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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

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gestoßene Verbrecher tragen oft mehr Menschlich¬
keit im Herzen, als jene kühlen, untadelhaften
Staatsbürger der Tugend, in deren bleichen Her¬
zen die Kraft des Bösen erloschen ist, aber auch
die Kraft des Guten. Und gar das Laster ist nicht
immer Laster. Ich habe Weiber gesehen, auf
deren Wangen das rothe Laster gemahlt war und
in ihrem Herzen wohnte himmlische Reinheit. Ich
habe Weiber gesehen -- ich wollt' ich sähe sie
wieder! --


geſtoßene Verbrecher tragen oft mehr Menſchlich¬
keit im Herzen, als jene kuͤhlen, untadelhaften
Staatsbuͤrger der Tugend, in deren bleichen Her¬
zen die Kraft des Boͤſen erloſchen iſt, aber auch
die Kraft des Guten. Und gar das Laſter iſt nicht
immer Laſter. Ich habe Weiber geſehen, auf
deren Wangen das rothe Laſter gemahlt war und
in ihrem Herzen wohnte himmliſche Reinheit. Ich
habe Weiber geſehen — ich wollt' ich ſaͤhe ſie
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[168/0182] geſtoßene Verbrecher tragen oft mehr Menſchlich¬ keit im Herzen, als jene kuͤhlen, untadelhaften Staatsbuͤrger der Tugend, in deren bleichen Her¬ zen die Kraft des Boͤſen erloſchen iſt, aber auch die Kraft des Guten. Und gar das Laſter iſt nicht immer Laſter. Ich habe Weiber geſehen, auf deren Wangen das rothe Laſter gemahlt war und in ihrem Herzen wohnte himmliſche Reinheit. Ich habe Weiber geſehen — ich wollt' ich ſaͤhe ſie wieder! —

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/182>, abgerufen am 28.03.2024.