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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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es nicht sagen, daß es dir wie manchen Mah-
lern gegangen, die das Pferd besser, als den
Reiter treffen; allein wie ungern fand ich hie
und da einen Abbruch zur Unzeit! Reden
kömmt vom Reden. Thun vom Thun. Wei-
ber essen sich trunken. Männer müssen Po-
käle haben, wenn sie warm an der Stirn wer-
den sollen! --

Auszug aus einem Briefe nach Kö-
nigsberg.

Gern seh ich, daß du den König sehen
wirst! -- Wenn er dich mit seinem Auge elec-
trisirt, fühl es, daß es ein königlicher Funke
sey. Grüß den König von mir. Das heißt,
sieh ihn für dich und für mich! Man glaubt
gleich alles im Menschen zu finden, was der
andre sagt. So kann man für gros und klein,
klug und unklug gehalten werden, je nachdem
man im Ruf ist. -- Es ist gut, daß sich die
Könige nur selten, und dann zu Pferde zeigen.
Sie sind gebohrne Reiter. Wandelten sie un-
ter uns, wie oft würde der allerunterthänigst
treugehorsamste Knecht sein Uebergewicht em-
pfinden! --

Fortsetzung des vorigen Briefes auf
meine Epistel von Berlin.

Es giebt olympischen Reid oder Eifer-

sucht!

es nicht ſagen, daß es dir wie manchen Mah-
lern gegangen, die das Pferd beſſer, als den
Reiter treffen; allein wie ungern fand ich hie
und da einen Abbruch zur Unzeit! Reden
koͤmmt vom Reden. Thun vom Thun. Wei-
ber eſſen ſich trunken. Maͤnner muͤſſen Po-
kaͤle haben, wenn ſie warm an der Stirn wer-
den ſollen! —

Auszug aus einem Briefe nach Koͤ-
nigsberg.

Gern ſeh ich, daß du den Koͤnig ſehen
wirſt! — Wenn er dich mit ſeinem Auge elec-
triſirt, fuͤhl es, daß es ein koͤniglicher Funke
ſey. Gruͤß den Koͤnig von mir. Das heißt,
ſieh ihn fuͤr dich und fuͤr mich! Man glaubt
gleich alles im Menſchen zu finden, was der
andre ſagt. So kann man fuͤr gros und klein,
klug und unklug gehalten werden, je nachdem
man im Ruf iſt. — Es iſt gut, daß ſich die
Koͤnige nur ſelten, und dann zu Pferde zeigen.
Sie ſind gebohrne Reiter. Wandelten ſie un-
ter uns, wie oft wuͤrde der allerunterthaͤnigſt
treugehorſamſte Knecht ſein Uebergewicht em-
pfinden! —

Fortſetzung des vorigen Briefes auf
meine Epiſtel von Berlin.

Es giebt olympiſchen Reid oder Eifer-

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[28/0034] es nicht ſagen, daß es dir wie manchen Mah- lern gegangen, die das Pferd beſſer, als den Reiter treffen; allein wie ungern fand ich hie und da einen Abbruch zur Unzeit! Reden koͤmmt vom Reden. Thun vom Thun. Wei- ber eſſen ſich trunken. Maͤnner muͤſſen Po- kaͤle haben, wenn ſie warm an der Stirn wer- den ſollen! — Auszug aus einem Briefe nach Koͤ- nigsberg. Gern ſeh ich, daß du den Koͤnig ſehen wirſt! — Wenn er dich mit ſeinem Auge elec- triſirt, fuͤhl es, daß es ein koͤniglicher Funke ſey. Gruͤß den Koͤnig von mir. Das heißt, ſieh ihn fuͤr dich und fuͤr mich! Man glaubt gleich alles im Menſchen zu finden, was der andre ſagt. So kann man fuͤr gros und klein, klug und unklug gehalten werden, je nachdem man im Ruf iſt. — Es iſt gut, daß ſich die Koͤnige nur ſelten, und dann zu Pferde zeigen. Sie ſind gebohrne Reiter. Wandelten ſie un- ter uns, wie oft wuͤrde der allerunterthaͤnigſt treugehorſamſte Knecht ſein Uebergewicht em- pfinden! — Fortſetzung des vorigen Briefes auf meine Epiſtel von Berlin. Es giebt olympiſchen Reid oder Eifer- ſucht!

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/34>, abgerufen am 18.04.2024.