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Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 30, Hamburg, 8. August 1721.

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[Spaltenumbruch] gantze Frieden mit Moscau richtig sey. Der Se-
nat hat mit den Abgeordneten der Reichs-Stän-
de viel zu tuhn gehabt, weil sie über einem und an-
dern Punct gar nicht einig werden können, und
etliche diese, andere jene Partey gehalten; weil a-
ber der verabredete Waffen Stilstand zu Ende läuft
und man befürchen muß, daß der Czaar aufs neue
einen Einfall tuhn lassen möchte, wie man dan
höret, daß schon wieder dazu Ordre ertheilet
und alle Anstalten gemachet, so haben endlich
Jhr. Königl. Majest. erinnern lassen, eyligst einen
gewissen Schluß wegen des zu treffenden Friedens
zu nehmen, damit auch gleich ein Expresser nach
Nystäd abgefertigt worden, welchen man ehestens
wieder zurück erwartet. Der Czaar sol erklähret
haben, den Liefländern ihre Güter wieder zu geben,
und daß die Liefländischen Untertahnen, welche
unter Schwedischen Gehorsam bleiben wolten,
Freyheit haben sollen, binnen 2. Jahr ihre Güter
daselbst zu verkauffen. Dem Hn. Grafen von Der-
natte ist vergönnet worden, die Wasser zu Medwich
zu gebrauchen. Jhro Majest. der König halten
sich nebst der Königin noch zu Carlsberg auf.

Wie man ver-
sichert sol hiesigem Schwedischen Hrn. Gesandten
von seinem Hofe geschrieben worden seyn, alhier
bekandt zu machen, welcher gestalt Jhro Königl.
Majest. in Schweden nunmehr mit dem Czaar ei-
nen Frieden getroffen hätten, dessen Conditiones,
und worauff selbiger eigentlich bestünde, ihme Ge-
sandten nechstens communicirt werden solten.

Kayserliche Affairen.

Am Dienstage langte
alhier ein Courier aus Engelland an, über dessen
Mitbringen alsogleich grosser geheimer Raht,
welcher über 4. Stunden gedauret, gehalten wor-
den. Und haben Jhro Kayserl. Majest. darinn
präsidiret und befohlen, daß alle Stimmen in La-
teinischer Sprachen gegeben werden solten; So
auch von allen, ausser dem Ertz-Bischoff von Va-
lenza, welcher Spanisch votiret gehabt, gesche-
hen, dessen Votum aber nachgehends Jhro Kay-
serl. Majest. selbsten in Lateinische Sprache über-
setzet gehabt; Und sol besagter geheimte Raht
das Spanisch und Jtaliänische Wesen, als eine
Sache von der grösten Wichtigkeit, anbetroffen
haben. So viel man vorhin von Reducirung
einiger Kayserlicher Regimenter, welche denen
andern einverleibet werden solten, gesprochen; so
vielmehr wird anjetzo von Anwerdung einiger
neuen Militz geredet, weil gewisse wichtige Um-
stände darzu sich zeigen wollen, und man noch
[Spaltenumbruch] nicht weiß, was etwan einige Puissancen, oder
vielleicht auch die Ottomannische Pforte im Sinn
haben.

Jhro Kayserl.
Majest. haben in dem Fürstentuhm Siebenbür-
gen und einverleibter Landschafft der Kayserlichen
Wallachey, für die Wallachen, Griechen und Rus-
sen, ein neues Bißtuhm zu Fagaras aufgerichtet
und solch es dem Herrn Palacky aufgetragen, auch
zu grosser Zierde besagten Fürstentuhms densel-
ben zum Baron erklähret. Vergangenen Don-
nerstag kam von dem Herrn Cardinal Althan ein
Courier, und am Freytag der Herr Cardinal Czaki
aus Rom dahier an, davon der erstere die Nachricht
mitgebracht, daß der Kayserliche Botschaffter,
Graf von Kinsky, in Bereitschafft stünde, näch-
stens nacher Wien zurück zu kehren; Jnmassen
derselbe schon bey Jhro Päbstliche Heiligkeit und
dem H. Collegio seine Uhrlaubs-Audientz gehabt,
zu welcher selbiger mit 214. Kutschen und 62. Ca-
valliers, wie auch vielen Officiers zu Pferde sich
begeben. Vor einigen Tagen kam ein vertriebe-
ner Catholischer Geistlicher aus dem Preußischen
Landen, allwo er feine Pfaar gehabt, alhier an, und
klagte sowohl bey Jhro Kayserl. Majest. als dem
Reichs-Hof-Raht über das unbillige Verfahren,
so der uncatholische Pöbel ihm angetahn, indeme
dieser solchen in seinem Hause mit grosser Furie
überfallen, und dasselbe völlig ausspoliret, auch
kaum so viel Zeit gelassen, daß er die bedürfftige
Kleidung anlegen und sich salviren können, und
woferne er nicht die Flucht ergriffen, ohnfehlbar
massacriret worden wäre. Die Werbung wird
anjetzo alhier mehr als sonsten jemahls fortgese-
tzet, und sollen alle Regimenter in kurtzer Zeit er-
gäntzet werden. Jhro Königl. Majest. von Poh-
len haben anhero berichten lassen, daß der Tür-
cken und Tartarn Streiffereyen in Pohlen, je län-
ger, je ärger würden, und es zuletzt noch wohl zu
einen öffentlichen Bruch kommen dürffte. Der
Kayserliche Hof siehet die Alliance zwischen Franck-
reich, Engelland und Spanien, so sie wegen der
Handelschafft zur See sollen errichtet haben, mit
verdächtigen Augen an, und giebt dahero alhier
zu vielen Urtheilen Gelegenheit. Am 18. Julii
hat ein Officier denen regierenden Kayserlichen
Majestäten im Nahmen der Königin von Portu-
gall einen besonders schönen Affen von einer noch
nie gesehenen Arth präsentiret, welcher von dem
Vice-König aus Brasilien nach Portugall über-
sand worden war.


