche in einem metallenen Keſſel von einem Schuhe im Durchſchnitte befindlich waren. Die Einfalt des Bauern hielt ſolche fuͤr meßingene Knoͤpfe, und vertauſchte ſie an einen Muͤller fuͤr wenige Seidel Mehl. Als die Sache bekannt wurde, ſuchte man weiter nach, und ungeachtet von den Muͤnzen viele verſchleppet waren, ſo hat man doch bis geſtern noch 62 Pfund 2 ½ Loth des feinſten Goldes in vielerley Sor- ten gefunden. Die groͤßten, welche 2 ½ Ducaten ſchwer ſind, haben kein anderes Gepraͤge, als einen Buckel, oder Erhoͤhung. Auf den kleinern aber zeigt ſich etwas, das Strahlen aͤhnlich ſieht. Es hat die Herrſchaft, wo man dieſe Muͤnzen gefunden, ehedem den Tempelherren gehoͤrt, und es ſteht zu unterſuchen, ob von dieſen die Muͤnzen auf den Kreutzzuͤgen noch mit aus den Mor- genlaͤndern gebracht worden, oder ob ſolches alte Boͤh- miſche Muͤnzen ſind. Copenhagen, den 6 Julii. Von einem Frieden zwiſchen unſerm Hofe und Algier wiſſen wir hier nichts. Den 2ten dieſes iſt allhier der Koͤnigl. Vice-Admiral, Herr Joͤrgen Torbioͤrnſen, geſtorben. Er war im Jahr 1697 gebohren. Leipzig, den 6 Julii. Seit dem 30ſten des vorigen Monats haben wir hier und in unſern Gegenden ſolche Ueberſchwemmungen, welche alle, die man ſeit undenklichen Zeiten hier er- lebt, uͤbertreffen. Ein in der Gegend Gera, am 29ſten, da wir hier einen uͤberaus ſtarken und anhaltenden Re- gen hatten, gefallener Wolkenbruch ſoll dieſen großen Anwachs der Pleiße und Elſter verurſachet haben. Die ganze an beyden Fluͤſſen gelegene niedere Gegend iſt ein See, und in den daran gelegenen Doͤrfern Connewitz, Loͤßnitz, Doͤlitz, Mark-Kleeberg, Wahren und andern mehr, ſind viele Haͤuſer eingeſtuͤrzt worden. Die Fluth kam ſo ſchnell, daß viele unterwegens auf dem Felde be- findliche Perſonen kaum Zeit gehabt, ſich zu retten, und viele haben ihre Zuflucht auf Baͤume nehmen muͤſſen, von denen man ſie auf Kaͤhnen abgeholt hat. Alle ſchoͤ- nen an der Pleiße und Elſter gelegenen hieſigen Gaͤrten ſtehen voͤllig unter Waſſer, ſo daß man mit Kaͤhnen darum herumfahren kann, und in einigen die Oran- gerien nur mit den halben Kronen uͤber dem Waſſer hervorragen. An einem vor dem Rannſtaͤdter Thore befindlichen Zeichen ſieht man, daß die Gewaͤſſer diesmal um 2 Zoll hoͤher geſtanden haben, als 1733. Da die Fluth tiefe Loͤcher in die Straßen geriſſen, die man we- gen des daruͤber gehenden Waſſers nicht einmal ſieht, ſo haben die Poſten theils gar nicht, und theils mit vieler Muͤhe und Gefahr fortgeſchafft werden, und diejenigen, welche ankommen ſollten, zur beſtimmten Zeit nicht ein- treffen koͤnnen. Nunmehr da das Waſſer in unſerer Nachbarſchaft ein wenig gefallen iſt, ſo gehen auch ſchon ſehr traurige Nachrichten von den dadurch verurſachten Schaͤden und Ungluͤcksfaͤllen ein. Die Elſter allein hat in den in un- ſerer Nachbarſchaft an dieſem Fluß gelegenen Doͤrfern an die 50 Haͤuſer eingeſtuͤrzt. Die Mulda hat noch mehr Ungluͤck angerichtet. Alle an derſelben gelegene Staͤdte und Doͤrfer haben außerordentlich gelitten, wovon wir etwas anfuͤhren wollen: Unweit Eilenburg hat ſie den Straßendamm auf Torgau an die 50 Ellen lang durchge- riſſen, und hinter der langen ſteinernen Bruͤcke ein Stuͤck Damm von 30 Ellen weggenommen. Zu Puͤchen, einem an der Mulda gelegenen Dorfe unweit Eilenburg, ſollen zugleich einige Menſchen mit ertrunken ſeyn. Bey Duͤden hat die Fluth nicht nur eine Dammbruͤcke, ſon- dern auch mehr als 40 Ruthen von dem Damme ſelbſt weggeriſſen. An andern Orten hat waͤhrend der Fluth zugleich das Gewitter eingeſchlagen, und an verſchiede- nen Orten gezuͤndet, wodurch der Schrecken der Ein- wohner, die einander nicht zu Huͤlfe kommen koͤnnen, vermehret worden. Das Betruͤbteſte dabey iſt, daß das Waſſer ſehr ſparſam faͤllt, und durch die unaufhoͤrlichen Regen zu manchen Zeiten wieder anwaͤchſet; welcher Umſtand denn noch ſehr traurige Folgen befuͤrchten laͤßt.

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 111, Hamburg, 12. Julii 1771, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1111207_1771/2>, abgerufen am 29.03.2024.