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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.

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Helvidius, Cato, Dion und Bru-
tus kennen: ich empfing die Idee eines
Staats, der nach gleichen Gesetzen und
Rechten verwaltet wird, einer Regierung,
die der Freiheit ihrer Unterthanen die höch-
ste Achtung erweiset. Von ihm lernte ich
standhaft und ohne Scheu die Philosophie
hochschätzen, gutthätig seyn auf die beste
reichste Weise, jederzeit das Beste hoffen,
und auf die Liebe der Freunde trauen; es
ihnen gestehen, worinn man mit ihnen un-
zufrieden sei; was man wolle oder nicht
wolle, sie nicht errathen lassen, sondern es
ihnen klar sagen."

"Haben wir den Verstand mit einan-
der gemein, so ist uns auch die Vernunft
gemein, durch die wir vernünftig sind.
Ist dieses: so ist uns auch die Vernunft
gemein, die vorschreibt, was wir zu thun
und nicht zu thun haben. Ist dies, so

Helvidius, Cato, Dion und Bru-
tus kennen: ich empfing die Idee eines
Staats, der nach gleichen Geſetzen und
Rechten verwaltet wird, einer Regierung,
die der Freiheit ihrer Unterthanen die hoͤch-
ſte Achtung erweiſet. Von ihm lernte ich
ſtandhaft und ohne Scheu die Philoſophie
hochſchaͤtzen, gutthaͤtig ſeyn auf die beſte
reichſte Weiſe, jederzeit das Beſte hoffen,
und auf die Liebe der Freunde trauen; es
ihnen geſtehen, worinn man mit ihnen un-
zufrieden ſei; was man wolle oder nicht
wolle, ſie nicht errathen laſſen, ſondern es
ihnen klar ſagen.“

„Haben wir den Verſtand mit einan-
der gemein, ſo iſt uns auch die Vernunft
gemein, durch die wir vernuͤnftig ſind.
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gemein, die vorſchreibt, was wir zu thun
und nicht zu thun haben. Iſt dies, ſo

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[27/0036] Helvidius, Cato, Dion und Bru- tus kennen: ich empfing die Idee eines Staats, der nach gleichen Geſetzen und Rechten verwaltet wird, einer Regierung, die der Freiheit ihrer Unterthanen die hoͤch- ſte Achtung erweiſet. Von ihm lernte ich ſtandhaft und ohne Scheu die Philoſophie hochſchaͤtzen, gutthaͤtig ſeyn auf die beſte reichſte Weiſe, jederzeit das Beſte hoffen, und auf die Liebe der Freunde trauen; es ihnen geſtehen, worinn man mit ihnen un- zufrieden ſei; was man wolle oder nicht wolle, ſie nicht errathen laſſen, ſondern es ihnen klar ſagen.“ „Haben wir den Verſtand mit einan- der gemein, ſo iſt uns auch die Vernunft gemein, durch die wir vernuͤnftig ſind. Iſt dieſes: ſo iſt uns auch die Vernunft gemein, die vorſchreibt, was wir zu thun und nicht zu thun haben. Iſt dies, ſo

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/36>, abgerufen am 28.03.2024.