Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 61, 18. April 1741.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

Wir haben Nachricht erhalten, daß unsere Armee
nicht weit mehr von der Preußischen entfernet ist, und
man vermuthet täglich zu hören, daß eine Schlacht
gehalten worden. Sie hat würklich 4. Märsche ge-
than, ohne einen Rast-Tag zu halten, und sie bestehet
aus 26000. Mann, ohne die Land-Militz, worunter
12000. Mann auserlesener Cavallerie ist, welche
Befehl haben soll, das erste Feuer auszuhalten, als-
denn in den Feind einzudringen, und, wo möglich,
zu trachten, denselben im Geschwindschiessen in Ver-
wirrung zu bringen, zumal da die feindliche Reute-
rey nur in 4000. Mann bestehen soll. Man sagt,
daß noch 6000. Ungarn zu unserer Armee stossen
werden. An dem Tage, da der commandirende Herr
General, Graf von Neuperg, von der Königin Ab-
schied nahm, und sich darauf zur Armee nach Mäh-
ren begab, haben Jhro Majestät dero Jnteresse diesem
General recommandirt, und gesagt: Sprechet mei-
nen Truppen einen neuen Muth zu, daß sie rechtschaf-
fen fechten, weil sie eine so gerechte Sache zu defendi-
ren haben. Weil der Türkische Bothschafter ein son-
derbarer Liebhaber von der Gärtnerey ist, so hat man
ihm aus hiesigen fürnehmsten Glaß- und Treib-Häu-
sern ganze Rosen und Nelken-Stöcke in schönster Blü-
the, auch schon reiffe Kirschen und andere Garten-
Früchte zum Geschenke überschicket. Dieser Tagen
ist der General Feld-Wachtmeister, Prinz von Bir-
kenfeld, zu seinem bey der Armee befindlichen Cui-
raßier-Regiment von hier abgereiset. Das ehedem
erwehnte Regiment von 1000. sogenannten Pandu-
ren ist nun in Sclavonien auf die Beine gebracht und
im Marsch nach Schlesien begriffen, auch ist der Obri-
ste Trensko, welcher es aufgerichtet, schon hier ange-
langet.


Man zweiffelt hier stark, daß der Chur-Fürst von
Bayern anhero kommen werde, es sollen einige Um-
stände vorgefallen seyn, von denen man sich überre-
det, daß sie den Vorsatz Sr. Durchlaucht unterbro-
chen haben. Man weiß, daß der Hof zu München
denen drey Ministers, Thöring, Braitlohn und Wil-
helmi schon Befehl ertheilt hat, anher zu gehen. Sonst
wird berichtet, daß in dem ganzen Bayerlande die
eyfrigsten Kriegs-Anstalten gemacht werden. Die
Land-Militz muß sich würklich schon versammlen,
und die regulirten Völker sind in allen marschfertig.
Die wenigsten zweifeln, daß Bayern Oesterreich
nunmehro mit gewaffneter Hand angreifen und sei-
ne Forderungen mit Gewalt suchen werde.


[Spaltenumbruch]

Man fähret hier noch immer fort, für die Königin
in Ungarn Volk zu werben, und dem Vernehmen nach
haben Jhro Königl. Majestät in den meisten zwischen
der Maaß, dem Rhein und der Mosel gelegenen Staa-
ten Officiers von ihren Truppen, welche, mit Genehm-
haltung der dasigen Landes-Fürsten, ebenfalls allda
stark recrutiren. Die Nachrichten aus den Nieder-
landen melden, daß Frankreich 15. bis 16. Regimen-
ter nach den Grenz-Vestungen marschiren lasse, und
die Holländer Mastrich mit noch einigen Vestungs-
Werkern versehen. Vorgestern sind Jhro Churfürst-
liche Durchlaucht von Cölln nach Arensberg abge-
reiset, um dem daselbst zu haltenden Land-Tage bey-
zuwohnen. Jhro Hochgräfliche Excellenz der Herr
Graf von Hohenzollern wird als erster Churfürstlich-
Cöllnischer Wahl-Gesandter in kurzen seine Reise
nach Frankfurt am Mayn antreten, weil Jhro Chur-
fürstliche Durchlaucht an statt des verstorbenen Hrn.
Grafens von Metternich kein anderweit Subjectum
zu dero zweyten bevollmächtigten Wahl-Gesandten
zu ernennen und abzusenden für gut befunden.


