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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.

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Die rechte Hand.

Ein edler Neger, seinem Lande frech-
Entraubet, blieb auch in der Sklaverei
Ein Königssohn, that edel seinen Dienst,
Und ward der Mitgefangnen Trost und Rath.
Einst als sein Herr, der weiße Teufel,
wütend
Im Zorn der Sklaven Einem schnellen Tod
Aussprach, trat Fetu bittend vor ihn hin,
Und zeigte seine Unschuld: "Widersprichst
Du Mir? Du selbst, Du sollst sein Henker
seyn!"
"Sogleich! antwortet Fetu, nur noch
Einen,
Noch einen Augenblick!" Er flog hinweg,
Die rechte Hand.

Ein edler Neger, ſeinem Lande frech-
Entraubet, blieb auch in der Sklaverei
Ein Koͤnigsſohn, that edel ſeinen Dienſt,
Und ward der Mitgefangnen Troſt und Rath.
Einſt als ſein Herr, der weiße Teufel,
wuͤtend
Im Zorn der Sklaven Einem ſchnellen Tod
Ausſprach, trat Fetu bittend vor ihn hin,
Und zeigte ſeine Unſchuld: „Widerſprichſt
Du Mir? Du ſelbſt, Du ſollſt ſein Henker
ſeyn!“
„Sogleich! antwortet Fetu, nur noch
Einen,
Noch einen Augenblick!“ Er flog hinweg,
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[18/0025] Die rechte Hand. Ein edler Neger, ſeinem Lande frech- Entraubet, blieb auch in der Sklaverei Ein Koͤnigsſohn, that edel ſeinen Dienſt, Und ward der Mitgefangnen Troſt und Rath. Einſt als ſein Herr, der weiße Teufel, wuͤtend Im Zorn der Sklaven Einem ſchnellen Tod Ausſprach, trat Fetu bittend vor ihn hin, Und zeigte ſeine Unſchuld: „Widerſprichſt Du Mir? Du ſelbſt, Du ſollſt ſein Henker ſeyn!“ „Sogleich! antwortet Fetu, nur noch Einen, Noch einen Augenblick!“ Er flog hinweg,

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/25>, abgerufen am 19.04.2024.