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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 82, 23. Mai 1736.

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[Spaltenumbruch] Magazynen noch ein genugsamer Vorrath von Eu-
ropäischen Waaren verhanden. Daher man be-
schlossen, so bald noch keine Galionen dahin abgehen
zu lassen, sondern erst im Herbst einige von den Sa-
chen dahin zu führen, die vor andern etwan rar ge-
worden.


Den 6ten dieses legte der Bischoff von Rhodez
unter der Messe den Eyd der Treue dem Könige mit
einem Handschlag ab. Die 17. von dem Könige dar-
auf in den St. Louis-Orden aufgenommenen Ritter
wurden auf folgende Weise installiret: Es sassen
dieselben in dem Königlichen Gemach auf den Knien.
Jndem der König hinein trat: setzte er seinen Hut
auf dem Kopf, zog den Degen aus, und berührte
damit eine Schulter eines jeden Cavaliers. Hier-
auf reichte der Schatzmeister Sr. Majestat die Or-
dens-Creutze samt den Bändern, Se. Majestät aber
theilte dieselben wiederum an den Rittern aus. Heute
wohnte der König in der Schloß-Capelle der Messe
unter einer Music bey; die Königin aber genoß aus
den Händen des Cardinals von Fleury, als ihrem
Ober-Beicht-Vater, das Heil. Abendmal.


Um die erste Präsidenten-Stelle finden sich so
viele Competenten an, daß der Cardinal von Fleury
nicht weiß, wem er dazu Hoffnung machen soll. Die
Sache wegen Lothringen hält man nunmehr für
gänzlich abgethan, so daß der König in kurzen Be-
sitz davon nehmen soll. Die Guarden Sr. Maje-
stät haben Ordre zwischen den 15ten und 20sten die-
ses in ihren Quartieren sich einzufinden, um künfti-
gen Monath die Revüe paßiren zu können. Man
spricht von einer grosser Abdankung unter unsern
Trouppen. Jnzwischen siehet man verschiedene Or-
donanzen in Absicht derselben. Die erste ist vom
20. April, und betrifft die Kleidung; die andere vom
25sten vermindert die Compagnien Reuterey auf
35. Mann; die dritte von eben dem Dato setzet die
Compagnien Fuß-Volk auf eben so viel Köpfe, aus-
genommen das Königl. Artillerie-Regiment, Mini-
rer und Pionirer, nebst den Regimentern, so in Jta-
lien stehen. Die Grenadierer sollen auf 45. Mann
gebracht werden. Nach dem vierdten von eben dem
Dato werden die Schweitzer- und Graubündter-Re-
gimenter, ausgenommen das Guarde-Regiment, auf
180. Mann reduciret; das fünfte, auch von selbigem
Dato, bringet die Guarde, ausgenommen die Gre-
nadierer, auf 126. Mann. Diese Ordonnanzen sollen
[Spaltenumbruch] vom 16ten dieses an zur Ausführung gebracht wer-
den, und sollen von dem Tage an die Regimenter nach
dem Fuß der Abdankung bezahlet werden. Aus
Jtalien vernimmt man, daß die erste Colonne unse-
rer Trouppen schon auf dem Abmarsch sey, und daß
die andern gleich folgen sollten, so daß gegen dem
Ende dieses oder künftigen Monaths sie alle die Al-
pen werden paßiret seyn. Von Livorno hat man,
daß daselbst die Spanischen Besatzungen aus Par-
ma und Plaisanza erwartet würden, um nach Spa-
nien überschiffet zu werden. Von Madrit laufft
Nachricht ein, daß daselbst von dem Cardinal Aqua-
viva ein Courier angekommen, wodurch man den
gewaltsamen Auflauff des Pöbels in Rom wider ei-
nige Spanier erfahren. Weil aber der Papst sein
Mißvergnügen über dieses Bezeigen des gemeinen
Volks genugsam zu erkennen gegeben: so hoffe man
um desto mehr, daß diese Sache in Güte werde ab-
gethan werden, so sehr sich auch der Hof anfänglich
darüber entrüstet gehabt. Mit dem Anfang künf-
tigen Monaths ist man den König Stanislaum zu
Meudon vermuthen. Neulich kamen zwey Offi-
ciers auf der Strasse so hart aneinander, daß sie den
Degen zogen, und einer dem andern solche Wunden
beybrachte, daß der eine, da er sich nach den Feld-
scherer begeben wollen, auf der Strasse tod hinge-
fallen, der andere aber, nachdem er in Arrest genom-
men worden, andern Tages auch seinen Geist auf-
gegeben. Von Constantinopel erhält man, daß
die Janitscharen verschiedene mal einen grossen Auf-
ruhr gemacht, auch sogar den Sultan einige mal mit
der Dethronisirung gedrohet hätten, wofern er ih-
nen nicht den rückständigen Sold bezahlte.


