135. Zwischen die Fragen nach der Anlage der Jn- dividuen und der Menschheit
würde man die Betrachtung der Menschenrassen in die Mitte stellen müssen, wenn
die letztere in psychologischer Hinsicht etwas sicheres ergäbe. Allein was
hierüber etwa zu sagen wäre, verbindet sich besser mit dem nächstfolgenden
Gegenstande.
Drittes Capitel. Von äußeren
Einwirkungen.
136. Auf dem empirischen Standpunkte läßt sich nicht bestimmt entscheiden, was
im Menschen angelegt, was von außen gewirkt sey, und schon die Einleitung in die
Meta- physik warnt uns, beyden Vorstellungsstarten nicht viel zu trauen,
indem sowohl der Begriff einer Mannigfaltigkeit von Anlagen in Einem, als der
von Ursachen und Wir- kungen jeder Art, zu denjenigen gehören, die nicht so, wie
sie sich uns zuerst vermittelst der Erfahrung darbieten, kön- nen
beybehalten werden.
Hier kann also nur das Auffallendste bemerkt werden, was wir am Menschen nach
äußern Umständen verschieden finden.
137. Zuerst nun kommt in Anschlag der Ort, wo der
Mensch lebt, mit allen den zahlreichen und weitgreifenden Einflüssen des Klima,
der Beschaffenheit von Grund und Boden, der Lage und Nachbarschaft. Was hieher
gehört, das pflegt in den historischen Vorträgen weitläuftig und in vielen
Beyspielen entwickelt zu werden.
138. Dann hat die Nation, zu welcher das Jndi- viduum
gehort, nicht bloß ein vorherrschendes Temperament,
135. Zwischen die Fragen nach der Anlage der Jn- dividuen und der Menschheit
würde man die Betrachtung der Menschenrassen in die Mitte stellen müssen, wenn
die letztere in psychologischer Hinsicht etwas sicheres ergäbe. Allein was
hierüber etwa zu sagen wäre, verbindet sich besser mit dem nächstfolgenden
Gegenstande.
Drittes Capitel. Von äußeren
Einwirkungen.
136. Auf dem empirischen Standpunkte läßt sich nicht bestimmt entscheiden, was
im Menschen angelegt, was von außen gewirkt sey, und schon die Einleitung in die
Meta- physik warnt uns, beyden Vorstellungsstarten nicht viel zu trauen,
indem sowohl der Begriff einer Mannigfaltigkeit von Anlagen in Einem, als der
von Ursachen und Wir- kungen jeder Art, zu denjenigen gehören, die nicht so, wie
sie sich uns zuerst vermittelst der Erfahrung darbieten, kön- nen
beybehalten werden.
Hier kann also nur das Auffallendste bemerkt werden, was wir am Menschen nach
äußern Umständen verschieden finden.
137. Zuerst nun kommt in Anschlag der Ort, wo der
Mensch lebt, mit allen den zahlreichen und weitgreifenden Einflüssen des Klima,
der Beschaffenheit von Grund und Boden, der Lage und Nachbarschaft. Was hieher
gehört, das pflegt in den historischen Vorträgen weitläuftig und in vielen
Beyspielen entwickelt zu werden.
138. Dann hat die Nation, zu welcher das Jndi- viduum
gehort, nicht bloß ein vorherrschendes Temperament,
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135. Zwischen die Fragen nach der Anlage der Jn-
dividuen und der Menschheit würde man die Betrachtung
der Menschenrassen in die Mitte stellen müssen, wenn
die letztere in psychologischer Hinsicht etwas sicheres ergäbe.
Allein was hierüber etwa zu sagen wäre, verbindet sich
besser mit dem nächstfolgenden Gegenstande.
Drittes Capitel.
Von äußeren Einwirkungen.
136. Auf dem empirischen Standpunkte läßt sich nicht
bestimmt entscheiden, was im Menschen angelegt, was von
außen gewirkt sey, und schon die Einleitung in die Meta-
physik warnt uns, beyden Vorstellungsstarten nicht viel zu
trauen, indem sowohl der Begriff einer Mannigfaltigkeit
von Anlagen in Einem, als der von Ursachen und Wir-
kungen jeder Art, zu denjenigen gehören, die nicht so, wie
sie sich uns zuerst vermittelst der Erfahrung darbieten, kön-
nen beybehalten werden.
Hier kann also nur das Auffallendste bemerkt werden,
was wir am Menschen nach äußern Umständen verschieden
finden.
137. Zuerst nun kommt in Anschlag der Ort, wo
der Mensch lebt, mit allen den zahlreichen und weitgreifenden
Einflüssen des Klima, der Beschaffenheit von Grund
und Boden, der Lage und Nachbarschaft. Was hieher
gehört, das pflegt in den historischen Vorträgen weitläuftig
und in vielen Beyspielen entwickelt zu werden.
138. Dann hat die Nation, zu welcher das Jndi-
viduum gehort, nicht bloß ein vorherrschendes Temperament,
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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/115>, abgerufen am 13.02.2025.
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