Am hiesigen Hofe sind alle Anstallten wegen Em-
pfang Jhro Excellenz des Hrn. Marschall Bell-Jsle
wieder eingestellet worden, weil dieser Minister von
Maynz aus anhero berichtet, daß er noch nicht so
bald hieher kommen könnte, sondern erst nach einigen
andern Höfen eine Reise eyligst vornehmen müßte.
Dieser Minister hat bey Hofe angetragen, nicht nur
seine kostbare Equipage, die von Paris unter Weges
ist, sondern auch 100. Fuder Pfälzer Wein, welche
nach Frankfurt am Mayn geschickt werden, und in
der Pfalz erkauffet worden, Zollfrey paßiren zu lassen,
welches man ihm auch zugestanden hat.


Gestern Abend kam Jhro Excellenz der Herr Mar-
schall, Graf von Bell-Jsle, ausserordentlicher Am-
bassadeur Jhro Majestät des Königs in Frankreich,
allhier mit einem grossen Gefolge von Maynz wieder
zurück an, und heute Nachmittags sind Jhro Excell.
wieder von hier abgereiset, und zwar will man wis-
sen, daß Jhro Excellenz nach einigen Deutschen ho-
hen Höfen dero Abreise gerichtet habe. Jn dem künf-
tigen Monat May werden sich die vor der Messe aus
einander gegangene Herren Gesandten der 5. associir-
ten Craysen allhier wieder versammlen. Gestern
wurde Jhro Excell. der Königl. Preußische Herr Ge-
sandte von der Churfürstl. Maynzischen fürtrefflichen
Gesandtschaft im Compostell zu Mittag tractiret. Es

[Spaltenumbruch]

Wir haben Nachricht erhalten, daß unſere Armee
nicht weit mehr von der Preußiſchen entfernet iſt, und
man vermuthet taͤglich zu hoͤren, daß eine Schlacht
gehalten worden. Sie hat wuͤrklich 4. Maͤrſche ge-
than, ohne einen Raſt-Tag zu halten, und ſie beſtehet
aus 26000. Mann, ohne die Land-Militz, worunter
12000. Mann auserleſener Cavallerie iſt, welche
Befehl haben ſoll, das erſte Feuer auszuhalten, als-
denn in den Feind einzudringen, und, wo moͤglich,
zu trachten, denſelben im Geſchwindſchieſſen in Ver-
wirrung zu bringen, zumal da die feindliche Reute-
rey nur in 4000. Mann beſtehen ſoll. Man ſagt,
daß noch 6000. Ungarn zu unſerer Armee ſtoſſen
werden. An dem Tage, da der commandirende Herr
General, Graf von Neuperg, von der Koͤnigin Ab-
ſchied nahm, und ſich darauf zur Armee nach Maͤh-
ren begab, haben Jhro Majeſtaͤt dero Jntereſſe dieſem
General recommandirt, und geſagt: Sprechet mei-
nen Truppen einen neuen Muth zu, daß ſie rechtſchaf-
fen fechten, weil ſie eine ſo gerechte Sache zu defendi-
ren haben. Weil der Tuͤrkiſche Bothſchafter ein ſon-
derbarer Liebhaber von der Gaͤrtnerey iſt, ſo hat man
ihm aus hieſigen fuͤrnehmſten Glaß- und Treib-Haͤu-
ſern ganze Roſen und Nelken-Stoͤcke in ſchoͤnſter Bluͤ-
the, auch ſchon reiffe Kirſchen und andere Garten-
Fruͤchte zum Geſchenke uͤberſchicket. Dieſer Tagen
iſt der General Feld-Wachtmeiſter, Prinz von Bir-
kenfeld, zu ſeinem bey der Armee befindlichen Cui-
raßier-Regiment von hier abgereiſet. Das ehedem
erwehnte Regiment von 1000. ſogenannten Pandu-
ren iſt nun in Sclavonien auf die Beine gebracht und
im Marſch nach Schleſien begriffen, auch iſt der Obri-
ſte Trensko, welcher es aufgerichtet, ſchon hier ange-
langet.


