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Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 33, Hamburg, 19. August 1721.

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[Spaltenumbruch] findet, hoher Nahmens-Tag auf Carlsberg gefey-
ert worden, in Beyseyn des Senats und der Rit-
schafft, die dazu eingeladen gewesen, Tags darauf
haben sich Jhro Majest von dar weg begeben, und
bey Stockholm eine Jagd gehalten, auch einige
Regimenter gemunstert. Man sagt, daß zwi-
schen besagter Stadt und Abo die Post-Jagten so
weit wieder eingerichtet, daß selbe, wo sie mit Ru-
dern versehen, in 24 Stunden Zeit vor den Schee-
ren zu Abo seyn können. Der Herr General Lieut-
nant Trautvetter ist von Stockholm nach Pom-
mern abgereist.

Die Russis. Trouppen
haben sich hier herum und in Curland starck zusam
gezogen, was es aber bedeutet, weiß man nicht.
Von Petersburg hat man Nachricht, daß Jh. Ho-
heit der Hertzog von Hollstein bey dem Czaar so
wol, als bey der Czaarin Majestät in hohem An-
sehen wären, und würden mit vielen Belustigun-
gen unterhalten. Vor ungefehr 14. Tagen ist da-
selbst nach einer Kranckheit von 5 Tagen der Hoch-
wohlgebohrne Herr Herman von Brevern gestor-
ben, der Vice-Präsident des hohen Reichs Justitz-
Collegii und Hochverdienter Liefländischer Land-
Raht 4 Jahr lang mit jedermanns Zufriedenheit
Ruhm-würdig gewesen. Bey Eröffnung dessen
Cörpers hat sich in der einen Niere ein so grosser
Stein, wie ein klein Hüner Ey, in der andern aber
fast 100. dergleichen, wie Türckische Bohnen groß
gefunden. Jhro Czaarische Majestät sind selbst
zugegen gewesen, und haben mit Verwunderung
diese Steine besehen. Selbige sind am 15. nach
Peters Hof gereiset, dahin des Morgenden Tags
die Czaarin gefolget ist. Sie wollen sich auch auf
der Flotte zu Cronschlott erlustigen, dahin sich der
Hertzog von Hollstein nebst den Vornehmsten Mi-
nisters begeben wird. Von den Frieden mit
Schweden hat man keine fernere gewisse Nachricht
erhalten.

Käyserliche Affairen.

Verwichenem Mon-
tag ward dahier die der Orten herum geworbene
Mannschafft in dem alhiesigen Land-Hauß ange-
nommen, und darnach denen Officiern des Kay-
serl. Trautsohnischen Regiments zu Fuß überge-
ben. Weme Jhro Kayserl. Majest. die erledigte
Cammer-Richter-Stelle zu Wetzlar wieder auftra-
gen wird, weiß man noch nicht; Weil die Weltli-
lichen hierzu eine Weltliche Person, die Geistlichen
aber eine Geistliche vorschlagen. Der am 2ten
dieses hier angelangte Courier, welchen der Käy-
serl. General Gouverneur, Hr. Graf Colloredo,
[Spaltenumbruch] von Mayland anhero gesendet hat, sol dem Käy-
serl. Hoff nur schlechte und unangenehme Sachen
mitgebracht haben, so das Jtaliänische Wesen be-
troffen. Deßgleichen ist auch eine Staffe[t]ta von
Paris eingeloffen, welche klar entdecket, was bis-
hero zu Madrit zwischen den Spanischen, Fran-
tzösischen und Englischen Ministres verdecket und
heimlich gehalten worden. Unter andern ver-
lautet auch, daß diese Ministres zu besagten Ma-
drit ausgemacht hätten, daß der Käyser die Ertz-
Hertzogin Maria Amalia, als des Käysers Jose-
phi jüngste Princeßin, einen gewissen Printzen ge-
ben, und ihme dazu die Nieder-Lande abtreten solle.
Welche letzte und vorige Nachrichten dann so viel
gefruchtet, daß die in dem Krieges-Raht einzuzie-
hen beschlossene 12. Regimenter auff einmal con-
tramandiret worden; wie dan auch über diß am
Sontag frühe von 8 bis 11 Uhr der Printz Euge-
ne mit dem Hoff-Cantzler von Sintzendorff bey
Jh. Käyserl. Maj. in einer Unterredung gewesen;
Und wie es nunmehro das Ansehen bey allhiesi-
gem Käyserl. Hof hat, dürffte wol schwerlich so
bald, oder vielleicht gar nichts aus der Friedens-
Handlung zu Cammerich werden. Es sey dann,
daß die Präliminair-Puncten zwischen den Käy-
ser und Spanischen Hoff zuvor abgetahn, und
Jhro Käyserljche Majestät alle zulängliche Sa-
tisfaction geschehen seyn würde. Man hält da-
für, daß der im strengen Arrest sitzende alte 60. jäh-
rige Rumor Hauptmann wohl dürffte zum Galle-
en verurtheilet werden, weil er nicht nur mit etli-
chen Haupt-Dieben Brüderschafft gemacht, son-
dern gar von einem einen Wechsel von 200. Duca-
ten angenommen, eincassiret, und darauf den
Dieb wieder lauffen lassen. Mit andern solchen
Buben soll er ebenfalls ein Verständnis gehabt,
und ihnen einen Schuß zur Lösung gegeben haben,
wenn er kommen ist, um sie in Arrest zu nehmen,
wodurch sie voher gewarnet worden, sich bey Zei-
ten fortzumachen.

