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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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Eine Gardefou, eine Warnungstafel, den
Blöden zum Besten: dass ich hier mit keiner
wirklichen Excellenz wirklich colloquirt habe;
denn ausserdem, dass ich alsdann gewiss we-
niger zum Wort gekommen wäre, würd' ich
auch meine wenigeren Worte unschwer zu
verzuckern nicht ermangelt haben. -- Wenn
der Künstler auf blosse Portraite eingeschränkt
ist und keine Ideale mehr wagen darf, so
agonisirt seine Kunst, und auch sein Genie
liegt in den letzten Zügen; doch muss man
in seinen Idealen eine auserlesene Sammlung
von Portraiten finden, falls sie den Namen
Ideale verdienen sollen. In einer Venus lag
ein Extrakt von fünfhundert schönen Mädchen
-- Meine Excellenz ist in der Ideenwelt; sie
wird indess hoffentlich kenntlich genug geblie-
ben seyn, und man kann ihren Widerschein
gewiss mehr als fünfhundert mal finden. Die
eigentliche Absicht war, vermittelst dieses ma-
gischen Spiegels mein Müthlein an der gefäl-
ligen Ungerechtigkeit zu kühlen, die unser
Geschlecht dem schönen beweiset -- ohne
dass das letztere es dazu anlegen will, sich

Eine Gardefou, eine Warnungstafel, den
Blöden zum Besten: daſs ich hier mit keiner
wirklichen Excellenz wirklich colloquirt habe;
denn auſserdem, daſs ich alsdann gewiſs we-
niger zum Wort gekommen wäre, würd’ ich
auch meine wenigeren Worte unschwer zu
verzuckern nicht ermangelt haben. — Wenn
der Künstler auf bloſse Portraite eingeschränkt
ist und keine Ideale mehr wagen darf, so
agonisirt seine Kunst, und auch sein Genie
liegt in den letzten Zügen; doch muſs man
in seinen Idealen eine auserlesene Sammlung
von Portraiten finden, falls sie den Namen
Ideale verdienen sollen. In einer Venus lag
ein Extrakt von fünfhundert schönen Mädchen
— Meine Excellenz ist in der Ideenwelt; sie
wird indeſs hoffentlich kenntlich genug geblie-
ben seyn, und man kann ihren Widerschein
gewiſs mehr als fünfhundert mal finden. Die
eigentliche Absicht war, vermittelst dieses ma-
gischen Spiegels mein Müthlein an der gefäl-
ligen Ungerechtigkeit zu kühlen, die unser
Geschlecht dem schönen beweiset — ohne
daſs das letztere es dazu anlegen will, sich

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[18/0026] Eine Gardefou, eine Warnungstafel, den Blöden zum Besten: daſs ich hier mit keiner wirklichen Excellenz wirklich colloquirt habe; denn auſserdem, daſs ich alsdann gewiſs we- niger zum Wort gekommen wäre, würd’ ich auch meine wenigeren Worte unschwer zu verzuckern nicht ermangelt haben. — Wenn der Künstler auf bloſse Portraite eingeschränkt ist und keine Ideale mehr wagen darf, so agonisirt seine Kunst, und auch sein Genie liegt in den letzten Zügen; doch muſs man in seinen Idealen eine auserlesene Sammlung von Portraiten finden, falls sie den Namen Ideale verdienen sollen. In einer Venus lag ein Extrakt von fünfhundert schönen Mädchen — Meine Excellenz ist in der Ideenwelt; sie wird indeſs hoffentlich kenntlich genug geblie- ben seyn, und man kann ihren Widerschein gewiſs mehr als fünfhundert mal finden. Die eigentliche Absicht war, vermittelst dieses ma- gischen Spiegels mein Müthlein an der gefäl- ligen Ungerechtigkeit zu kühlen, die unser Geschlecht dem schönen beweiset — ohne daſs das letztere es dazu anlegen will, sich

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/26>, abgerufen am 29.03.2024.