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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 62, 19. April 1741.

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[Spaltenumbruch] rier von Nantes bey dem Cardinal Fleury eingetrof-
fen, welcher berichtet, daß in diesem Hafen eine Post-
Jacht aus Westindien angekommen, deren mitge-
brachte Nachrichten wenig Vortheil haftiges in sich
enthalten sollen. Man ist über eine gewisse Schrift
mißvergnügt, welche zu Londen heraus gekommen,
weil in derselben das Französische Volk hart ange-
griffen wird; inzwischen bleibt der Cardinal Fleury
unermüdet, alle gegenwärtige Streitigkeiten beyzu-
legen. Jn der Vorstadt St. Germain wurden diese
Woche zweene Fremden in Verhaft genommen, und
zu St. Deins hat man einige Privat-Personen einge-
zogen, weil man ihnen Schuld giebt, sie hätten die
Stadt Ryssel in Brand stecken wollen. Auf dem We-
ge von Paris nach Versailles finden sich jetzo die
Strassenräuber in Menge ein. Vor einigen Tagen
überfielen sie eine Kutsche, in welcher 4. Officiers sas-
sen, doch ihre Bemühung wurde ihnen schlecht be-
lohnt, die Officiers sprungen aus dem Wagen, griffen
die Räuber mit dem Degen in der Hand an, tödteten
zweene und nahmen 3. gefangen. Der Groß-Her-
zog von Toscana hat unserm Könige eine Zuschrift
übersendet. Se. Hoheit empfehlen in derselben den
jungen Erz-Herzog Joseph zur Gewogenheit des Kö-
nigs, und gedenken zugleich, wie Ludwig der Vier-
zehnte ein gleiches an dem Römischen Kayser gethan,
und unsern König damals dem Schutz des Hofes zu
Wien wider seine Feinde übergeben. Der Groß-Her-
zog ersucht ferner Se. Majestät in diesem Briefe, den
Feinden des Hauses Oesterreich kein Gehör zu geben,
und keine Mittel zu sparen, damit die öffentliche Ruhe
wieder hergestellet werden mögte. Briefe von Nan-
tes berichten, daß die Brücke zu la Caßiere, worauf
viele Häuser erbauet gewesen, plötzlich eingefallen,
wodurch über 30. Menschen das Leben jämmerlich
eingebüsset.


Vorgestern Nacht entstund allhier in dem Pallast
des Ober-Präsidentens vom Parlement ein gefähr-
licher Brand, und nahm so plötzlich überhand, daß sich
der Ober-Präsident, nebst seiner Gemahlin, Kindern
und Verwandten kaum retten konnten. Das Feuer
hätte nicht so weit um sich gegriffen, wenn der Thür-
mer Lermen machen können; allein sobald er die Klok-
ke anschlagen wollte, brach der Klöppel, und ehe man
es erfuhr, so lag dieses schöne Gebäude fast ganz in
der Asche. Der Schade wird auf 200000. Livres
geschätzt, worunter ein Kästgen mit Juweelen nicht
mitgerechnet wird, deren Werth sich auf 30000. Li-
vres erstrecket.


[Spaltenumbruch]

Vor einigen Tagen war der Staats-Rath ver-
sammlet, und da wurde auch zugleich von den gegen-
wärtigen Umständen des Deutschen Reichs gespro-
chen, man bemerkte davon insbesondere, daß sich bey
dieser bevorstehenden Kayserwahl so viel Schwierig-
keiten fänden, als man sich kaum vorstellen könnte.
Aus der Land-Militz, welche sich in den Provinzen
versammlen muß, wird man die 10. Mann nehmen,
womit jede Compagnie von des Königs Völkern ver-
mehret wird. Die Pferde, welche bey den Regimen-
tern fehlen, sollen in den Provinzen aufgekauffet wer-
den. Bis jetzo sind noch keine Truppen beordert nach
den Deutschen Grenzen aufzubrechen.


Die Stände von Flandern und Hennegau sind
wieder auseinander gegangen. Gestern kam bey
einem Fleischhauer Feuer aus, wodurch die ganze
Stadt, weil es in der Nacht war, in Bewegung ge-
rieth; doch es wurde bald wieder gelöscht. Unsere
Grenz-Oerter werden in guten Vertheidigungs-
Stand gesetzet. Zu Mecheln hat der Official alle
Briefschaften eines gewissen Secretairs wegnehmen
lassen, weil ihn die Jesuiten beschuldigen, er führte
mit den Jansenisten in Holland einen unerlaubten
Briefwechsel.


