Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Despotismus und Rohigkeit mit sich träget. Die Japo-
nesen
, ein Volk von Sinesischer Cultur, wahrscheinlich
aber von Mongolischer Herkunfta), sind fast durchgehends
übel gewachsen, von dickem Kopf, kleinen Augen, stum-
pfen Nasen, platten Backen, fast ohne Bart und meistens
von schiefen Beinen; ihre Regierungsform und Weisheit ist
voll gewaltsamen Zwanges, nur ihrem Lande durchaus be-
quemet. Eine dritte Art Despotismus herrscht im Tibet,
dessen Gottesdienst sich weit hinan in die barbarischen Step-
pen ziehet.

Die östliche Bildungb) ziehet sich mit den Gebürgen
auf die Halbinsel jenseit des Ganges herunter, wo mit den
Bergen sich auch wahrscheinlich die Völker hinaberstreckten.
Das Königreich Assam, das an die Tatarei grenzt, bezeich-

net
a) Allgem. Samml. der Reisen Th. II. S. 595. Charlevoix.
Von den Sinesen f. Olof Toree Reise nach Surate und Chi-
na S. 68. Allgem. Reisen Th. 6. S. 130.
b) Die ältern Nachrichten beschreiben die Tibetaner als ungestalt.
S. allgem. Reisen B. 7. S. 382. Nach neuern (Pallas
Nord-Beitr. B. 4. S. 280.) wird dieses gemildert, welche
Milderung auch die Lage ihres Erdstrichs zu begünstigen scheinet.
Wahrscheinlich sind sie ein roher Uebergang zur Jndostanischen
Bildung.

Deſpotismus und Rohigkeit mit ſich traͤget. Die Japo-
neſen
, ein Volk von Sineſiſcher Cultur, wahrſcheinlich
aber von Mongoliſcher Herkunfta), ſind faſt durchgehends
uͤbel gewachſen, von dickem Kopf, kleinen Augen, ſtum-
pfen Naſen, platten Backen, faſt ohne Bart und meiſtens
von ſchiefen Beinen; ihre Regierungsform und Weisheit iſt
voll gewaltſamen Zwanges, nur ihrem Lande durchaus be-
quemet. Eine dritte Art Deſpotismus herrſcht im Tibet,
deſſen Gottesdienſt ſich weit hinan in die barbariſchen Step-
pen ziehet.

Die oͤſtliche Bildungb) ziehet ſich mit den Gebuͤrgen
auf die Halbinſel jenſeit des Ganges herunter, wo mit den
Bergen ſich auch wahrſcheinlich die Voͤlker hinaberſtreckten.
Das Koͤnigreich Aſſam, das an die Tatarei grenzt, bezeich-