[Spaltenumbruch] gantze Frieden mit Moſcau richtig ſey. Der Se-
nat hat mit den Abgeordneten der Reichs-Staͤn-
de viel zu tuhn gehabt, weil ſie uͤber einem und an-
dern Punct gar nicht einig werden koͤnnen, und
etliche dieſe, andere jene Partey gehalten; weil a-
ber der verabredete Waffen Stilſtand zu Ende laͤuft
und man befuͤrchen muß, daß der Czaar aufs neue
einen Einfall tuhn laſſen moͤchte, wie man dan
hoͤret, daß ſchon wieder dazu Ordre ertheilet
und alle Anſtalten gemachet, ſo haben endlich
Jhr. Koͤnigl. Majeſt. erinnern laſſen, eyligſt einen
gewiſſen Schluß wegen des zu treffenden Friedens
zu nehmen, damit auch gleich ein Expreſſer nach
Nyſtaͤd abgefertigt worden, welchen man eheſtens
wieder zuruͤck erwartet. Der Czaar ſol erklaͤhret
haben, den Lieflaͤndern ihre Guͤter wieder zu geben,
und daß die Lieflaͤndiſchen Untertahnen, welche
unter Schwediſchen Gehorſam bleiben wolten,
Freyheit haben ſollen, binnen 2. Jahr ihre Guͤter
daſelbſt zu verkauffen. Dem Hn. Grafen von Der-
natte iſt vergoͤnnet worden, die Waſſer zu Medwich
zu gebrauchen. Jhro Majeſt. der Koͤnig halten
ſich nebſt der Koͤnigin noch zu Carlsberg auf.

Wie man ver-
ſichert ſol hieſigem Schwediſchen Hrn. Geſandten
von ſeinem Hofe geſchrieben worden ſeyn, alhier
bekandt zu machen, welcher geſtalt Jhro Koͤnigl.
Majeſt. in Schweden nunmehr mit dem Czaar ei-
nen Frieden getroffen haͤtten, deſſen Conditiones,
und worauff ſelbiger eigentlich beſtuͤnde, ihme Ge-
ſandten nechſtens communicirt werden ſolten.

Kayſerliche Affairen.

Am Dienſtage langte
alhier ein Courier aus Engelland an, uͤber deſſen
Mitbringen alſogleich groſſer geheimer Raht,
welcher uͤber 4. Stunden gedauret, gehalten wor-
den. Und haben Jhro Kayſerl. Majeſt. darinn
praͤſidiret und befohlen, daß alle Stimmen in La-
teiniſcher Sprachen gegeben werden ſolten; So
auch von allen, auſſer dem Ertz-Biſchoff von Va-
lenza, welcher Spaniſch votiret gehabt, geſche-
hen, deſſen Votum aber nachgehends Jhro Kay-
ſerl. Majeſt. ſelbſten in Lateiniſche Sprache uͤber-
ſetzet gehabt; Und ſol beſagter geheimte Raht
das Spaniſch und Jtaliaͤniſche Weſen, als eine
Sache von der groͤſten Wichtigkeit, anbetroffen
haben. So viel man vorhin von Reducirung
einiger Kayſerlicher Regimenter, welche denen
andern einverleibet werden ſolten, geſprochen; ſo
vielmehr wird anjetzo von Anwerdung einiger
neuen Militz geredet, weil gewiſſe wichtige Um-
ſtaͤnde darzu ſich zeigen wollen, und man noch
[Spaltenumbruch] nicht weiß, was etwan einige Puiſſancen, oder
vielleicht auch die Ottomanniſche Pforte im Sinn
haben.

