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Heine, Heinrich: Ueber den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons. Hamburg, 1837.

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standen, so würde es ihm nie in den Sinn gekommen seyn, gegen Goethe aufzutreten. Zum Unglück war auch das Lateinische nicht seine Sache, und er mußte sich mehr ans Germanische halten, und täglich stieg seine Neigung für die Dichter des deutschen Mittelalters, für die edle Turnkunst und für Jacob Böhm, dessen deutscher Styl sehr schwer zu verstehen ist, und den er auch in wissenschaftlicher Form herausgeben wollte.

Ich sage dieses nur, um die Keime und Ursprünge seiner Teutomanie nachzuweisen, nicht um ihn zu kränken; wie ich denn überhaupt, was ich wiederholen muß, nicht aus Groll oder Böswilligkeit ihn bespreche. Sind meine Worte hart, so ist es nicht meine Schuld. Es gilt dem Publikum zu zeigen, welche Bewandtniß es hat mit jenem bramarbasirenden Helden der Nazionalität, jenem Wächter des Deutschthums, der beständig auf die Franzosen schimpft und uns arme Schriftsteller des jungen Deutschlands für lauter Franzosen und Juden erklärt hat. Für Juden, das

standen, so würde es ihm nie in den Sinn gekommen seyn, gegen Goethe aufzutreten. Zum Unglück war auch das Lateinische nicht seine Sache, und er mußte sich mehr ans Germanische halten, und täglich stieg seine Neigung für die Dichter des deutschen Mittelalters, für die edle Turnkunst und für Jacob Böhm, dessen deutscher Styl sehr schwer zu verstehen ist, und den er auch in wissenschaftlicher Form herausgeben wollte.

Ich sage dieses nur, um die Keime und Ursprünge seiner Teutomanie nachzuweisen, nicht um ihn zu kränken; wie ich denn überhaupt, was ich wiederholen muß, nicht aus Groll oder Böswilligkeit ihn bespreche. Sind meine Worte hart, so ist es nicht meine Schuld. Es gilt dem Publikum zu zeigen, welche Bewandtniß es hat mit jenem bramarbasirenden Helden der Nazionalität, jenem Wächter des Deutschthums, der beständig auf die Franzosen schimpft und uns arme Schriftsteller des jungen Deutschlands für lauter Franzosen und Juden erklärt hat. Für Juden, das

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[29/0030] standen, so würde es ihm nie in den Sinn gekommen seyn, gegen Goethe aufzutreten. Zum Unglück war auch das Lateinische nicht seine Sache, und er mußte sich mehr ans Germanische halten, und täglich stieg seine Neigung für die Dichter des deutschen Mittelalters, für die edle Turnkunst und für Jacob Böhm, dessen deutscher Styl sehr schwer zu verstehen ist, und den er auch in wissenschaftlicher Form herausgeben wollte. Ich sage dieses nur, um die Keime und Ursprünge seiner Teutomanie nachzuweisen, nicht um ihn zu kränken; wie ich denn überhaupt, was ich wiederholen muß, nicht aus Groll oder Böswilligkeit ihn bespreche. Sind meine Worte hart, so ist es nicht meine Schuld. Es gilt dem Publikum zu zeigen, welche Bewandtniß es hat mit jenem bramarbasirenden Helden der Nazionalität, jenem Wächter des Deutschthums, der beständig auf die Franzosen schimpft und uns arme Schriftsteller des jungen Deutschlands für lauter Franzosen und Juden erklärt hat. Für Juden, das

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Ueber den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons. Hamburg, 1837, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_denunzianten_1837/30>, abgerufen am 25.04.2024.