Donnerstags ha-
ben sich beyde Kayserl. Majestäten sammt denen
Durchl. Ertz-Hertzoginnen auf der Post nach der
hohen Leithen begeben, und sich alda mit einer
grossen Hirsch-Jagd belustiget, auch deren über
100. angeschossen, und nach eingenommenen Mit-
tag-Mahl zu Wolckersdorff sich wieder nach der
Favorita begeben. Der kürtzlich hier angelang-
te Mindische und Hildesheimische Dom-Herr sol
in seinem Memorial vorgestellet haben, welcher-
gestalt Jhro Königl. Majest. in Preussen eine An-
forderung auf sichere Einkünffte machte, welche

[Spaltenumbruch] findet, hoher Nahmens-Tag auf Carlsberg gefey-
ert worden, in Beyſeyn des Senats und der Rit-
ſchafft, die dazu eingeladen geweſen, Tags darauf
haben ſich Jhro Majeſt von dar weg begeben, und
bey Stockholm eine Jagd gehalten, auch einige
Regimenter gemunſtert. Man ſagt, daß zwi-
ſchen beſagter Stadt und Abo die Poſt-Jagten ſo
weit wieder eingerichtet, daß ſelbe, wo ſie mit Ru-
dern verſehen, in 24 Stunden Zeit vor den Schee-
ren zu Abo ſeyn koͤnnen. Der Herr General Lieut-
nant Trautvetter iſt von Stockholm nach Pom-
mern abgereiſt.

Die Rusſiſ. Trouppen
haben ſich hier herum und in Curland ſtarck zuſam
gezogen, was es aber bedeutet, weiß man nicht.
Von Petersburg hat man Nachricht, daß Jh. Ho-
heit der Hertzog von Hollſtein bey dem Czaar ſo
wol, als bey der Czaarin Majeſtaͤt in hohem An-
ſehen waͤren, und wuͤrden mit vielen Beluſtigun-
gen unterhalten. Vor ungefehr 14. Tagen iſt da-
ſelbſt nach einer Kranckheit von 5 Tagen der Hoch-
wohlgebohrne Herr Herman von Brevern geſtor-
ben, der Vice-Praͤſident des hohen Reichs Juſtitz-
Collegii und Hochverdienter Lieflaͤndiſcher Land-
Raht 4 Jahr lang mit jedermanns Zufriedenheit
Ruhm-wuͤrdig geweſen. Bey Eroͤffnung deſſen
Coͤrpers hat ſich in der einen Niere ein ſo groſſer
Stein, wie ein klein Huͤner Ey, in der andern aber
faſt 100. dergleichen, wie Tuͤrckiſche Bohnen groß
gefunden. Jhro Czaariſche Majeſtaͤt ſind ſelbſt
zugegen geweſen, und haben mit Verwunderung
dieſe Steine beſehen. Selbige ſind am 15. nach
Peters Hof gereiſet, dahin des Morgenden Tags
die Czaarin gefolget iſt. Sie wollen ſich auch auf
der Flotte zu Cronſchlott erluſtigen, dahin ſich der
Hertzog von Hollſtein nebſt den Vornehmſten Mi-
niſters begeben wird. Von den Frieden mit
Schweden hat man keine fernere gewiſſe Nachricht
erhalten.