Jhro Kayſerl.
Majeſt. haben in dem Fuͤrſtentuhm Siebenbuͤr-
gen und einverleibter Landſchafft der Kayſerlichen
Wallachey, fuͤr die Wallachen, Griechen und Ruſ-
ſen, ein neues Bißtuhm zu Fagaras aufgerichtet
und ſolch es dem Herrn Palacky aufgetragen, auch
zu groſſer Zierde beſagten Fuͤrſtentuhms denſel-
ben zum Baron erklaͤhret. Vergangenen Don-
nerſtag kam von dem Herrn Cardinal Althan ein
Courier, und am Freytag der Herr Cardinal Czaki
aus Rom dahieꝛ an, davon der erſtere die Nachricht
mitgebracht, daß der Kayſerliche Botſchaffter,
Graf von Kinsky, in Bereitſchafft ſtuͤnde, naͤch-
ſtens nacher Wien zuruͤck zu kehren; Jnmaſſen
derſelbe ſchon bey Jhro Paͤbſtliche Heiligkeit und
dem H. Collegio ſeine Uhrlaubs-Audientz gehabt,
zu welcher ſelbiger mit 214. Kutſchen und 62. Ca-
valliers, wie auch vielen Officiers zu Pferde ſich
begeben. Vor einigen Tagen kam ein vertriebe-
ner Catholiſcher Geiſtlicher aus dem Preußiſchen
Landen, allwo er feine Pfaar gehabt, alhier an, und
klagte ſowohl bey Jhro Kayſerl. Majeſt. als dem
Reichs-Hof-Raht uͤber das unbillige Verfahren,
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dieſer ſolchen in ſeinem Hauſe mit groſſer Furie
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gaͤntzet werden. Jhro Koͤnigl. Majeſt. von Poh-
len haben anhero berichten laſſen, daß der Tuͤr-
cken und Tartarn Streiffereyen in Pohlen, je laͤn-
ger, je aͤrger wuͤrden, und es zuletzt noch wohl zu
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Kayſerliche Hof ſiehet die Alliance zwiſchen Franck-
reich, Engelland und Spanien, ſo ſie wegen der
Handelſchafft zur See ſollen errichtet haben, mit
verdaͤchtigen Augen an, und giebt dahero alhier
zu vielen Urtheilen Gelegenheit. Am 18. Julii
hat ein Officier denen regierenden Kayſerlichen
Majeſtaͤten im Nahmen der Koͤnigin von Portu-
gall einen beſonders ſchoͤnen Affen von einer noch
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ſand worden war.


