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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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terie aber ist real, als eine Summe einfacher Wesen; und
in diesen Wesen geschieht wirklich etwas, wel-
ches die Erscheinung einer räumlichen Existenz
zur Folge hat
.

Die Erklärung der Materie beruhet ganz und gar da-
rauf, daß man zeige, wie den innern Zuständen der Wesen
(den Selbsterhaltungen) gewisse Raumbestimmungen, als
nothwendige Auffassungs-Weisen für den Zuschauer, zuge-
hören; die, eben weil sie nichts reales sind, sich nach jenen
innern Zuständen richten müssen, so daß ein Schein von
Attraction und Repulsion entspringe. Das Gleichgewicht
der beyden letzteren bestimmt der Materie ihren Grad von
Dichtigkeit, desgleichen ihre Elasticität, ihre Krystallform
bey freyer Verdichtung, mit einem Worte ihre wesentlichen
Eigenschaften, die solchergestalt ursprünglich in den Quali täten
der einfachen Wesen begründet sind.

Den Raum erfüllt die Materie niemals als ein geo-
metrisches Continuum (dergleichen aus einfachen Theilen
nicht kann zusammengesetzt werden), sondern mit unvoll-
kommner
gegenseitiger Durchdringung ihrer benachbarten
einfachen Theile. (Wegen des Widerspruchs hierin ver-
gleiche man die Anmerkung zu 151.)

Undurchdringlich ist jede Materie nur für diejenigen
Wesen, welche das in ihr vorhandene Gleichgewicht der Attra-
ction und Repulsion nicht abzuändern vermögen. Durchdring-
lich ist eine jede für ihre Auflösungsmittel.

Anmerkung. Wegen der vorstehenden und nachfol-
genden Sätze muß auf des Verfassers Metaphysik verwiesen
werden, mit welcher die Naturphilosophie verbunden ist.




terie aber ist real, als eine Summe einfacher Wesen; und
in diesen Wesen geschieht wirklich etwas, wel-
ches die Erscheinung einer räumlichen Existenz
zur Folge hat
.

Die Erklärung der Materie beruhet ganz und gar da-
rauf, daß man zeige, wie den innern Zuständen der Wesen
(den Selbsterhaltungen) gewisse Raumbestimmungen, als
nothwendige Auffassungs-Weisen für den Zuschauer, zuge-
hören; die, eben weil sie nichts reales sind, sich nach jenen
innern Zuständen richten müssen, so daß ein Schein von
Attraction und Repulsion entspringe. Das Gleichgewicht
der beyden letzteren bestimmt der Materie ihren Grad von
Dichtigkeit, desgleichen ihre Elasticität, ihre Krystallform
bey freyer Verdichtung, mit einem Worte ihre wesentlichen
Eigenschaften, die solchergestalt ursprünglich in den Quali täten
der einfachen Wesen begründet sind.

Den Raum erfüllt die Materie niemals als ein geo-
metrisches Continuum (dergleichen aus einfachen Theilen
nicht kann zusammengesetzt werden), sondern mit unvoll-
kommner
gegenseitiger Durchdringung ihrer benachbarten
einfachen Theile. (Wegen des Widerspruchs hierin ver-
gleiche man die Anmerkung zu 151.)

Undurchdringlich ist jede Materie nur für diejenigen
Wesen, welche das in ihr vorhandene Gleichgewicht der Attra-
ction und Repulsion nicht abzuändern vermögen. Durchdring-
lich ist eine jede für ihre Auflösungsmittel.

Anmerkung. Wegen der vorstehenden und nachfol-
genden Sätze muß auf des Verfassers Metaphysik verwiesen
werden, mit welcher die Naturphilosophie verbunden ist.




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[125/0133] terie aber ist real, als eine Summe einfacher Wesen; und in diesen Wesen geschieht wirklich etwas, wel- ches die Erscheinung einer räumlichen Existenz zur Folge hat. Die Erklärung der Materie beruhet ganz und gar da- rauf, daß man zeige, wie den innern Zuständen der Wesen (den Selbsterhaltungen) gewisse Raumbestimmungen, als nothwendige Auffassungs-Weisen für den Zuschauer, zuge- hören; die, eben weil sie nichts reales sind, sich nach jenen innern Zuständen richten müssen, so daß ein Schein von Attraction und Repulsion entspringe. Das Gleichgewicht der beyden letzteren bestimmt der Materie ihren Grad von Dichtigkeit, desgleichen ihre Elasticität, ihre Krystallform bey freyer Verdichtung, mit einem Worte ihre wesentlichen Eigenschaften, die solchergestalt ursprünglich in den Quali täten der einfachen Wesen begründet sind. Den Raum erfüllt die Materie niemals als ein geo- metrisches Continuum (dergleichen aus einfachen Theilen nicht kann zusammengesetzt werden), sondern mit unvoll- kommner gegenseitiger Durchdringung ihrer benachbarten einfachen Theile. (Wegen des Widerspruchs hierin ver- gleiche man die Anmerkung zu 151.) Undurchdringlich ist jede Materie nur für diejenigen Wesen, welche das in ihr vorhandene Gleichgewicht der Attra- ction und Repulsion nicht abzuändern vermögen. Durchdring- lich ist eine jede für ihre Auflösungsmittel. Anmerkung. Wegen der vorstehenden und nachfol- genden Sätze muß auf des Verfassers Metaphysik verwiesen werden, mit welcher die Naturphilosophie verbunden ist.

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/133>, abgerufen am 19.04.2024.