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Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente. Nr. 28, Hamburg, 24. September 1712.

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[Spaltenumbruch] selbigen attaquiret/ den Obristen tödlich bleßiret/ und
1. Reuter erschossen/ der Wagen aber/ worinnen sich
der Obriste befunden/ ist mit der Escorte dennoch ent-
kommen; worauf von Rostock 200 Mann zu Fusse
und 200 zu Pferde aus commandiret worden seynd/
unsere Parthey auffzusuchen/ welche aber gestriges
Tages/ mit einigen von ihren Wagen/ und einem
feindlichen Commissario/ wieder glücklich allhier an-
gelanget. Es gehet die Rede/ ob würde das vor
hiesiger Stadt stehende Lager in kurtzem decampi-
ren/ und berichten die heute vom Lande mit Victua-
lien hereinkommende Leute/ daß schon ein Theil der
Bagage nach Holstein zu defiliren angefangen; wie-
wol man solches noch nicht für glaubwürdig annim-
met/ sondern mehrere Gewißheit davon erwartet
Auff der etliche Stunden von hier liegenden Jusul
Pöhl hat sich dieser Tagen eine feindliche Parthey
eingefunden/ in Meinung/ unsere alldort liegende
Dragouner zu überrumpein/ und gute Beute zu
machen/ allein selbige hat ihren Zweck nicht errei-
chet/ indem gedachte unsere Dragouner sich wohl ge-
halten/ und nach einigem Scharmützel die Feinde
von dannen reponßiret.

Aus
dem Dänischen Lager zu Agathenburg fället/ da Jhro
Königl. Majest. sich nach Copenhagen erhoben/ we-
nig schreibwürdiges zu berichten vor. Die Stadt
Stade bleibet nunmehro/ wegen der darinnen gras-
sirenden Kranckheit/ völlig geschlossen/ so daß nie-
mand weder ein noch ausgelassen wird. Die Regi-
menter marschiren nach und nach aus dem Lager ab/
und werden auf einige Zeit bey Blanckenesen stehen
bleiben/ wohin auch mit dem ehesten der Herr Ge-
neral Scholtze sich verfügen wird; zu was Endzweck
ist noch unbekandt. Wie man will/ sollen die Un-
terthanen des Stiffts Bremen und Vehrden/ auffs
längste in künfftiger Woche/ den Eyd der Treue an
Jhro Königl. Maj. von Dännemarck ablegen/ und
darauf die Lehnungs-Pflicht einliefern.

Die angekommene Schif-
ser berichten/ daß die Ost-See voller Capers wäre/
so da auff die Dänischen Fahrzeuge ein wachsames
Auge hätten.

Vom Türckis. Frieden mit Moscau/ und
der Retour des Königs in Schweden.

Durch geheime Briefe
über Podolien hat man/ daß die Türcken wiederum
sich das Jnteresse Sr Majest. des Königs von Schwe-
den sehr angelegen seyn liessen/ indem/ aussen denen
6. Bassen mit vielem Volck bey Bender/ an noch eine
Türckische Armee an der Donau von 30000 Mann/
mehrentheils Janitscharen/ campirete/ und würde
[Spaltenumbruch] denen Schweden häuffig Proviant zugeführet. Wann
jemand aus Pohlen der Orten hinreisete/ würde von
ihnen gefraget: ob nicht eine Schwedische Armee in
Pohlen sey? woraus einige schliessen wollen/ daß der
König von Schweden/ so wohl als die Türcken/ dar-
auff warten müssen.

Daß
Se. Majest. der König von Schweden noch nicht
von Bender abgereiset/ soll bloß die Ursach seyn/
weilen dessen Envoye der Herr Funck bey den Tür-
ckischen Hoff/ abermahlen grosse Hoffnung gegeben/
zu einen neuen Bruch zwischen den Türcken und
Russen/ dann nachdem der Frantzösische Am-
bassadeur einen andern Minister auff seiner Seite
gekriegt/ so hätte der Groß-Vezier der Schwedischen
Vorstellung mehr Gehör gegeben.

