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[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

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im Leerlauf ab am müede Mühli-Rad,
und näume schliicht der Iltis unterm Dach
de Tremle no, und lueg, do obe zieht
vom Chilchthurn her en Uehl im stille Flug
dur d' Mitternacht, und hangt denn nit im
Gwülch
die großi Nacht-Laterne dört, der Mond?
Still hangt sie dört, und d' Sterne flimmere,
wie wemmen in der dunkle Rege-Nacht,
vom wite Gang ermattet, uf der Stroß
an d' Heimeth chunnt, no keini Dächer sieht
und numme do und dört e fründli Liecht.
Wie wirds mer doch uf eimol so kurios?
wie wirds mer doch so weich um Brust und
Herz?
As wenni briegge möcht, weiß nit worum?
as wenni 's Heimweh hätt, weiß nit --
no was?

"Loset, was i euch will sage!
"D' Glocke het zwölfi gschlage.

im Leerlauf ab am muͤede Muͤhli-Rad,
und naͤume ſchliicht der Iltis unterm Dach
de Tremle no, und lueg, do obe zieht
vom Chilchthurn her en Uehl im ſtille Flug
dur d’ Mitternacht, und hangt denn nit im
Gwuͤlch
die großi Nacht-Laterne doͤrt, der Mond?
Still hangt ſie doͤrt, und d’ Sterne flimmere,
wie wemmen in der dunkle Rege-Nacht,
vom wite Gang ermattet, uf der Stroß
an d’ Heimeth chunnt, no keini Daͤcher ſieht
und numme do und doͤrt e fruͤndli Liecht.
Wie wirds mer doch uf eimol ſo kurios?
wie wirds mer doch ſo weich um Bruſt und
Herz?
As wenni briegge moͤcht, weiß nit worum?
as wenni ’s Heimweh haͤtt, weiß nit —
no was?

Loſet, was i euch will ſage!
„D’ Glocke het zwoͤlfi gſchlage.
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[167/0189] im Leerlauf ab am muͤede Muͤhli-Rad, und naͤume ſchliicht der Iltis unterm Dach de Tremle no, und lueg, do obe zieht vom Chilchthurn her en Uehl im ſtille Flug dur d’ Mitternacht, und hangt denn nit im Gwuͤlch die großi Nacht-Laterne doͤrt, der Mond? Still hangt ſie doͤrt, und d’ Sterne flimmere, wie wemmen in der dunkle Rege-Nacht, vom wite Gang ermattet, uf der Stroß an d’ Heimeth chunnt, no keini Daͤcher ſieht und numme do und doͤrt e fruͤndli Liecht. Wie wirds mer doch uf eimol ſo kurios? wie wirds mer doch ſo weich um Bruſt und Herz? As wenni briegge moͤcht, weiß nit worum? as wenni ’s Heimweh haͤtt, weiß nit — no was? „Loſet, was i euch will ſage! „D’ Glocke het zwoͤlfi gſchlage.

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Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/189>, abgerufen am 24.04.2024.