Man zweiffelt hier ſtark, daß der Chur-Fuͤrſt von
Bayern anhero kommen werde, es ſollen einige Um-
ſtaͤnde vorgefallen ſeyn, von denen man ſich uͤberre-
det, daß ſie den Vorſatz Sr. Durchlaucht unterbro-
chen haben. Man weiß, daß der Hof zu Muͤnchen
denen drey Miniſters, Thoͤring, Braitlohn und Wil-
helmi ſchon Befehl ertheilt hat, anher zu gehen. Sonſt
wird berichtet, daß in dem ganzen Bayerlande die
eyfrigſten Kriegs-Anſtalten gemacht werden. Die
Land-Militz muß ſich wuͤrklich ſchon verſammlen,
und die regulirten Voͤlker ſind in allen marſchfertig.
Die wenigſten zweifeln, daß Bayern Oeſterreich
nunmehro mit gewaffneter Hand angreifen und ſei-
ne Forderungen mit Gewalt ſuchen werde.


[Spaltenumbruch]

Man faͤhret hier noch immer fort, fuͤr die Koͤnigin
in Ungarn Volk zu werben, und dem Vernehmen nach
haben Jhro Koͤnigl. Majeſtaͤt in den meiſten zwiſchen
der Maaß, dem Rhein und der Moſel gelegenen Staa-
ten Officiers von ihren Truppen, welche, mit Genehm-
haltung der daſigen Landes-Fuͤrſten, ebenfalls allda
ſtark recrutiren. Die Nachrichten aus den Nieder-
landen melden, daß Frankreich 15. bis 16. Regimen-
ter nach den Grenz-Veſtungen marſchiren laſſe, und
die Hollaͤnder Maſtrich mit noch einigen Veſtungs-
Werkern verſehen. Vorgeſtern ſind Jhro Churfuͤrſt-
liche Durchlaucht von Coͤlln nach Arensberg abge-
reiſet, um dem daſelbſt zu haltenden Land-Tage bey-
zuwohnen. Jhro Hochgraͤfliche Excellenz der Herr
Graf von Hohenzollern wird als erſter Churfuͤrſtlich-
Coͤllniſcher Wahl-Geſandter in kurzen ſeine Reiſe
nach Frankfurt am Mayn antreten, weil Jhro Chur-
fuͤrſtliche Durchlaucht an ſtatt des verſtorbenen Hrn.
Grafens von Metternich kein anderweit Subjectum
zu dero zweyten bevollmaͤchtigten Wahl-Geſandten
zu ernennen und abzuſenden fuͤr gut befunden.


Am hieſigen Hofe ſind alle Anſtallten wegen Em-
pfang Jhro Excellenz des Hrn. Marſchall Bell-Jsle
wieder eingeſtellet worden, weil dieſer Miniſter von
Maynz aus anhero berichtet, daß er noch nicht ſo
bald hieher kommen koͤnnte, ſondern erſt nach einigen
andern Hoͤfen eine Reiſe eyligſt vornehmen muͤßte.
Dieſer Miniſter hat bey Hofe angetragen, nicht nur
ſeine koſtbare Equipage, die von Paris unter Weges
iſt, ſondern auch 100. Fuder Pfaͤlzer Wein, welche
nach Frankfurt am Mayn geſchickt werden, und in
der Pfalz erkauffet worden, Zollfrey paßiren zu laſſen,
welches man ihm auch zugeſtanden hat.


