Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
Es zieht e lange Faden us,
es spinnt e Bruck ans Nochbers Hus,
es baut e Land-Stroß in der Luft,
morn hangt sie scho voll Morgeduft,
es baut e Fußweg nebe dra,
's isch, aß es ehne dure cha.
Es spinnt und wandlet uf und ab,
Potz tausig, im Gallop und Trap! --
Jez gohts ring um, was hesch, was gisch!
Siehsch, wie ne Ringli worden isch!
Jez schießt's die zarte Fäden i.
Wirds öbbe solle gwobe sy?
Es isch verstuunt, es haltet still,
es weiß nit recht, wo 's ane will.
's goht weger z'ruck, i sieh's em a;
's muß näumis rechts vergesse ha.
"Zwor, denkt es, sel pressiert io nit,
i halt mi nummen uf dermit."

Es zieht e lange Faden us,
es ſpinnt e Bruck ans Nochbers Hus,
es baut e Land-Stroß in der Luft,
morn hangt ſie ſcho voll Morgeduft,
es baut e Fußweg nebe dra,
’s iſch, aß es ehne dure cha.
Es ſpinnt und wandlet uf und ab,
Potz tauſig, im Gallop und Trap! —
Jez gohts ring um, was heſch, was giſch!
Siehſch, wie ne Ringli worden iſch!
Jez ſchießt’s die zarte Faͤden i.
Wirds oͤbbe ſolle gwobe ſy?
Es iſch verſtuunt, es haltet ſtill,
es weiß nit recht, wo ’s ane will.
’s goht weger z’ruck, i ſieh’s em a;
’s muß naͤumis rechts vergeſſe ha.
„Zwor, denkt es, ſel preſſiert io nit,
i halt mi nummen uf dermit.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0218" n="196"/>
            <lg n="3">
              <l>Es zieht e lange Faden us,</l><lb/>
              <l>es &#x017F;pinnt e Bruck ans Nochbers Hus,</l><lb/>
              <l>es baut e Land-Stroß in der Luft,</l><lb/>
              <l>morn hangt &#x017F;ie &#x017F;cho voll Morgeduft,</l><lb/>
              <l>es baut e Fußweg nebe dra,</l><lb/>
              <l>&#x2019;s i&#x017F;ch, aß es ehne dure cha.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Es &#x017F;pinnt und wandlet uf und ab,</l><lb/>
              <l>Potz tau&#x017F;ig, im Gallop und Trap! &#x2014;</l><lb/>
              <l>Jez gohts ring um, was he&#x017F;ch, was gi&#x017F;ch!</l><lb/>
              <l>Sieh&#x017F;ch, wie ne Ringli worden i&#x017F;ch!</l><lb/>
              <l>Jez &#x017F;chießt&#x2019;s die zarte Fa&#x0364;den i.</l><lb/>
              <l>Wirds o&#x0364;bbe &#x017F;olle gwobe &#x017F;y?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Es i&#x017F;ch ver&#x017F;tuunt, es haltet &#x017F;till,</l><lb/>
              <l>es weiß nit recht, wo &#x2019;s ane will.</l><lb/>
              <l>&#x2019;s goht weger z&#x2019;ruck, i &#x017F;ieh&#x2019;s em a;</l><lb/>
              <l>&#x2019;s muß na&#x0364;umis rechts verge&#x017F;&#x017F;e ha.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Zwor, denkt es, &#x017F;el pre&#x017F;&#x017F;iert io nit,</l><lb/>
              <l>i halt mi nummen uf dermit.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0218] Es zieht e lange Faden us, es ſpinnt e Bruck ans Nochbers Hus, es baut e Land-Stroß in der Luft, morn hangt ſie ſcho voll Morgeduft, es baut e Fußweg nebe dra, ’s iſch, aß es ehne dure cha. Es ſpinnt und wandlet uf und ab, Potz tauſig, im Gallop und Trap! — Jez gohts ring um, was heſch, was giſch! Siehſch, wie ne Ringli worden iſch! Jez ſchießt’s die zarte Faͤden i. Wirds oͤbbe ſolle gwobe ſy? Es iſch verſtuunt, es haltet ſtill, es weiß nit recht, wo ’s ane will. ’s goht weger z’ruck, i ſieh’s em a; ’s muß naͤumis rechts vergeſſe ha. „Zwor, denkt es, ſel preſſiert io nit, i halt mi nummen uf dermit.“

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/218
Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/218>, abgerufen am 24.04.2024.