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[[2]/0002] gantze Frieden mit Moſcau richtig ſey. Der Se- nat hat mit den Abgeordneten der Reichs-Staͤn- de viel zu tuhn gehabt, weil ſie uͤber einem und an- dern Punct gar nicht einig werden koͤnnen, und etliche dieſe, andere jene Partey gehalten; weil a- ber der verabredete Waffen Stilſtand zu Ende laͤuft und man befuͤrchen muß, daß der Czaar aufs neue einen Einfall tuhn laſſen moͤchte, wie man dan hoͤret, daß ſchon wieder dazu Ordre ertheilet und alle Anſtalten gemachet, ſo haben endlich Jhr. Koͤnigl. Majeſt. erinnern laſſen, eyligſt einen gewiſſen Schluß wegen des zu treffenden Friedens zu nehmen, damit auch gleich ein Expreſſer nach Nyſtaͤd abgefertigt worden, welchen man eheſtens wieder zuruͤck erwartet. Der Czaar ſol erklaͤhret haben, den Lieflaͤndern ihre Guͤter wieder zu geben, und daß die Lieflaͤndiſchen Untertahnen, welche unter Schwediſchen Gehorſam bleiben wolten, Freyheit haben ſollen, binnen 2. Jahr ihre Guͤter daſelbſt zu verkauffen. Dem Hn. Grafen von Der- natte iſt vergoͤnnet worden, die Waſſer zu Medwich zu gebrauchen. Jhro Majeſt. der Koͤnig halten ſich nebſt der Koͤnigin noch zu Carlsberg auf. Regenſpurg/ den 31. July. Wie man ver- ſichert ſol hieſigem Schwediſchen Hrn. Geſandten von ſeinem Hofe geſchrieben worden ſeyn, alhier bekandt zu machen, welcher geſtalt Jhro Koͤnigl. Majeſt. in Schweden nunmehr mit dem Czaar ei- nen Frieden getroffen haͤtten, deſſen Conditiones, und worauff ſelbiger eigentlich beſtuͤnde, ihme Ge- ſandten nechſtens communicirt werden ſolten. Kayſerliche Affairen. Wien/ den 26. Julii.Am Dienſtage langte alhier ein Courier aus Engelland an, uͤber deſſen Mitbringen alſogleich groſſer geheimer Raht, welcher uͤber 4. Stunden gedauret, gehalten wor- den. Und haben Jhro Kayſerl. Majeſt. darinn praͤſidiret und befohlen, daß alle Stimmen in La- teiniſcher Sprachen gegeben werden ſolten; So auch von allen, auſſer dem Ertz-Biſchoff von Va- lenza, welcher Spaniſch votiret gehabt, geſche- hen, deſſen Votum aber nachgehends Jhro Kay- ſerl. Majeſt. ſelbſten in Lateiniſche Sprache uͤber- ſetzet gehabt; Und ſol beſagter geheimte Raht das Spaniſch und Jtaliaͤniſche Weſen, als eine Sache von der groͤſten Wichtigkeit, anbetroffen haben. So viel man vorhin von Reducirung einiger Kayſerlicher Regimenter, welche denen andern einverleibet werden ſolten, geſprochen; ſo vielmehr wird anjetzo von Anwerdung einiger neuen Militz geredet, weil gewiſſe wichtige Um- ſtaͤnde darzu ſich zeigen wollen, und man noch nicht weiß, was etwan einige Puiſſancen, oder vielleicht auch die Ottomanniſche Pforte im Sinn haben. Ein anders/ vom 27. Julii. Jhro Kayſerl. Majeſt. haben in dem Fuͤrſtentuhm Siebenbuͤr- gen und einverleibter Landſchafft der Kayſerlichen Wallachey, fuͤr die Wallachen, Griechen und Ruſ- ſen, ein neues Bißtuhm zu Fagaras aufgerichtet und ſolch es dem Herrn Palacky aufgetragen, auch zu groſſer Zierde beſagten Fuͤrſtentuhms denſel- ben zum Baron erklaͤhret. Vergangenen Don- nerſtag kam von dem Herrn Cardinal Althan ein Courier, und am Freytag der Herr Cardinal Czaki aus Rom dahieꝛ an, davon der erſtere die Nachricht mitgebracht, daß der Kayſerliche Botſchaffter, Graf von Kinsky, in Bereitſchafft ſtuͤnde, naͤch- ſtens nacher Wien zuruͤck zu kehren; Jnmaſſen derſelbe ſchon bey Jhro Paͤbſtliche Heiligkeit und dem H. Collegio ſeine Uhrlaubs-Audientz gehabt, zu welcher ſelbiger mit 214. Kutſchen und 62. Ca- valliers, wie auch vielen Officiers zu Pferde ſich begeben. Vor einigen Tagen kam ein vertriebe- ner Catholiſcher Geiſtlicher aus dem Preußiſchen Landen, allwo er feine Pfaar gehabt, alhier an, und klagte ſowohl bey Jhro Kayſerl. Majeſt. als dem Reichs-Hof-Raht uͤber das unbillige Verfahren, ſo der uncatholiſche Poͤbel ihm angetahn, indeme dieſer ſolchen in ſeinem Hauſe mit groſſer Furie uͤberfallen, und daſſelbe voͤllig ausſpoliret, auch kaum ſo viel Zeit gelaſſen, daß er die beduͤrfftige Kleidung anlegen und ſich ſalviren koͤnnen, und woferne er nicht die Flucht ergriffen, ohnfehlbar maſſacriret worden waͤre. Die Werbung wird anjetzo alhier mehr als ſonſten jemahls fortgeſe- tzet, und ſollen alle Regimenter in kurtzer Zeit er- gaͤntzet werden. Jhro Koͤnigl. Majeſt. von Poh- len haben anhero berichten laſſen, daß der Tuͤr- cken und Tartarn Streiffereyen in Pohlen, je laͤn- ger, je aͤrger wuͤrden, und es zuletzt noch wohl zu einen oͤffentlichen Bruch kommen duͤrffte. Der Kayſerliche Hof ſiehet die Alliance zwiſchen Franck- reich, Engelland und Spanien, ſo ſie wegen der Handelſchafft zur See ſollen errichtet haben, mit verdaͤchtigen Augen an, und giebt dahero alhier zu vielen Urtheilen Gelegenheit. Am 18. Julii hat ein Officier denen regierenden Kayſerlichen Majeſtaͤten im Nahmen der Koͤnigin von Portu- gall einen beſonders ſchoͤnen Affen von einer noch nie geſehenen Arth praͤſentiret, welcher von dem Vice-Koͤnig aus Braſilien nach Portugall uͤber- ſand worden war.

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Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 30, Hamburg, 8. August 1721, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_300808_1721/2>, abgerufen am 28.03.2024.