Kaͤyſerliche Affairen.

Verwichenem Mon-
tag ward dahier die der Orten herum geworbene
Mannſchafft in dem alhieſigen Land-Hauß ange-
nommen, und darnach denen Officiern des Kay-
ſerl. Trautſohniſchen Regiments zu Fuß uͤberge-
ben. Weme Jhro Kayſerl. Majeſt. die erledigte
Cammer-Richter-Stelle zu Wetzlar wieder auftra-
gen wird, weiß man noch nicht; Weil die Weltli-
lichen hierzu eine Weltliche Perſon, die Geiſtlichen
aber eine Geiſtliche vorſchlagen. Der am 2ten
dieſes hier angelangte Courier, welchen der Kaͤy-
ſerl. General Gouverneur, Hr. Graf Colloredo,
[Spaltenumbruch] von Mayland anhero geſendet hat, ſol dem Kaͤy-
ſerl. Hoff nur ſchlechte und unangenehme Sachen
mitgebracht haben, ſo das Jtaliaͤniſche Weſen be-
troffen. Deßgleichen iſt auch eine Staffe[t]ta von
Paris eingeloffen, welche klar entdecket, was bis-
hero zu Madrit zwiſchen den Spaniſchen, Fran-
tzoͤſiſchen und Engliſchen Miniſtres verdecket und
heimlich gehalten worden. Unter andern ver-
lautet auch, daß dieſe Miniſtres zu beſagten Ma-
drit ausgemacht haͤtten, daß der Kaͤyſer die Ertz-
Hertzogin Maria Amalia, als des Kaͤyſers Joſe-
phi juͤngſte Princeßin, einen gewiſſen Printzen ge-
ben, und ihme dazu die Nieder-Lande abtretẽ ſolle.
Welche letzte und vorige Nachrichten dann ſo viel
gefruchtet, daß die in dem Krieges-Raht einzuzie-
hen beſchloſſene 12. Regimenter auff einmal con-
tramandiret worden; wie dan auch uͤber diß am
Sontag fruͤhe von 8 bis 11 Uhr der Printz Euge-
ne mit dem Hoff-Cantzler von Sintzendorff bey
Jh. Kaͤyſerl. Maj. in einer Unterredung geweſen;
Und wie es nunmehro das Anſehen bey allhieſi-
gem Kaͤyſerl. Hof hat, duͤrffte wol ſchwerlich ſo
bald, oder vielleicht gar nichts aus der Friedens-
Handlung zu Cam̃erich werden. Es ſey dann,
daß die Praͤliminair-Puncten zwiſchen den Kaͤy-
ſer und Spaniſchen Hoff zuvor abgetahn, und
Jhro Kaͤyſerljche Majeſtaͤt alle zulaͤngliche Sa-
tisfaction geſchehen ſeyn wuͤrde. Man haͤlt da-
fuͤr, daß der im ſtrengen Arreſt ſitzende alte 60. jaͤh-
rige Rumor Hauptmann wohl duͤrffte zum Galle-
en verurtheilet werden, weil er nicht nur mit etli-
chen Haupt-Dieben Bruͤderſchafft gemacht, ſon-
dern gar von einem einen Wechſel von 200. Duca-
ten angenommen, eincasſiret, und darauf den
Dieb wieder lauffen laſſen. Mit andern ſolchen
Buben ſoll er ebenfalls ein Verſtaͤndnis gehabt,
und ihnen einen Schuß zur Loͤſung gegeben haben,
wenn er kommen iſt, um ſie in Arreſt zu nehmen,
wodurch ſie voher gewarnet worden, ſich bey Zei-
ten fortzumachen.