Geſtern Abend kam Jhro Excellenz der Herr Mar-
ſchall, Graf von Bell-Jsle, auſſerordentlicher Am-
baſſadeur Jhro Majeſtaͤt des Koͤnigs in Frankreich,
allhier mit einem groſſen Gefolge von Maynz wieder
zuruͤck an, und heute Nachmittags ſind Jhro Excell.
wieder von hier abgereiſet, und zwar will man wiſ-
ſen, daß Jhro Excellenz nach einigen Deutſchen ho-
hen Hoͤfen dero Abreiſe gerichtet habe. Jn dem kuͤnf-
tigen Monat May werden ſich die vor der Meſſe aus
einander gegangene Herren Geſandten der 5. aſſociir-
ten Crayſen allhier wieder verſammlen. Geſtern
wurde Jhro Excell. der Koͤnigl. Preußiſche Herr Ge-
ſandte von der Churfuͤrſtl. Maynziſchen fuͤrtrefflichen
Geſandtſchaft im Compoſtell zu Mittag tractiret. Es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jArticle">
            <pb facs="#f0002" n="[2]"/>
            <cb/>
          </div>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Wien, den 8. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Wir haben Nachricht erhalten, daß un&#x017F;ere Armee<lb/>
nicht weit mehr von                         der Preußi&#x017F;chen entfernet i&#x017F;t, und<lb/>
man vermuthet                         ta&#x0364;glich zu ho&#x0364;ren, daß eine Schlacht<lb/>
gehalten worden. Sie                         hat wu&#x0364;rklich 4. Ma&#x0364;r&#x017F;che ge-<lb/>
than, ohne einen                         Ra&#x017F;t-Tag zu halten, und &#x017F;ie be&#x017F;tehet<lb/>
aus 26000.                         Mann, ohne die Land-Militz, worunter<lb/>
12000. Mann auserle&#x017F;ener                         Cavallerie i&#x017F;t, welche<lb/>
Befehl haben &#x017F;oll, das er&#x017F;te                         Feuer auszuhalten, als-<lb/>
denn in den Feind einzudringen, und, wo                         mo&#x0364;glich,<lb/>
zu trachten, den&#x017F;elben im                         Ge&#x017F;chwind&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en in Ver-<lb/>
wirrung zu                         bringen, zumal da die feindliche Reute-<lb/>
rey nur in 4000. Mann                         be&#x017F;tehen &#x017F;oll. Man &#x017F;agt,<lb/>
daß noch 6000. Ungarn zu                         un&#x017F;erer Armee &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werden. An dem Tage,                         da der commandirende Herr<lb/>
General, Graf von Neuperg, von der                         Ko&#x0364;nigin Ab-<lb/>
&#x017F;chied nahm, und &#x017F;ich darauf zur Armee                         nach Ma&#x0364;h-<lb/>
ren begab, haben Jhro Maje&#x017F;ta&#x0364;t dero                         Jntere&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;em<lb/>
General recommandirt, und                         ge&#x017F;agt: Sprechet mei-<lb/>
nen Truppen einen neuen Muth zu, daß                         &#x017F;ie recht&#x017F;chaf-<lb/>
fen fechten, weil &#x017F;ie eine                         &#x017F;o gerechte Sache zu defendi-<lb/>
ren haben. Weil der                         Tu&#x0364;rki&#x017F;che Both&#x017F;chafter ein &#x017F;on-<lb/>
derbarer                         Liebhaber von der Ga&#x0364;rtnerey i&#x017F;t, &#x017F;o hat man<lb/>
ihm                         aus hie&#x017F;igen fu&#x0364;rnehm&#x017F;ten Glaß- und                         Treib-Ha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;ern ganze Ro&#x017F;en und                         Nelken-Sto&#x0364;cke in &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ter                         Blu&#x0364;-<lb/>
the, auch &#x017F;chon reiffe Kir&#x017F;chen und andere                         Garten-<lb/>
Fru&#x0364;chte zum Ge&#x017F;chenke                         u&#x0364;ber&#x017F;chicket. Die&#x017F;er Tagen<lb/>
i&#x017F;t der General                         Feld-Wachtmei&#x017F;ter, Prinz von Bir-<lb/>
kenfeld, zu &#x017F;einem bey                         der Armee befindlichen Cui-<lb/>
raßier-Regiment von hier abgerei&#x017F;et.                         Das ehedem<lb/>
erwehnte Regiment von 1000. &#x017F;ogenannten Pandu-<lb/>