Die Herren unserer Regierung nehmen mehr, als
jemals geschehen ist, die gegenwärtigen Umstände
von Europa zu Herzen, insbesondere sind ihre Berath-
schlagungen dahin gerichtet, daß Deutschland durch
kein vielfaches Kriegs-Feuer verheert werden möge.
Die Gesandten von Groß-Brittannien und Frank-
reich sehen sich jetzo sehr sparsam, ja es scheint, als wenn
sie auch die mögliche Zusammenkunft mit allem Fleiß
vermeiden. Bey der Verfassung, in welcher sich
Schlesien befindet, giebt sich der Freyherr Reischach
alle Mühe, unsere Republick dahin zu bringen, daß
sie einmal den Entschluß fassen möchte, Oesterreich
mit der That beyzu stehen. Dieser Gesandte beruft
sich auf die Erklärung des Königs von Groß-Brit-
tannien, welcher seine Hülfe versprochen, so bald
Holland die Erfüllung der pargmatischen Sanction
leisten wird.


Vielleicht dürften sich in kurzer Zeit die See-Mäch-
te wegen der Vorfälle in Schlesien näher erklären.
Die Couriers zwischen Londen und Wien gehen jetzo
ungemein stark, und man glaubt, daß Groß-Brit-
tannien den meisten Ausschlag bey dieser Sache ge-

[Spaltenumbruch] rier von Nantes bey dem Cardinal Fleury eingetrof-
fen, welcher berichtet, daß in dieſem Hafen eine Poſt-
Jacht aus Weſtindien angekommen, deren mitge-
brachte Nachrichten wenig Vortheil haftiges in ſich
enthalten ſollen. Man iſt uͤber eine gewiſſe Schrift
mißvergnuͤgt, welche zu Londen heraus gekommen,
weil in derſelben das Franzoͤſiſche Volk hart ange-
griffen wird; inzwiſchen bleibt der Cardinal Fleury
unermuͤdet, alle gegenwaͤrtige Streitigkeiten beyzu-
legen. Jn der Vorſtadt St. Germain wurden dieſe
Woche zweene Fremden in Verhaft genommen, und
zu St. Deins hat man einige Privat-Perſonen einge-
zogen, weil man ihnen Schuld giebt, ſie haͤtten die
Stadt Ryſſel in Brand ſtecken wollen. Auf dem We-
ge von Paris nach Verſailles finden ſich jetzo die
Straſſenraͤuber in Menge ein. Vor einigen Tagen
uͤberfielen ſie eine Kutſche, in welcher 4. Officiers ſaſ-
ſen, doch ihre Bemuͤhung wurde ihnen ſchlecht be-
lohnt, die Officiers ſprungen aus dem Wagen, griffen
die Raͤuber mit dem Degen in der Hand an, toͤdteten
zweene und nahmen 3. gefangen. Der Groß-Her-
zog von Toſcana hat unſerm Koͤnige eine Zuſchrift
uͤberſendet. Se. Hoheit empfehlen in derſelben den
jungen Erz-Herzog Joſeph zur Gewogenheit des Koͤ-
nigs, und gedenken zugleich, wie Ludwig der Vier-
zehnte ein gleiches an dem Roͤmiſchen Kayſer gethan,
und unſern Koͤnig damals dem Schutz des Hofes zu
Wien wider ſeine Feinde uͤbergeben. Der Groß-Her-
zog erſucht ferner Se. Majeſtaͤt in dieſem Briefe, den
Feinden des Hauſes Oeſterreich kein Gehoͤr zu geben,
und keine Mittel zu ſparen, damit die oͤffentliche Ruhe
wieder hergeſtellet werden moͤgte. Briefe von Nan-
tes berichten, daß die Bruͤcke zu la Caßiere, worauf
viele Haͤuſer erbauet geweſen, ploͤtzlich eingefallen,
wodurch uͤber 30. Menſchen das Leben jaͤmmerlich
eingebuͤſſet.


Vorgeſtern Nacht entſtund allhier in dem Pallaſt
des Ober-Praͤſidentens vom Parlement ein gefaͤhr-
licher Brand, und nahm ſo ploͤtzlich uͤberhand, daß ſich
der Ober-Praͤſident, nebſt ſeiner Gemahlin, Kindern
und Verwandten kaum retten konnten. Das Feuer
haͤtte nicht ſo weit um ſich gegriffen, wenn der Thuͤr-
mer Lermen machen koͤnnen; allein ſobald er die Klok-
ke anſchlagen wollte, brach der Kloͤppel, und ehe man
es erfuhr, ſo lag dieſes ſchoͤne Gebaͤude faſt ganz in
der Aſche. Der Schade wird auf 200000. Livres
geſchaͤtzt, worunter ein Kaͤſtgen mit Juweelen nicht
mitgerechnet wird, deren Werth ſich auf 30000. Li-
vres erſtrecket.