Donnerſtags ha-
ben ſich beyde Kayſerl. Majeſtaͤten ſammt denen
Durchl. Ertz-Hertzoginnen auf der Poſt nach der
hohen Leithen begeben, und ſich alda mit einer
groſſen Hirſch-Jagd beluſtiget, auch deren uͤber
100. angeſchoſſen, und nach eingenommenen Mit-
tag-Mahl zu Wolckersdorff ſich wieder nach der
Favorita begeben. Der kuͤrtzlich hier angelang-
te Mindiſche und Hildesheimiſche Dom-Herr ſol
in ſeinem Memorial vorgeſtellet haben, welcher-
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[[2]/0002] findet, hoher Nahmens-Tag auf Carlsberg gefey- ert worden, in Beyſeyn des Senats und der Rit- ſchafft, die dazu eingeladen geweſen, Tags darauf haben ſich Jhro Majeſt von dar weg begeben, und bey Stockholm eine Jagd gehalten, auch einige Regimenter gemunſtert. Man ſagt, daß zwi- ſchen beſagter Stadt und Abo die Poſt-Jagten ſo weit wieder eingerichtet, daß ſelbe, wo ſie mit Ru- dern verſehen, in 24 Stunden Zeit vor den Schee- ren zu Abo ſeyn koͤnnen. Der Herr General Lieut- nant Trautvetter iſt von Stockholm nach Pom- mern abgereiſt. Riga/ den 6. Auguſti. Die Rusſiſ. Trouppen haben ſich hier herum und in Curland ſtarck zuſam gezogen, was es aber bedeutet, weiß man nicht. Von Petersburg hat man Nachricht, daß Jh. Ho- heit der Hertzog von Hollſtein bey dem Czaar ſo wol, als bey der Czaarin Majeſtaͤt in hohem An- ſehen waͤren, und wuͤrden mit vielen Beluſtigun- gen unterhalten. Vor ungefehr 14. Tagen iſt da- ſelbſt nach einer Kranckheit von 5 Tagen der Hoch- wohlgebohrne Herr Herman von Brevern geſtor- ben, der Vice-Praͤſident des hohen Reichs Juſtitz- Collegii und Hochverdienter Lieflaͤndiſcher Land- Raht 4 Jahr lang mit jedermanns Zufriedenheit Ruhm-wuͤrdig geweſen. Bey Eroͤffnung deſſen Coͤrpers hat ſich in der einen Niere ein ſo groſſer Stein, wie ein klein Huͤner Ey, in der andern aber faſt 100. dergleichen, wie Tuͤrckiſche Bohnen groß gefunden. Jhro Czaariſche Majeſtaͤt ſind ſelbſt zugegen geweſen, und haben mit Verwunderung dieſe Steine beſehen. Selbige ſind am 15. nach Peters Hof gereiſet, dahin des Morgenden Tags die Czaarin gefolget iſt. Sie wollen ſich auch auf der Flotte zu Cronſchlott erluſtigen, dahin ſich der Hertzog von Hollſtein nebſt den Vornehmſten Mi- niſters begeben wird. Von den Frieden mit Schweden hat man keine fernere gewiſſe Nachricht erhalten. Kaͤyſerliche Affairen. Wien/ den 6. Auguſti. Verwichenem Mon- tag ward dahier die der Orten herum geworbene Mannſchafft in dem alhieſigen Land-Hauß ange- nommen, und darnach denen Officiern des Kay- ſerl. Trautſohniſchen Regiments zu Fuß uͤberge- ben. Weme Jhro Kayſerl. Majeſt. die erledigte Cammer-Richter-Stelle zu Wetzlar wieder auftra- gen wird, weiß man noch nicht; Weil die Weltli- lichen hierzu eine Weltliche Perſon, die Geiſtlichen aber eine Geiſtliche vorſchlagen. Der am 2ten dieſes