Der Commendant zu Gent, Baron von Stein,
ist nach Wien gegangen. Sein Regiment Cuiraßi-
rer hat Ordre erhalten nach Ungarn zu marschiren;
wie man denn dafür hält, daß auch die übrigen in
dieser Gegend liegende Regimenter eben solche Ordre
erhalten werden. Am Freytage traff der Graf von
Harrach und der Graf von Wurmbrand von Mons
allhier ein. Der neue Jnternuntius stellt seine
Anheroreise von Tage zu Tage aus, nachdem ihm
die Stände von Braband eine gewisse Jurisdiction
die er verlanget, zuzustehen verweigern.


Von Londen hat man Nachricht, daß die Jachten
schon zurechte gemacht würden, die Se. Majestät
nach Holland übersetzen sollen, um ferner nach Han-

[Spaltenumbruch] Magazynen noch ein genugſamer Vorrath von Eu-
ropaͤiſchen Waaren verhanden. Daher man be-
ſchloſſen, ſo bald noch keine Galionen dahin abgehen
zu laſſen, ſondern erſt im Herbſt einige von den Sa-
chen dahin zu fuͤhren, die vor andern etwan rar ge-
worden.


Den 6ten dieſes legte der Biſchoff von Rhodez
unter der Meſſe den Eyd der Treue dem Koͤnige mit
einem Handſchlag ab. Die 17. von dem Koͤnige dar-
auf in den St. Louis-Orden aufgenommenen Ritter
wurden auf folgende Weiſe inſtalliret: Es ſaſſen
dieſelben in dem Koͤniglichen Gemach auf den Knien.
Jndem der Koͤnig hinein trat: ſetzte er ſeinen Hut
auf dem Kopf, zog den Degen aus, und beruͤhrte
damit eine Schulter eines jeden Cavaliers. Hier-
auf reichte der Schatzmeiſter Sr. Majeſtat die Or-
dens-Creutze ſamt den Baͤndern, Se. Majeſtaͤt aber
theilte dieſelben wiederum an den Rittern aus. Heute
wohnte der Koͤnig in der Schloß-Capelle der Meſſe
unter einer Muſic bey; die Koͤnigin aber genoß aus
den Haͤnden des Cardinals von Fleury, als ihrem
Ober-Beicht-Vater, das Heil. Abendmal.


Um die erſte Praͤſidenten-Stelle finden ſich ſo
viele Competenten an, daß der Cardinal von Fleury
nicht weiß, wem er dazu Hoffnung machen ſoll. Die
Sache wegen Lothringen haͤlt man nunmehr fuͤr
gaͤnzlich abgethan, ſo daß der Koͤnig in kurzen Be-
ſitz davon nehmen ſoll. Die Guarden Sr. Maje-
ſtaͤt haben Ordre zwiſchen den 15ten und 20ſten die-
ſes in ihren Quartieren ſich einzufinden, um kuͤnfti-
gen Monath die Revuͤe paßiren zu koͤnnen. Man
ſpricht von einer groſſer Abdankung unter unſern
Trouppen. Jnzwiſchen ſiehet man verſchiedene Or-
donanzen in Abſicht derſelben. Die erſte iſt vom
20. April, und betrifft die Kleidung; die andere vom
25ſten vermindert die Compagnien Reuterey auf
35. Mann; die dritte von eben dem Dato ſetzet die
Compagnien Fuß-Volk auf eben ſo viel Koͤpfe, aus-
genommen das Koͤnigl. Artillerie-Regiment, Mini-
rer und Pionirer, nebſt den Regimentern, ſo in Jta-
lien ſtehen. Die Grenadierer ſollen auf 45. Mann
gebracht werden. Nach dem vierdten von eben dem
Dato werden die Schweitzer- und Graubuͤndter-Re-
gimenter, ausgenommen das Guarde-Regiment, auf
180. Mann reduciret; das fuͤnfte, auch von ſelbigem
Dato, bringet die Guarde, ausgenommen die Gre-
nadierer, auf 126. Mann. Dieſe Ordonnanzen ſollen
[Spaltenumbruch] vom 16ten dieſes an zur Ausfuͤhrung gebracht wer-
den, und ſollen von dem Tage an die Regimenter nach
dem Fuß der Abdankung bezahlet werden. Aus
Jtalien vernimmt man, daß die erſte Colonne unſe-
rer Trouppen ſchon auf dem Abmarſch ſey, und daß
die andern gleich folgen ſollten, ſo daß gegen dem
Ende dieſes oder kuͤnftigen Monaths ſie alle die Al-
pen werden paßiret ſeyn. Von Livorno hat man,
daß daſelbſt die Spaniſchen Beſatzungen aus Par-
ma und Plaiſanza erwartet wuͤrden, um nach Spa-
nien uͤberſchiffet zu werden. Von Madrit laufft
Nachricht ein, daß daſelbſt von dem Cardinal Aqua-
viva ein Courier angekommen, wodurch man den
gewaltſamen Auflauff des Poͤbels in Rom wider ei-
nige Spanier erfahren. Weil aber der Papſt ſein
Mißvergnuͤgen uͤber dieſes Bezeigen des gemeinen
Volks genugſam zu erkennen gegeben: ſo hoffe man
um deſto mehr, daß dieſe Sache in Guͤte werde ab-
gethan werden, ſo ſehr ſich auch der Hof anfaͤnglich
daruͤber entruͤſtet gehabt. Mit dem Anfang kuͤnf-
tigen Monaths iſt man den Koͤnig Stanislaum zu
Meudon vermuthen. Neulich kamen zwey Offi-
ciers auf der Straſſe ſo hart aneinander, daß ſie den
Degen zogen, und einer dem andern ſolche Wunden
beybrachte, daß der eine, da er ſich nach den Feld-
ſcherer begeben wollen, auf der Straſſe tod hinge-
fallen, der andere aber, nachdem er in Arreſt genom-
men worden, andern Tages auch ſeinen Geiſt auf-
gegeben. Von Conſtantinopel erhaͤlt man, daß
die Janitſcharen verſchiedene mal einen groſſen Auf-
ruhr gemacht, auch ſogar den Sultan einige mal mit
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nen nicht den ruͤckſtaͤndigen Sold bezahlte.


