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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796.

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92.

Es thut mir leid, daß ich Ihrem Frag-
ment einige Einwendungen entgegensetzen
muß; wozu aber wäre die Heuchelei auch
im Lobe des Geschmacks der Alten nöthig?

Zuerst giebt ihr Fragment es selbst
zu, daß auch vor der sogenannten Erwek-
kung der Alten in jedem Fach große Män-
ner, Denker und Dichter gelebt haben;
und eben so wenig wird bezweifelt werden
können, daß seit dieser Entdeckung große
Männer gelebt und geschrieben haben, die
von den Alten wenig oder nichts wußten.
Ich darf von den ersten nur Dante, von

92.

Es thut mir leid, daß ich Ihrem Frag-
ment einige Einwendungen entgegenſetzen
muß; wozu aber waͤre die Heuchelei auch
im Lobe des Geſchmacks der Alten noͤthig?

Zuerſt giebt ihr Fragment es ſelbſt
zu, daß auch vor der ſogenannten Erwek-
kung der Alten in jedem Fach große Maͤn-
ner, Denker und Dichter gelebt haben;
und eben ſo wenig wird bezweifelt werden
koͤnnen, daß ſeit dieſer Entdeckung große
Maͤnner gelebt und geſchrieben haben, die
von den Alten wenig oder nichts wußten.
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[15/0034] 92. Es thut mir leid, daß ich Ihrem Frag- ment einige Einwendungen entgegenſetzen muß; wozu aber waͤre die Heuchelei auch im Lobe des Geſchmacks der Alten noͤthig? Zuerſt giebt ihr Fragment es ſelbſt zu, daß auch vor der ſogenannten Erwek- kung der Alten in jedem Fach große Maͤn- ner, Denker und Dichter gelebt haben; und eben ſo wenig wird bezweifelt werden koͤnnen, daß ſeit dieſer Entdeckung große Maͤnner gelebt und geſchrieben haben, die von den Alten wenig oder nichts wußten. Ich darf von den erſten nur Dante, von

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet08_1796/34>, abgerufen am 29.03.2024.