Von der Schweitzerischen Unruhe.

Der Abt
von St. Gall läst nun zwey Deputirten zur Ver-
sammlung nach Baden gehen/ und wird vermuth-
lich den Vergleich zu trainiren suchen/ biß er siehet/
ob und wie fern der Kayser und das Reich sich seiner
annehmen wollen. Jnzwischen läst er zu Constantz
und der Gegend Volck werben/ und beginnen auch
die Roschacher sich zu bewegen/ daher man einige
Rädelsführer daselbst in Verhafft genommen/ und
der Stadt sich bestens versichert hat. Die Stadt
St. Gallen suchet mit den Zürchern und Bernern in
ein genauer Bündniß zu treten/ um sich gegen den
Abt in Sicherheit zu stellen; zumahlen da man aus
den eroberten Schrifften desselben ersehen/ daß er und
seine Vorfahren schön längst einen Anschlag darauf
gehabt. Wegen Einführung des sogenandten Land-
Friedens oder freyen Religions-Excercitii in den
gemeinen Landen/ macht der Bischoff von Constantz
einige Schwürigkeit/ darauf aber wenig dürffte re-
gardiret werden/ weil seine mittelbahre und Unter-
Jurisdiction die disseitige Souverainität nicht auf-
heben/ noch auch die einer und andern Religion un-
schädliche Freyheit hindern wird.

Vom Nieder-Ländischen Krieg/ u. dergl.

Die Frantzosen verstercken ihr Lager nach
Gewohnheit mit einem Graben und Aussen-Gra-
ben: Sie haben zu Combies und gros Warignies
Batterien ausgeworffen/ auch den Post zu St. Vast
le Bavay an der Rechten/ und die Brücke von Que-
vrain/ alwo sonst ihre äusserste Wacht zu Fus und
zu Pferde hält/ an der Lincken besetzet. Sie sind
auch im Werck/ die alte Linien zu repariren/ um
dadurch Quesnoy gantz einzuschliessen/ und von
uns abzuschneiden. Ein Theil ihrer schweren Ar-

tillerie

[Spaltenumbruch] ſelbigen attaquiret/ den Obriſten toͤdlich bleßiret/ und
1. Reuter erſchoſſen/ der Wagen aber/ worinnen ſich
der Obriſte befunden/ iſt mit der Eſcorte dennoch ent-
kommen; worauf von Roſtock 200 Mann zu Fuſſe
und 200 zu Pferde aus commandiret worden ſeynd/
unſere Parthey auffzuſuchen/ welche aber geſtriges
Tages/ mit einigen von ihren Wagen/ und einem
feindlichen Commiſſario/ wieder gluͤcklich allhier an-
gelanget. Es gehet die Rede/ ob wuͤrde das vor
hieſiger Stadt ſtehende Lager in kurtzem decampi-
ren/ und berichten die heute vom Lande mit Victua-
lien hereinkommende Leute/ daß ſchon ein Theil der
Bagage nach Holſtein zu defiliren angefangen; wie-
wol man ſolches noch nicht fuͤr glaubwuͤrdig annim-
met/ ſondern mehrere Gewißheit davon erwartet
Auff der etliche Stunden von hier liegenden Juſul
Poͤhl hat ſich dieſer Tagen eine feindliche Parthey
eingefunden/ in Meinung/ unſere alldort liegende
Dragouner zu uͤberrumpein/ und gute Beute zu
machen/ allein ſelbige hat ihren Zweck nicht errei-
chet/ indem gedachte unſere Dragouner ſich wohl ge-
halten/ und nach einigem Scharmuͤtzel die Feinde
von dannen reponßiret.