hier angelangte Courier, welchen der Kaͤy- ſerl. General Gouverneur, Hr. Graf Colloredo, von Mayland anhero geſendet hat, ſol dem Kaͤy- ſerl. Hoff nur ſchlechte und unangenehme Sachen mitgebracht haben, ſo das Jtaliaͤniſche Weſen be- troffen. Deßgleichen iſt auch eine Staffetta von Paris eingeloffen, welche klar entdecket, was bis- hero zu Madrit zwiſchen den Spaniſchen, Fran- tzoͤſiſchen und Engliſchen Miniſtres verdecket und heimlich gehalten worden. Unter andern ver- lautet auch, daß dieſe Miniſtres zu beſagten Ma- drit ausgemacht haͤtten, daß der Kaͤyſer die Ertz- Hertzogin Maria Amalia, als des Kaͤyſers Joſe- phi juͤngſte Princeßin, einen gewiſſen Printzen ge- ben, und ihme dazu die Nieder-Lande abtretẽ ſolle. Welche letzte und vorige Nachrichten dann ſo viel gefruchtet, daß die in dem Krieges-Raht einzuzie- hen beſchloſſene 12. Regimenter auff einmal con- tramandiret worden; wie dan auch uͤber diß am Sontag fruͤhe von 8 bis 11 Uhr der Printz Euge- ne mit dem Hoff-Cantzler von Sintzendorff bey Jh. Kaͤyſerl. Maj. in einer Unterredung geweſen; Und wie es nunmehro das Anſehen bey allhieſi- gem Kaͤyſerl. Hof hat, duͤrffte wol ſchwerlich ſo bald, oder vielleicht gar nichts aus der Friedens- Handlung zu Cam̃erich werden. Es ſey dann, daß die Praͤliminair-Puncten zwiſchen den Kaͤy- ſer und Spaniſchen Hoff zuvor abgetahn, und Jhro Kaͤyſerljche Majeſtaͤt alle zulaͤngliche Sa- tisfaction geſchehen ſeyn wuͤrde. Man haͤlt da- fuͤr, daß der im ſtrengen Arreſt ſitzende alte 60. jaͤh- rige Rumor Hauptmann wohl duͤrffte zum Galle- en verurtheilet werden, weil er nicht nur mit etli- chen Haupt-Dieben Bruͤderſchafft gemacht, ſon- dern gar von einem einen Wechſel von 200. Duca- ten angenommen, eincasſiret, und darauf den Dieb wieder lauffen laſſen. Mit andern ſolchen Buben ſoll er ebenfalls ein Verſtaͤndnis gehabt, und ihnen einen Schuß zur Loͤſung gegeben haben, wenn er kommen iſt, um ſie in Arreſt zu nehmen, wodurch ſie voher gewarnet worden, ſich bey Zei- ten fortzumachen. Ein anders/ vom 9. Aug. Donnerſtags ha- ben ſich beyde Kayſerl. Majeſtaͤten ſammt denen Durchl. Ertz-Hertzoginnen auf der Poſt nach der hohen Leithen begeben, und ſich alda mit einer groſſen Hirſch-Jagd beluſtiget, auch deren uͤber 100. angeſchoſſen, und nach eingenommenen Mit- tag-Mahl zu Wolckersdorff ſich wieder nach der Favorita begeben. Der kuͤrtzlich hier angelang- te Mindiſche und Hildesheimiſche Dom-Herr ſol in ſeinem Memorial vorgeſtellet haben, welcher- geſtalt Jhro Koͤnigl. Majeſt. in Preuſſen eine An- forderung auf ſichere Einkuͤnffte machte, welche

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Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 33, Hamburg, 19. August 1721, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_331908_1721/2>, abgerufen am 19.04.2024.