ren                         i&#x017F;t nun in Sclavonien auf die Beine gebracht und<lb/>
im Mar&#x017F;ch                         nach Schle&#x017F;ien begriffen, auch i&#x017F;t der Obri-<lb/>
&#x017F;te                         Trensko, welcher es aufgerichtet, &#x017F;chon hier ange-<lb/>
langet.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Regensburg, den 10. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Man zweiffelt hier &#x017F;tark, daß der Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;t                         von<lb/>
Bayern anhero kommen werde, es &#x017F;ollen einige                         Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde vorgefallen &#x017F;eyn, von denen man                         &#x017F;ich u&#x0364;berre-<lb/>
det, daß &#x017F;ie den Vor&#x017F;atz Sr.                         Durchlaucht unterbro-<lb/>
chen haben. Man weiß, daß der Hof zu                         Mu&#x0364;nchen<lb/>
denen drey Mini&#x017F;ters, Tho&#x0364;ring, Braitlohn                         und Wil-<lb/>
helmi &#x017F;chon Befehl ertheilt hat, anher zu gehen.                         Son&#x017F;t<lb/>
wird berichtet, daß in dem ganzen Bayerlande                         die<lb/>
eyfrig&#x017F;ten Kriegs-An&#x017F;talten gemacht werden.                         Die<lb/>
Land-Militz muß &#x017F;ich wu&#x0364;rklich &#x017F;chon                         ver&#x017F;ammlen,<lb/>
und die regulirten Vo&#x0364;lker &#x017F;ind in                         allen mar&#x017F;chfertig.<lb/>
Die wenig&#x017F;ten zweifeln, daß Bayern                         Oe&#x017F;terreich<lb/>
nunmehro mit gewaffneter Hand angreifen und                         &#x017F;ei-<lb/>
ne Forderungen mit Gewalt &#x017F;uchen werde.</p><lb/>
            <cb/>
          </div>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Co&#x0364;lln, den 9. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Man fa&#x0364;hret hier noch immer fort, fu&#x0364;r die                         Ko&#x0364;nigin<lb/>
in Ungarn Volk zu werben, und dem Vernehmen                         nach<lb/>
haben Jhro Ko&#x0364;nigl. Maje&#x017F;ta&#x0364;t in den                         mei&#x017F;ten zwi&#x017F;chen<lb/>
der Maaß, dem Rhein und der Mo&#x017F;el                         gelegenen Staa-<lb/>
ten Officiers von ihren Truppen, welche, mit                         Genehm-<lb/>
haltung der da&#x017F;igen Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;ten,                         ebenfalls allda<lb/>
&#x017F;tark recrutiren. Die Nachrichten aus den                         Nieder-<lb/>
landen melden, daß Frankreich 15. bis 16. Regimen-<lb/>
ter nach                         den Grenz-Ve&#x017F;tungen mar&#x017F;chiren la&#x017F;&#x017F;e,                         und<lb/>
die Holla&#x0364;nder Ma&#x017F;trich mit noch einigen                         Ve&#x017F;tungs-<lb/>
Werkern ver&#x017F;ehen. Vorge&#x017F;tern &#x017F;ind                         Jhro Churfu&#x0364;r&#x017F;t-<lb/>
liche Durchlaucht von Co&#x0364;lln nach                         Arensberg abge-<lb/>
rei&#x017F;et, um dem da&#x017F;elb&#x017F;t zu                         haltenden Land-Tage bey-<lb/>
zuwohnen. Jhro Hochgra&#x0364;fliche Excellenz                         der Herr<lb/>
Graf von Hohenzollern wird als er&#x017F;ter                         Churfu&#x0364;r&#x017F;tlich-<lb/>
Co&#x0364;llni&#x017F;cher                         Wahl-Ge&#x017F;andter in kurzen &#x017F;eine Rei&#x017F;e<lb/>
nach Frankfurt                         am Mayn antreten, weil Jhro Chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tliche Durchlaucht                         an &#x017F;tatt des ver&#x017F;torbenen Hrn.<lb/>
Grafens von Metternich kein                         anderweit Subjectum<lb/>
zu dero zweyten bevollma&#x0364;chtigten                         Wahl-Ge&#x017F;andten<lb/>
zu ernennen und abzu&#x017F;enden fu&#x0364;r gut                         befunden.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Mannheim, den 9. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Am hie&#x017F;igen Hofe &#x017F;ind alle An&#x017F;tallten wegen                         Em-<lb/>