Aus
dem Daͤniſchen Lager zu Agathenburg faͤllet/ da Jhro
Koͤnigl. Majeſt. ſich nach Copenhagen erhoben/ we-
nig ſchreibwuͤrdiges zu berichten vor. Die Stadt
Stade bleibet nunmehro/ wegen der darinnen graſ-
ſirenden Kranckheit/ voͤllig geſchloſſen/ ſo daß nie-
mand weder ein noch ausgelaſſen wird. Die Regi-
menter marſchiren nach und nach aus dem Lager ab/
und werden auf einige Zeit bey Blanckeneſen ſtehen
bleiben/ wohin auch mit dem eheſten der Herr Ge-
neral Scholtze ſich verfuͤgen wird; zu was Endzweck
iſt noch unbekandt. Wie man will/ ſollen die Un-
terthanen des Stiffts Bremen und Vehrden/ auffs
laͤngſte in kuͤnfftiger Woche/ den Eyd der Treue an
Jhro Koͤnigl. Maj. von Daͤnnemarck ablegen/ und
darauf die Lehnungs-Pflicht einliefern.

Die angekommene Schif-
ſer berichten/ daß die Oſt-See voller Capers waͤre/
ſo da auff die Daͤniſchen Fahrzeuge ein wachſames
Auge haͤtten.

Vom Tuͤrckiſ. Frieden mit Moſcau/ und
der Retour des Koͤnigs in Schweden.

Durch geheime Briefe
uͤber Podolien hat man/ daß die Tuͤrcken wiederum
ſich das Jntereſſe Sr Majeſt. des Koͤnigs von Schwe-
den ſehr angelegen ſeyn lieſſen/ indem/ auſſen denen
6. Baſſen mit vielem Volck bey Bender/ an noch eine
Tuͤrckiſche Armee an der Donau von 30000 Mann/
mehrentheils Janitſcharen/ campirete/ und wuͤrde
[Spaltenumbruch] denen Schweden haͤuffig Proviant zugefuͤhret. Wann
jemand aus Pohlen der Orten hinreiſete/ wuͤrde von
ihnen gefraget: ob nicht eine Schwediſche Armee in
Pohlen ſey? woraus einige ſchlieſſen wollen/ daß der
Koͤnig von Schweden/ ſo wohl als die Tuͤrcken/ dar-
auff warten muͤſſen.

Daß
Se. Majeſt. der Koͤnig von Schweden noch nicht
von Bender abgereiſet/ ſoll bloß die Urſach ſeyn/
weilen deſſen Envoye der Herr Funck bey den Tuͤr-
ckiſchen Hoff/ abermahlen groſſe Hoffnung gegeben/
zu einen neuen Bruch zwiſchen den Tuͤrcken und
Ruſſen/ dann nachdem der Frantzoͤſiſche Am-
baſſadeur einen andern Miniſter auff ſeiner Seite
gekriegt/ ſo haͤtte der Groß-Vezier der Schwediſchen
Vorſtellung mehr Gehoͤr gegeben.

Von der Schweitzeriſchen Unruhe.

Der Abt
von St. Gall laͤſt nun zwey Deputirten zur Ver-
ſammlung nach Baden gehen/ und wird vermuth-
lich den Vergleich zu trainiren ſuchen/ biß er ſiehet/
ob und wie fern der Kayſer und das Reich ſich ſeiner
annehmen wollen. Jnzwiſchen laͤſt er zu Conſtantz
und der Gegend Volck werben/ und beginnen auch
die Roſchacher ſich zu bewegen/ daher man einige
Raͤdelsfuͤhrer daſelbſt in Verhafft genommen/ und
der Stadt ſich beſtens verſichert hat. Die Stadt
St. Gallen ſuchet mit den Zuͤrchern und Bernern in
ein genauer Buͤndniß zu treten/ um ſich gegen den
Abt in Sicherheit zu ſtellen; zumahlen da man aus
den eroberten Schrifften deſſelben erſehen/ daß er und
ſeine Vorfahren ſchoͤn laͤngſt einen Anſchlag darauf
gehabt. Wegen Einfuͤhrung des ſogenandten Land-
Friedens oder freyen Religions-Excercitii in den
gemeinen Landen/ macht der Biſchoff von Conſtantz
einige Schwuͤrigkeit/ darauf aber wenig duͤrffte re-
gardiret werden/ weil ſeine mittelbahre und Unter-
Jurisdiction die diſſeitige Souverainitaͤt nicht auf-
heben/ noch auch die einer und andern Religion un-
ſchaͤdliche Freyheit hindern wird.

