Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Bist Du und mußt es seyn. Die Freiheit ist
Das höchste Gut. Gott ist der Menschen,
nicht
Allein der Weißen Vater. Gäb' er doch
In aller meiner Brüder Sinn und Herz,
Nach Afrika zu handeln, nicht daraus
Euch zu entwenden, Euch zu kaufen und
Zu quälen!" --

"Guter Herr, ich kann Euch nicht
Verlassen: denn nie war ich Euer Sklav'.
Ihr fodertet nicht mehr von mir als andre
Für sich arbeiten. Ich war glücklicher
Und reicher als so viele Weiße. Laßt
Mich bei Euch, lieber Herr."
"So bleibe dann
In meinem Dienst, Du guter Jakob, doch
Als freier Mann. Du feierst diese Woche
Dein Freiheitfest, und dann arbeitest Du,
So lange Dirs gefällt, um guten Lohn
Bei mir, bis ich Dich treu versorge. Sei
Mein Freund! Jakob."
Der Schwarze drückt die Hand

Biſt Du und mußt es ſeyn. Die Freiheit iſt
Das hoͤchſte Gut. Gott iſt der Menſchen,
nicht
Allein der Weißen Vater. Gaͤb' er doch
In aller meiner Bruͤder Sinn und Herz,
Nach Afrika zu handeln, nicht daraus
Euch zu entwenden, Euch zu kaufen und
Zu quaͤlen!“ —

„Guter Herr, ich kann Euch nicht
Verlaſſen: denn nie war ich Euer Sklav'.
Ihr fodertet nicht mehr von mir als andre
Fuͤr ſich arbeiten. Ich war gluͤcklicher
Und reicher als ſo viele Weiße. Laßt
Mich bei Euch, lieber Herr.“
„So bleibe dann
In meinem Dienſt, Du guter Jakob, doch
Als freier Mann. Du feierſt dieſe Woche
Dein Freiheitfeſt, und dann arbeiteſt Du,
So lange Dirs gefaͤllt, um guten Lohn
Bei mir, bis ich Dich treu verſorge. Sei
Mein Freund! Jakob.“
Der Schwarze druͤckt die Hand
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="3">
            <pb facs="#f0043" n="36"/>
            <l>Bi&#x017F;t Du und mußt es &#x017F;eyn. Die Freiheit i&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Das ho&#x0364;ch&#x017F;te Gut. Gott i&#x017F;t der Men&#x017F;chen,</l><lb/>
            <l>nicht</l><lb/>
            <l>Allein der Weißen Vater. Ga&#x0364;b' er doch</l><lb/>
            <l>In aller meiner Bru&#x0364;der Sinn und Herz,</l><lb/>
            <l>Nach Afrika zu handeln, nicht daraus</l><lb/>
            <l>Euch zu entwenden, Euch zu kaufen und</l><lb/>
            <l>Zu qua&#x0364;len!&#x201C; &#x2014;</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>&#x201E;Guter Herr, ich kann Euch nicht</l><lb/>
            <l>Verla&#x017F;&#x017F;en: denn nie war ich Euer Sklav'.</l><lb/>
            <l>Ihr fodertet nicht mehr von mir als andre</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r &#x017F;ich arbeiten. Ich war glu&#x0364;cklicher</l><lb/>
            <l>Und reicher als &#x017F;o viele Weiße. Laßt</l><lb/>
            <l>Mich bei Euch, lieber Herr.&#x201C;</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>&#x201E;So bleibe dann</l><lb/>
            <l>In meinem Dien&#x017F;t, Du guter <hi rendition="#g">Jakob</hi>, doch</l><lb/>
            <l>Als freier Mann. Du feier&#x017F;t die&#x017F;e Woche</l><lb/>
            <l>Dein Freiheitfe&#x017F;t, und dann arbeite&#x017F;t Du,</l><lb/>
            <l>So lange Dirs gefa&#x0364;llt, um guten Lohn</l><lb/>
            <l>Bei mir, bis ich Dich treu ver&#x017F;orge. Sei</l><lb/>
            <l>Mein Freund! Jakob.&#x201C;</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Der Schwarze dru&#x0364;ckt die Hand</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0043] Biſt Du und mußt es ſeyn. Die Freiheit iſt Das hoͤchſte Gut. Gott iſt der Menſchen, nicht Allein der Weißen Vater. Gaͤb' er doch In aller meiner Bruͤder Sinn und Herz, Nach Afrika zu handeln, nicht daraus Euch zu entwenden, Euch zu kaufen und Zu quaͤlen!“ — „Guter Herr, ich kann Euch nicht Verlaſſen: denn nie war ich Euer Sklav'. Ihr fodertet nicht mehr von mir als andre Fuͤr ſich arbeiten. Ich war gluͤcklicher Und reicher als ſo viele Weiße. Laßt Mich bei Euch, lieber Herr.“ „So bleibe dann In meinem Dienſt, Du guter Jakob, doch Als freier Mann. Du feierſt dieſe Woche Dein Freiheitfeſt, und dann arbeiteſt Du, So lange Dirs gefaͤllt, um guten Lohn Bei mir, bis ich Dich treu verſorge. Sei Mein Freund! Jakob.“ Der Schwarze druͤckt die Hand

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/43
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/43>, abgerufen am 28.03.2024.