Der Commendant zu Gent, Baron von Stein,
iſt nach Wien gegangen. Sein Regiment Cuiraßi-
rer hat Ordre erhalten nach Ungarn zu marſchiren;
wie man denn dafuͤr haͤlt, daß auch die uͤbrigen in
dieſer Gegend liegende Regimenter eben ſolche Ordre
erhalten werden. Am Freytage traff der Graf von
Harrach und der Graf von Wurmbrand von Mons
allhier ein. Der neue Jnternuntius ſtellt ſeine
Anheroreiſe von Tage zu Tage aus, nachdem ihm
die Staͤnde von Braband eine gewiſſe Jurisdiction
die er verlanget, zuzuſtehen verweigern.


Von Londen hat man Nachricht, daß die Jachten
ſchon zurechte gemacht wuͤrden, die Se. Majeſtaͤt
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[[2]/0002] Magazynen noch ein genugſamer Vorrath von Eu- ropaͤiſchen Waaren verhanden. Daher man be- ſchloſſen, ſo bald noch keine Galionen dahin abgehen zu laſſen, ſondern erſt im Herbſt einige von den Sa- chen dahin zu fuͤhren, die vor andern etwan rar ge- worden. Verſailles, den 10. May. Den 6ten dieſes legte der Biſchoff von Rhodez unter der Meſſe den Eyd der Treue dem Koͤnige mit einem Handſchlag ab. Die 17. von dem Koͤnige dar- auf in den St. Louis-Orden aufgenommenen Ritter wurden auf folgende Weiſe inſtalliret: Es ſaſſen dieſelben in dem Koͤniglichen Gemach auf den Knien. Jndem der Koͤnig hinein trat: ſetzte er ſeinen Hut auf dem Kopf, zog den Degen aus, und beruͤhrte damit eine Schulter eines jeden Cavaliers. Hier- auf reichte der Schatzmeiſter Sr. Majeſtat die Or- dens-Creutze ſamt den Baͤndern, Se. Majeſtaͤt aber theilte dieſelben wiederum an den Rittern aus. Heute wohnte der Koͤnig in der Schloß-Capelle der Meſſe unter einer Muſic bey; die Koͤnigin aber genoß aus den Haͤnden des Cardinals von Fleury, als ihrem Ober-Beicht-Vater, das Heil. Abendmal. Paris, den 14. May. Um die erſte Praͤſidenten-Stelle finden ſich ſo viele Competenten an, daß der Cardinal von Fleury nicht weiß, wem er dazu Hoffnung machen ſoll. Die Sache wegen Lothringen haͤlt man nunmehr fuͤr gaͤnzlich abgethan, ſo daß der Koͤnig in kurzen Be- ſitz davon nehmen ſoll. Die Guarden Sr. Maje- ſtaͤt haben Ordre zwiſchen den 15ten und 20ſten die- ſes in ihren Quartieren ſich einzufinden, um kuͤnfti- gen Monath die Revuͤe paßiren zu koͤnnen. Man ſpricht von einer groſſer Abdankung unter unſern Trouppen. Jnzwiſchen ſiehet man verſchiedene Or- donanzen in Abſicht derſelben. Die erſte iſt vom 20. April, und betrifft die Kleidung; die andere vom 25ſten vermindert die Compagnien Reuterey auf 35. Mann; die dritte von eben dem Dato ſetzet die Compagnien Fuß-Volk auf eben ſo viel Koͤpfe, aus- genommen das Koͤnigl. Artillerie-Regiment, Mini- rer und Pionirer, nebſt den Regimentern, ſo in Jta- lien ſtehen. Die Grenadierer ſollen auf 45. Mann gebracht werden. Nach dem vierdten von eben