[Spaltenumbruch]

Vor einigen Tagen war der Staats-Rath ver-
ſammlet, und da wurde auch zugleich von den gegen-
waͤrtigen Umſtaͤnden des Deutſchen Reichs geſpro-
chen, man bemerkte davon insbeſondere, daß ſich bey
dieſer bevorſtehenden Kayſerwahl ſo viel Schwierig-
keiten faͤnden, als man ſich kaum vorſtellen koͤnnte.
Aus der Land-Militz, welche ſich in den Provinzen
verſammlen muß, wird man die 10. Mann nehmen,
womit jede Compagnie von des Koͤnigs Voͤlkern ver-
mehret wird. Die Pferde, welche bey den Regimen-
tern fehlen, ſollen in den Provinzen aufgekauffet wer-
den. Bis jetzo ſind noch keine Truppen beordert nach
den Deutſchen Grenzen aufzubrechen.


Die Staͤnde von Flandern und Hennegau ſind
wieder auseinander gegangen. Geſtern kam bey
einem Fleiſchhauer Feuer aus, wodurch die ganze
Stadt, weil es in der Nacht war, in Bewegung ge-
rieth; doch es wurde bald wieder geloͤſcht. Unſere
Grenz-Oerter werden in guten Vertheidigungs-
Stand geſetzet. Zu Mecheln hat der Official alle
Briefſchaften eines gewiſſen Secretairs wegnehmen
laſſen, weil ihn die Jeſuiten beſchuldigen, er fuͤhrte
mit den Janſeniſten in Holland einen unerlaubten
Briefwechſel.


Die Herren unſerer Regierung nehmen mehr, als
jemals geſchehen iſt, die gegenwaͤrtigen Umſtaͤnde
von Europa zu Herzen, insbeſondere ſind ihre Berath-
ſchlagungen dahin gerichtet, daß Deutſchland durch
kein vielfaches Kriegs-Feuer verheert werden moͤge.
Die Geſandten von Groß-Brittannien und Frank-
reich ſehen ſich jetzo ſehr ſparſam, ja es ſcheint, als weñ
ſie auch die moͤgliche Zuſammenkunft mit allem Fleiß
vermeiden. Bey der Verfaſſung, in welcher ſich
Schleſien befindet, giebt ſich der Freyherr Reiſchach
alle Muͤhe, unſere Republick dahin zu bringen, daß
ſie einmal den Entſchluß faſſen moͤchte, Oeſterreich
mit der That beyzu ſtehen. Dieſer Geſandte beruft
ſich auf die Erklaͤrung des Koͤnigs von Groß-Brit-
tannien, welcher ſeine Huͤlfe verſprochen, ſo bald
Holland die Erfuͤllung der pargmatiſchen Sanction
leiſten wird.