pfang Jhro Excellenz des Hrn. Mar&#x017F;chall Bell-Jsle<lb/>
wieder                         einge&#x017F;tellet worden, weil die&#x017F;er Mini&#x017F;ter von<lb/>
Maynz                         aus anhero berichtet, daß er noch nicht &#x017F;o<lb/>
bald hieher kommen                         ko&#x0364;nnte, &#x017F;ondern er&#x017F;t nach einigen<lb/>
andern                         Ho&#x0364;fen eine Rei&#x017F;e eylig&#x017F;t vornehmen                         mu&#x0364;ßte.<lb/>
Die&#x017F;er Mini&#x017F;ter hat bey Hofe angetragen,                         nicht nur<lb/>
&#x017F;eine ko&#x017F;tbare Equipage, die von Paris unter                         Weges<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;ondern auch 100. Fuder Pfa&#x0364;lzer Wein,                         welche<lb/>
nach Frankfurt am Mayn ge&#x017F;chickt werden, und in<lb/>
der                         Pfalz erkauffet worden, Zollfrey paßiren zu                         la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
welches man ihm auch zuge&#x017F;tanden hat.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Frankfurt, den 10. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Ge&#x017F;tern Abend kam Jhro Excellenz der Herr Mar-<lb/>
&#x017F;chall, Graf                         von Bell-Jsle, au&#x017F;&#x017F;erordentlicher                         Am-<lb/>
ba&#x017F;&#x017F;adeur Jhro Maje&#x017F;ta&#x0364;t des                         Ko&#x0364;nigs in Frankreich,<lb/>
allhier mit einem gro&#x017F;&#x017F;en                         Gefolge von Maynz wieder<lb/>
zuru&#x0364;ck an, und heute Nachmittags                         &#x017F;ind Jhro Excell.<lb/>
wieder von hier abgerei&#x017F;et, und zwar                         will man wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, daß Jhro Excellenz nach einigen                         Deut&#x017F;chen ho-<lb/>
hen Ho&#x0364;fen dero Abrei&#x017F;e gerichtet                         habe. Jn dem ku&#x0364;nf-<lb/>
tigen Monat May werden &#x017F;ich die vor                         der Me&#x017F;&#x017F;e aus<lb/>
einander gegangene Herren Ge&#x017F;andten                         der 5. a&#x017F;&#x017F;ociir-<lb/>
ten Cray&#x017F;en allhier wieder                         ver&#x017F;ammlen. Ge&#x017F;tern<lb/>
wurde Jhro Excell. der Ko&#x0364;nigl.                         Preußi&#x017F;che Herr Ge-<lb/>
&#x017F;andte von der                         Churfu&#x0364;r&#x017F;tl. Maynzi&#x017F;chen                         fu&#x0364;rtrefflichen<lb/>
Ge&#x017F;andt&#x017F;chaft im Compo&#x017F;tell                         zu Mittag tractiret. Es<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2]/0002] Wien, den 8. April. Wir haben Nachricht erhalten, daß unſere Armee nicht weit mehr von der Preußiſchen entfernet iſt, und man vermuthet taͤglich zu hoͤren, daß eine Schlacht gehalten worden. Sie hat wuͤrklich 4. Maͤrſche ge- than, ohne einen Raſt-Tag zu halten, und ſie beſtehet aus 26000. Mann, ohne die Land-Militz, worunter 12000. Mann auserleſener Cavallerie iſt, welche Befehl haben ſoll, das erſte Feuer auszuhalten, als- denn in den Feind einzudringen, und, wo moͤglich, zu trachten, denſelben im Geſchwindſchieſſen in Ver- wirrung zu bringen, zumal da die feindliche Reute- rey nur in 4000. Mann beſtehen ſoll. Man ſagt, daß noch 6000. Ungarn zu unſerer Armee ſtoſſen werden. An dem Tage, da der commandirende Herr General, Graf von Neuperg, von der Koͤnigin Ab- ſchied nahm, und ſich darauf zur Armee nach Maͤh- ren begab, haben Jhro Majeſtaͤt dero Jntereſſe dieſem General recommandirt, und geſagt: Sprechet mei- nen Truppen einen neuen Muth zu, daß ſie rechtſchaf- fen fechten, weil ſie eine ſo gerechte Sache zu defendi- ren haben. Weil der Tuͤrkiſche Bothſchafter ein ſon- derbarer Liebhaber von der Gaͤrtnerey iſt, ſo hat man ihm aus hieſigen fuͤrnehmſten Glaß- und Treib-Haͤu- ſern ganze Roſen und