dem Dato werden die Schweitzer- und Graubuͤndter-Re- gimenter, ausgenommen das Guarde-Regiment, auf 180. Mann reduciret; das fuͤnfte, auch von ſelbigem Dato, bringet die Guarde, ausgenommen die Gre- nadierer, auf 126. Mann. Dieſe Ordonnanzen ſollen vom 16ten dieſes an zur Ausfuͤhrung gebracht wer- den, und ſollen von dem Tage an die Regimenter nach dem Fuß der Abdankung bezahlet werden. Aus Jtalien vernimmt man, daß die erſte Colonne unſe- rer Trouppen ſchon auf dem Abmarſch ſey, und daß die andern gleich folgen ſollten, ſo daß gegen dem Ende dieſes oder kuͤnftigen Monaths ſie alle die Al- pen werden paßiret ſeyn. Von Livorno hat man, daß daſelbſt die Spaniſchen Beſatzungen aus Par- ma und Plaiſanza erwartet wuͤrden, um nach Spa- nien uͤberſchiffet zu werden. Von Madrit laufft Nachricht ein, daß daſelbſt von dem Cardinal Aqua- viva ein Courier angekommen, wodurch man den gewaltſamen Auflauff des Poͤbels in Rom wider ei- nige Spanier erfahren. Weil aber der Papſt ſein Mißvergnuͤgen uͤber dieſes Bezeigen des gemeinen Volks genugſam zu erkennen gegeben: ſo hoffe man um deſto mehr, daß dieſe Sache in Guͤte werde ab- gethan werden, ſo ſehr ſich auch der Hof anfaͤnglich daruͤber entruͤſtet gehabt. Mit dem Anfang kuͤnf- tigen Monaths iſt man den Koͤnig Stanislaum zu Meudon vermuthen. Neulich kamen zwey Offi- ciers auf der Straſſe ſo hart aneinander, daß ſie den Degen zogen, und einer dem andern ſolche Wunden beybrachte, daß der eine, da er ſich nach den Feld- ſcherer begeben wollen, auf der Straſſe tod hinge- fallen, der andere aber, nachdem er in Arreſt genom- men worden, andern Tages auch ſeinen Geiſt auf- gegeben. Von Conſtantinopel erhaͤlt man, daß die Janitſcharen verſchiedene mal einen groſſen Auf- ruhr gemacht, auch ſogar den Sultan einige mal mit der Dethroniſirung gedrohet haͤtten, wofern er ih- nen nicht den ruͤckſtaͤndigen Sold bezahlte. Bruͤſſel, den 14. May. Der Commendant zu Gent, Baron von Stein, iſt nach Wien gegangen. Sein Regiment Cuiraßi- rer hat Ordre erhalten nach Ungarn zu marſchiren; wie man denn dafuͤr haͤlt, daß auch die uͤbrigen in dieſer Gegend liegende Regimenter eben ſolche Ordre erhalten werden. Am Freytage traff der Graf von Harrach und der Graf von Wurmbrand von Mons allhier ein. Der neue Jnternuntius ſtellt ſeine Anheroreiſe von Tage zu Tage aus, nachdem ihm die Staͤnde von Braband eine gewiſſe Jurisdiction die er verlanget, zuzuſtehen verweigern. Haag, den 17. May. Von Londen hat man Nachricht, daß die Jachten ſchon zurechte gemacht wuͤrden, die Se. Majeſtaͤt nach Holland uͤberſetzen ſollen, um ferner nach Han-

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 82, 23. Mai 1736, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_822305_1736/2>, abgerufen am 29.03.2024.