Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.neue Richtung zu geben. So gären main A 4
neue Richtung zu geben. So gaͤren main A 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0015" n="7"/><hi rendition="#fr">neue Richtung zu geben. So gaͤren<lb/> Griechiſch-Roͤmiſch-Nordiſch-Orienta-<lb/> liſch-Helleniſtiſche Daͤmpfe ganze Jahr-<lb/> hunderte: ſie brauſen gewaltig auf: die<lb/> Hefen ſinken endlich langſam, und nun!<lb/> was iſt ausgegaͤhret? ein neuer Moder-<lb/> ner Geſchmack in Sprachen, Wiſſen-<lb/> ſchaften und Kuͤnſten.</hi> Habe ich wider die<lb/> Geſchichte geredet? — Nein! — Und waͤre<lb/> es alſo nicht eine nuͤtzliche Bemuͤhung fuͤr ei-<lb/> nen Hiſtoriſch-Philoſophiſchen Scheidekuͤnſt-<lb/> ler, <hi rendition="#fr">dieſen Geſchmack</hi> in ſeine Theile auf-<lb/> zuloͤſen: und fuͤr eine ganze Nation das ſchwe-<lb/> re Geſchaͤffte zu uͤbernehmen: eine <hi rendition="#fr">Geſchichte<lb/> des menſchlichen Verſtandes</hi> zu liefern —<lb/> uͤber das <hi rendition="#fr">ganze Menſchliche Geſchlecht?</hi> —<lb/> wer kennet dies? — nur uͤber die Voͤlker, die<lb/> auf uns einen wirklichen Einfluß gehabt! —<lb/> und uͤber ihren ganzen Geiſt? Auch nicht!<lb/> Er forſche nur, wie nach den verſchiednen<lb/> Wanderungen und Verwandlungen der Geiſt<lb/> der Litteratur ſeine gegenwaͤrtige Geſtalt an-<lb/> genommen. Solch ein Werk wuͤrde den ent-<lb/> weiheten Namen: <hi rendition="#aq">hiſtoire de l’eſprit hu-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">A 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">main</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0015]
neue Richtung zu geben. So gaͤren
Griechiſch-Roͤmiſch-Nordiſch-Orienta-
liſch-Helleniſtiſche Daͤmpfe ganze Jahr-
hunderte: ſie brauſen gewaltig auf: die
Hefen ſinken endlich langſam, und nun!
was iſt ausgegaͤhret? ein neuer Moder-
ner Geſchmack in Sprachen, Wiſſen-
ſchaften und Kuͤnſten. Habe ich wider die
Geſchichte geredet? — Nein! — Und waͤre
es alſo nicht eine nuͤtzliche Bemuͤhung fuͤr ei-
nen Hiſtoriſch-Philoſophiſchen Scheidekuͤnſt-
ler, dieſen Geſchmack in ſeine Theile auf-
zuloͤſen: und fuͤr eine ganze Nation das ſchwe-
re Geſchaͤffte zu uͤbernehmen: eine Geſchichte
des menſchlichen Verſtandes zu liefern —
uͤber das ganze Menſchliche Geſchlecht? —
wer kennet dies? — nur uͤber die Voͤlker, die
auf uns einen wirklichen Einfluß gehabt! —
und uͤber ihren ganzen Geiſt? Auch nicht!
Er forſche nur, wie nach den verſchiednen
Wanderungen und Verwandlungen der Geiſt
der Litteratur ſeine gegenwaͤrtige Geſtalt an-
genommen. Solch ein Werk wuͤrde den ent-
weiheten Namen: hiſtoire de l’eſprit hu-
main
A 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/15 |
Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/15>, abgerufen am 11.12.2023. |