Nelken-Stoͤcke in ſchoͤnſter Bluͤ- the, auch ſchon reiffe Kirſchen und andere Garten- Fruͤchte zum Geſchenke uͤberſchicket. Dieſer Tagen iſt der General Feld-Wachtmeiſter, Prinz von Bir- kenfeld, zu ſeinem bey der Armee befindlichen Cui- raßier-Regiment von hier abgereiſet. Das ehedem erwehnte Regiment von 1000. ſogenannten Pandu- ren iſt nun in Sclavonien auf die Beine gebracht und im Marſch nach Schleſien begriffen, auch iſt der Obri- ſte Trensko, welcher es aufgerichtet, ſchon hier ange- langet. Regensburg, den 10. April. Man zweiffelt hier ſtark, daß der Chur-Fuͤrſt von Bayern anhero kommen werde, es ſollen einige Um- ſtaͤnde vorgefallen ſeyn, von denen man ſich uͤberre- det, daß ſie den Vorſatz Sr. Durchlaucht unterbro- chen haben. Man weiß, daß der Hof zu Muͤnchen denen drey Miniſters, Thoͤring, Braitlohn und Wil- helmi ſchon Befehl ertheilt hat, anher zu gehen. Sonſt wird berichtet, daß in dem ganzen Bayerlande die eyfrigſten Kriegs-Anſtalten gemacht werden. Die Land-Militz muß ſich wuͤrklich ſchon verſammlen, und die regulirten Voͤlker ſind in allen marſchfertig. Die wenigſten zweifeln, daß Bayern Oeſterreich nunmehro mit gewaffneter Hand angreifen und ſei- ne Forderungen mit Gewalt ſuchen werde. Coͤlln, den 9. April. Man faͤhret hier noch immer fort, fuͤr die Koͤnigin in Ungarn Volk zu werben, und dem Vernehmen nach haben Jhro Koͤnigl. Majeſtaͤt in den meiſten zwiſchen der Maaß, dem Rhein und der Moſel gelegenen Staa- ten Officiers von ihren Truppen, welche, mit Genehm- haltung der daſigen Landes-Fuͤrſten, ebenfalls allda ſtark recrutiren. Die Nachrichten aus den Nieder- landen melden, daß Frankreich 15. bis 16. Regimen- ter nach den Grenz-Veſtungen marſchiren laſſe, und die Hollaͤnder Maſtrich mit noch einigen Veſtungs- Werkern verſehen. Vorgeſtern ſind Jhro Churfuͤrſt- liche Durchlaucht von Coͤlln nach Arensberg abge- reiſet, um dem daſelbſt zu haltenden Land-Tage bey- zuwohnen. Jhro Hochgraͤfliche Excellenz der Herr Graf von Hohenzollern wird als erſter Churfuͤrſtlich- Coͤllniſcher Wahl-Geſandter in kurzen ſeine Reiſe nach Frankfurt am Mayn antreten, weil Jhro Chur- fuͤrſtliche Durchlaucht an ſtatt des verſtorbenen Hrn. Grafens von Metternich kein anderweit Subjectum zu dero zweyten bevollmaͤchtigten Wahl-Geſandten zu ernennen und abzuſenden fuͤr gut befunden. Mannheim, den 9. April. Am hieſigen Hofe ſind alle Anſtallten wegen Em- pfang Jhro Excellenz des Hrn. Marſchall Bell-Jsle wieder eingeſtellet worden, weil dieſer Miniſter von Maynz aus anhero berichtet, daß er noch nicht ſo bald hieher kommen koͤnnte, ſondern erſt nach einigen andern Hoͤfen eine Reiſe eyligſt vornehmen muͤßte. Dieſer Miniſter hat bey Hofe angetragen, nicht nur ſeine koſtbare Equipage, die von Paris unter Weges iſt, ſondern auch 100. Fuder Pfaͤlzer Wein, welche nach Frankfurt am Mayn geſchickt werden, und in der Pfalz erkauffet worden, Zollfrey paßiren zu laſſen, welches man ihm auch zugeſtanden hat. Frankfurt, den 10. April. Geſtern Abend kam Jhro Excellenz der Herr Mar- ſchall, Graf von Bell-Jsle, auſſerordentlicher Am- baſſadeur Jhro Majeſtaͤt des Koͤnigs in Frankreich, allhier mit einem groſſen Gefolge von Maynz wieder zuruͤck an, und heute Nachmittags ſind Jhro Excell. wieder von hier abgereiſet, und zwar will man wiſ- ſen, daß Jhro Excellenz nach einigen Deutſchen ho- hen Hoͤfen dero Abreiſe gerichtet habe. Jn dem kuͤnf- tigen Monat May werden ſich die vor der Meſſe aus einander gegangene Herren Geſandten der 5. aſſociir- ten Crayſen allhier wieder verſammlen. Geſtern wurde Jhro Excell. der Koͤnigl. Preußiſche Herr Ge- ſandte von der Churfuͤrſtl. Maynziſchen fuͤrtrefflichen Geſandtſchaft im Compoſtell zu Mittag tractiret. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-28T10:00:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_611804_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_611804_1741/2
Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 61, 18. April 1741, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_611804_1741/2>, abgerufen am 28.03.2024.