Vielleicht duͤrften ſich in kurzer Zeit die See-Maͤch-
te wegen der Vorfaͤlle in Schleſien naͤher erklaͤren.
Die Couriers zwiſchen Londen und Wien gehen jetzo
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[[2]/0002] rier von Nantes bey dem Cardinal Fleury eingetrof- fen, welcher berichtet, daß in dieſem Hafen eine Poſt- Jacht aus Weſtindien angekommen, deren mitge- brachte Nachrichten wenig Vortheil haftiges in ſich enthalten ſollen. Man iſt uͤber eine gewiſſe Schrift mißvergnuͤgt, welche zu Londen heraus gekommen, weil in derſelben das Franzoͤſiſche Volk hart ange- griffen wird; inzwiſchen bleibt der Cardinal Fleury unermuͤdet, alle gegenwaͤrtige Streitigkeiten beyzu- legen. Jn der Vorſtadt St. Germain wurden dieſe Woche zweene Fremden in Verhaft genommen, und zu St. Deins hat man einige Privat-Perſonen einge- zogen, weil man ihnen Schuld giebt, ſie haͤtten die Stadt Ryſſel in Brand ſtecken wollen. Auf dem We- ge von Paris nach Verſailles finden ſich jetzo die Straſſenraͤuber in Menge ein. Vor einigen Tagen uͤberfielen ſie eine Kutſche, in welcher 4. Officiers ſaſ- ſen, doch ihre Bemuͤhung wurde ihnen ſchlecht be- lohnt, die Officiers ſprungen aus dem Wagen, griffen die Raͤuber mit dem Degen in der Hand an, toͤdteten zweene und nahmen 3. gefangen. Der Groß-Her- zog von Toſcana hat unſerm Koͤnige eine Zuſchrift uͤberſendet. Se. Hoheit empfehlen in derſelben den jungen Erz-Herzog Joſeph zur Gewogenheit des Koͤ- nigs, und gedenken zugleich, wie Ludwig der Vier- zehnte ein gleiches an dem Roͤmiſchen Kayſer gethan, und unſern Koͤnig damals dem Schutz des Hofes zu Wien wider ſeine Feinde uͤbergeben. Der Groß-Her- zog erſucht ferner Se. Majeſtaͤt in dieſem Briefe, den Feinden des Hauſes Oeſterreich kein Gehoͤr zu geben, und keine Mittel zu ſparen, damit die oͤffentliche Ruhe wieder hergeſtellet werden moͤgte. Briefe von Nan- tes berichten, daß die Bruͤcke zu la Caßiere, worauf viele Haͤuſer erbauet geweſen, ploͤtzlich eingefallen, wodurch uͤber 30. Menſchen das Leben jaͤmmerlich eingebuͤſſet. Bourdeaux, den 1. April. Vorgeſtern Nacht entſtund allhier in dem Pallaſt des Ober-Praͤſidentens vom Parlement ein gefaͤhr- licher Brand, und nahm ſo ploͤtzlich uͤberhand, daß ſich der Ober-Praͤſident, nebſt ſeiner Gemahlin, Kindern und Verwandten kaum retten konnten. Das Feuer haͤtte nicht ſo weit um ſich gegriffen, wenn der Thuͤr- mer Lermen machen koͤnnen; allein ſobald er die Klok- ke anſchlagen wollte, brach der Kloͤppel, und ehe man es erfuhr, ſo lag dieſes ſchoͤne Gebaͤude faſt ganz in der Aſche. Der Schade wird auf 200000. Livres geſchaͤtzt, worunter ein Kaͤſtgen mit Juweelen nicht mitgerechnet wird, deren Werth ſich auf 30000. Li- vres erſtrecket. Verſailles, den 10. April. Vor einigen Tagen war der Staats-Rath ver- ſammlet, und da wurde auch zugleich von den gegen- waͤrtigen Umſtaͤnden des Deutſchen Reichs geſpro- chen, man bemerkte davon insbeſondere, daß ſich bey dieſer bevorſtehenden Kayſerwahl ſo viel Schwierig- keiten faͤnden, als man ſich kaum vorſtellen koͤnnte. Aus der Land-Militz, welche ſich in den Provinzen verſammlen muß, wird man die 10. Mann nehmen, womit jede Compagnie von des Koͤnigs Voͤlkern ver- mehret wird. Die Pferde, welche bey den Regimen- tern fehlen, ſollen in den Provinzen aufgekauffet wer- den. Bis jetzo ſind noch keine Truppen beordert nach den Deutſchen Grenzen aufzubrechen. Bruͤſſel, den 14. April. Die Staͤnde von Flandern und Hennegau ſind wieder auseinander gegangen. Geſtern kam bey einem Fleiſchhauer Feuer aus, wodurch die ganze Stadt, weil es in der Nacht war, in Bewegung ge- rieth; doch es wurde bald wieder geloͤſcht. Unſere Grenz-Oerter werden in guten Vertheidigungs- Stand geſetzet. Zu Mecheln hat der Official alle Briefſchaften eines gewiſſen Secretairs wegnehmen laſſen, weil ihn die Jeſuiten beſchuldigen, er fuͤhrte mit den Janſeniſten in Holland einen unerlaubten Briefwechſel. Haag, den 15. April. Die Herren unſerer Regierung nehmen mehr, als jemals geſchehen iſt, die gegenwaͤrtigen Umſtaͤnde von Europa zu Herzen, insbeſondere ſind ihre Berath- ſchlagungen dahin gerichtet, daß Deutſchland durch kein vielfaches Kriegs-Feuer verheert werden moͤge. Die Geſandten von Groß-Brittannien und Frank- reich ſehen ſich jetzo ſehr ſparſam, ja es ſcheint, als weñ ſie auch die moͤgliche Zuſammenkunft mit allem Fleiß vermeiden. Bey der Verfaſſung, in welcher ſich Schleſien befindet, giebt ſich der Freyherr Reiſchach alle Muͤhe, unſere Republick dahin zu bringen, daß ſie einmal den Entſchluß faſſen moͤchte, Oeſterreich mit der That beyzu ſtehen. Dieſer Geſandte beruft ſich auf die Erklaͤrung des Koͤnigs von Groß-Brit- tannien, welcher ſeine Huͤlfe verſprochen, ſo bald Holland die Erfuͤllung der pargmatiſchen Sanction leiſten wird. Amſterdam, den 16. April. Vielleicht duͤrften ſich in kurzer Zeit die See-Maͤch- te wegen der Vorfaͤlle in Schleſien naͤher erklaͤren. Die Couriers zwiſchen Londen und Wien gehen jetzo ungemein ſtark, und man glaubt, daß Groß-Brit- tannien den meiſten Ausſchlag bey dieſer Sache ge-

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 62, 19. April 1741, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_621904_1741/2>, abgerufen am 28.03.2024.