net
a) Allgem. Samml. der Reiſen Th. II. S. 595. Charlevoix.
Von den Sineſen f. Olof Toree Reiſe nach Surate und Chi-
na S. 68. Allgem. Reiſen Th. 6. S. 130.
b) Die aͤltern Nachrichten beſchreiben die Tibetaner als ungeſtalt.
S. allgem. Reiſen B. 7. S. 382. Nach neuern (Pallas
Nord-Beitr. B. 4. S. 280.) wird dieſes gemildert, welche
Milderung auch die Lage ihres Erdſtrichs zu beguͤnſtigen ſcheinet.
Wahrſcheinlich ſind ſie ein roher Uebergang zur Jndoſtaniſchen
Bildung.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0032" n="20"/>
De&#x017F;potismus und Rohigkeit mit &#x017F;ich tra&#x0364;get. Die <hi rendition="#fr">Japo-<lb/>
ne&#x017F;en</hi>, ein Volk von Sine&#x017F;i&#x017F;cher Cultur, wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
aber von Mongoli&#x017F;cher Herkunft<note place="foot" n="a)">Allgem. Samml. der Rei&#x017F;en Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 595. <hi rendition="#fr">Charlevoix.</hi><lb/>
Von den Sine&#x017F;en f. <hi rendition="#fr">Olof Toree</hi> Rei&#x017F;e nach Surate und Chi-<lb/>
na S. 68. Allgem. Rei&#x017F;en Th. 6. S. 130.</note>, &#x017F;ind fa&#x017F;t durchgehends<lb/>
u&#x0364;bel gewach&#x017F;en, von dickem Kopf, kleinen Augen, &#x017F;tum-<lb/>
pfen Na&#x017F;en, platten Backen, fa&#x017F;t ohne Bart und mei&#x017F;tens<lb/>
von &#x017F;chiefen Beinen; ihre Regierungsform und Weisheit i&#x017F;t<lb/>
voll gewalt&#x017F;amen Zwanges, nur ihrem Lande durchaus be-<lb/>
quemet. Eine dritte Art De&#x017F;potismus herr&#x017F;cht im <hi rendition="#fr">Tibet</hi>,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Gottesdien&#x017F;t &#x017F;ich weit hinan in die barbari&#x017F;chen Step-<lb/>
pen ziehet.</p><lb/>
          <p>Die o&#x0364;&#x017F;tliche Bildung<note place="foot" n="b)">Die a&#x0364;ltern Nachrichten be&#x017F;chreiben die Tibetaner als unge&#x017F;talt.<lb/>
S. allgem. Rei&#x017F;en B. 7. S. 382. Nach neuern (<hi rendition="#fr">Pallas</hi><lb/>
Nord-Beitr. B. 4. S. 280.) wird die&#x017F;es gemildert, welche<lb/>
Milderung auch die Lage ihres Erd&#x017F;trichs zu begu&#x0364;n&#x017F;tigen &#x017F;cheinet.<lb/>
Wahr&#x017F;cheinlich &#x017F;ind &#x017F;ie ein roher Uebergang zur Jndo&#x017F;tani&#x017F;chen<lb/>
Bildung.</note> ziehet &#x017F;ich mit den Gebu&#x0364;rgen<lb/>
auf die Halbin&#x017F;el jen&#x017F;eit des Ganges herunter, wo mit den<lb/>
Bergen &#x017F;ich auch wahr&#x017F;cheinlich die Vo&#x0364;lker hinaber&#x017F;treckten.<lb/>
Das Ko&#x0364;nigreich A&#x017F;&#x017F;am, das an die Tatarei grenzt, bezeich-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">net</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0032] Deſpotismus und Rohigkeit mit ſich traͤget. Die Japo- neſen, ein Volk von Sineſiſcher Cultur, wahrſcheinlich aber von Mongoliſcher Herkunft a), ſind faſt durchgehends uͤbel gewachſen, von dickem Kopf, kleinen Augen, ſtum- pfen Naſen, platten Backen, faſt ohne Bart und meiſtens von ſchiefen Beinen; ihre Regierungsform und Weisheit iſt voll gewaltſamen Zwanges, nur ihrem Lande durchaus be- quemet. Eine dritte Art Deſpotismus herrſcht im Tibet, deſſen Gottesdienſt ſich weit hinan in die barbariſchen Step- pen ziehet. Die oͤſtliche Bildung b) ziehet ſich mit den Gebuͤrgen auf die Halbinſel jenſeit des Ganges herunter, wo mit den Bergen ſich auch wahrſcheinlich die Voͤlker hinaberſtreckten. Das Koͤnigreich Aſſam, das an die Tatarei grenzt, bezeich- net a) Allgem. Samml. der Reiſen Th. II. S. 595. Charlevoix. Von den Sineſen f. Olof Toree Reiſe nach Surate und Chi- na S. 68. Allgem. Reiſen Th. 6. S. 130. b) Die aͤltern Nachrichten beſchreiben die Tibetaner als ungeſtalt. S. allgem. Reiſen B. 7. S. 382. Nach neuern (Pallas Nord-Beitr. B. 4. S. 280.) wird dieſes gemildert, welche Milderung auch die Lage ihres Erdſtrichs zu beguͤnſtigen ſcheinet. Wahrſcheinlich ſind ſie ein roher Uebergang zur Jndoſtaniſchen Bildung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/32
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/32>, abgerufen am 24.04.2024.