Vom Nieder-Laͤndiſchen Krieg/ u. dergl.

Die Frantzoſen verſtercken ihr Lager nach
Gewohnheit mit einem Graben und Auſſen-Gra-
ben: Sie haben zu Combies und gros Warignies
Batterien auſgeworffen/ auch den Poſt zu St. Vaſt
le Bavay an der Rechten/ und die Bruͤcke von Que-
vrain/ alwo ſonſt ihre aͤuſſerſte Wacht zu Fus und
zu Pferde haͤlt/ an der Lincken beſetzet. Sie ſind
auch im Werck/ die alte Linien zu repariren/ um
dadurch Quesnoy gantz einzuſchlieſſen/ und von
uns abzuſchneiden. Ein Theil ihrer ſchweren Ar-

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[[2]/0002] ſelbigen attaquiret/ den Obriſten toͤdlich bleßiret/ und 1. Reuter erſchoſſen/ der Wagen aber/ worinnen ſich der Obriſte befunden/ iſt mit der Eſcorte dennoch ent- kommen; worauf von Roſtock 200 Mann zu Fuſſe und 200 zu Pferde aus commandiret worden ſeynd/ unſere Parthey auffzuſuchen/ welche aber geſtriges Tages/ mit einigen von ihren Wagen/ und einem feindlichen Commiſſario/ wieder gluͤcklich allhier an- gelanget. Es gehet die Rede/ ob wuͤrde das vor hieſiger Stadt ſtehende Lager in kurtzem decampi- ren/ und berichten die heute vom Lande mit Victua- lien hereinkommende Leute/ daß ſchon ein Theil der Bagage nach Holſtein zu defiliren angefangen; wie- wol man ſolches noch nicht fuͤr glaubwuͤrdig annim- met/ ſondern mehrere Gewißheit davon erwartet Auff der etliche Stunden von hier liegenden Juſul Poͤhl hat ſich dieſer Tagen eine feindliche Parthey eingefunden/ in Meinung/ unſere alldort liegende Dragouner zu uͤberrumpein/ und gute Beute zu machen/ allein ſelbige hat ihren Zweck nicht errei- chet/ indem gedachte unſere Dragouner ſich wohl ge- halten/ und nach einigem Scharmuͤtzel die Feinde von dannen reponßiret. Aus dem Hollſteiniſchen/ vom 23. Septemb. Aus dem Daͤniſchen Lager zu Agathenburg faͤllet/ da Jhro Koͤnigl. Majeſt. ſich nach Copenhagen erhoben/ we- nig ſchreibwuͤrdiges zu berichten vor. Die Stadt Stade bleibet nunmehro/ wegen der darinnen graſ- ſirenden Kranckheit/ voͤllig geſchloſſen/ ſo daß nie- mand weder ein noch ausgelaſſen wird. Die Regi- menter marſchiren nach und nach aus dem Lager ab/ und werden auf einige Zeit bey Blanckeneſen ſtehen bleiben/ wohin auch mit dem eheſten der Herr Ge- neral Scholtze ſich verfuͤgen wird; zu was Endzweck iſt noch unbekandt. Wie man will/ ſollen die Un- terthanen des Stiffts Bremen und Vehrden/ auffs laͤngſte in kuͤnfftiger Woche/ den Eyd der Treue an Jhro Koͤnigl. Maj. von Daͤnnemarck ablegen/ und darauf die Lehnungs-Pflicht einliefern. Pillau/ vom 14. Sept. Die angekommene Schif- ſer berichten/ daß die Oſt-See voller Capers waͤre/ ſo da auff die Daͤniſchen Fahrzeuge ein wachſames Auge haͤtten. Vom Tuͤrckiſ. Frieden mit Moſcau/ und der Retour des Koͤnigs in Schweden. Warſchau/ vom 13 Sept. Durch geheime Briefe uͤber Podolien hat man/ daß die Tuͤrcken wiederum ſich das Jntereſſe Sr Majeſt. des Koͤnigs von Schwe- den ſehr angelegen ſeyn lieſſen/ indem/ auſſen denen 6. Baſſen mit vielem Volck bey Bender/ an noch eine Tuͤrckiſche Armee an der Donau von 30000 Mann/ mehrentheils Janitſcharen/ campirete/ und wuͤrde denen Schweden haͤuffig Proviant zugefuͤhret. Wann jemand aus Pohlen der Orten hinreiſete/ wuͤrde von ihnen gefraget: ob nicht eine Schwediſche Armee in Pohlen ſey? woraus einige ſchlieſſen wollen/ daß der Koͤnig von Schweden/ ſo wohl als die Tuͤrcken/ dar- auff warten muͤſſen. Nieder-Elbe/ vom 23. September. Daß Se. Majeſt. der Koͤnig von Schweden noch nicht von Bender abgereiſet/ ſoll bloß die Urſach ſeyn/ weilen deſſen Envoye der Herr Funck bey den Tuͤr- ckiſchen Hoff/ abermahlen groſſe Hoffnung gegeben/ zu einen neuen Bruch zwiſchen den Tuͤrcken und Ruſſen/ dann nachdem der Frantzoͤſiſche Am- baſſadeur einen andern Miniſter auff ſeiner Seite gekriegt/ ſo haͤtte der Groß-Vezier der Schwediſchen Vorſtellung mehr Gehoͤr gegeben. Von der Schweitzeriſchen Unruhe. Aus der Schweitz/ vom 11. Septemb. Der Abt von St. Gall laͤſt nun zwey Deputirten zur Ver- ſammlung nach Baden gehen/ und wird vermuth- lich den Vergleich zu trainiren ſuchen/ biß er ſiehet/ ob und wie fern der Kayſer und das Reich ſich ſeiner annehmen wollen. Jnzwiſchen laͤſt er zu Conſtantz und der Gegend Volck werben/ und beginnen auch die Roſchacher ſich zu bewegen/ daher man einige Raͤdelsfuͤhrer daſelbſt in Verhafft genommen/ und der Stadt ſich beſtens verſichert hat. Die Stadt St. Gallen ſuchet mit den Zuͤrchern und Bernern in ein genauer Buͤndniß zu treten/ um ſich gegen den Abt in Sicherheit zu ſtellen; zumahlen da man aus den eroberten Schrifften deſſelben erſehen/ daß er und ſeine Vorfahren ſchoͤn laͤngſt einen Anſchlag darauf gehabt. Wegen Einfuͤhrung des ſogenandten Land- Friedens oder freyen Religions-Excercitii in den gemeinen Landen/ macht der Biſchoff von Conſtantz einige Schwuͤrigkeit/ darauf aber wenig duͤrffte re- gardiret werden/ weil ſeine mittelbahre und Unter- Jurisdiction die diſſeitige Souverainitaͤt nicht auf- heben/ noch auch die einer und andern Religion un- ſchaͤdliche Freyheit hindern wird. Vom Nieder-Laͤndiſchen Krieg/ u. dergl. Aus dem Alliirten Lager zu Belian/ vom 15. Sept. Die Frantzoſen verſtercken ihr Lager nach Gewohnheit mit einem Graben und Auſſen-Gra- ben: Sie haben zu Combies und gros Warignies Batterien auſgeworffen/ auch den Poſt zu St. Vaſt le Bavay an der Rechten/ und die Bruͤcke von Que- vrain/ alwo ſonſt ihre aͤuſſerſte Wacht zu Fus und zu Pferde haͤlt/ an der Lincken beſetzet. Sie ſind auch im Werck/ die alte Linien zu repariren/ um dadurch Quesnoy gantz einzuſchlieſſen/ und von uns abzuſchneiden. Ein Theil ihrer ſchweren Ar- tillerie

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Zitationshilfe: Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente. Nr. 28, Hamburg, 24. September 1712, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_282409_1712/2>, abgerufen am 29.03.2024.